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Historisches Museum präsentiert alte Schätze an neuen Fassaden

19.04.2017 | 14:40 Uhr | Kultur
Historisches Museum präsentiert alte Schätze an neuen Fassaden

(kus) Der Neubau für das Historische Museum Frankfurt wird im Mai an seinen Nutzer übergeben. Rechtzeitig vor diesem Meilenstein des großen Projekts sind die Fassaden des großen Ausstellungshauses mit Skulpturen ausgestattet worden. Nachdem bereits seit November 2016 Spoliengruppen unter anderem mit Inschriftensteinen, Schluss- und Kragsteinen in den zwölf Nischen der zum Römerberg gelegenen Nordfassade die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich gezogen haben, sind nun auch die zwölf Plätze an der Südfassade ausgestattet worden. Präsentiert werden hier figürliche Skulpturen des 17. bis 19. Jahrhunderts aus Frankfurter Gärten.

Die Skulpturen an der Südfassade sind nach ihrer Herkunft aus unterschiedlichen Gärten angeordnet. Im Westen beginnt die Reihe mit vier weiblichen Verkörperungen der schönen Künste, die von ihrem grünen Refugium in Rödelheim an die Zeil wanderten, von dort in die Forsthausstraße gelangten und schließlich in einem Garten in den Wallanlagen standen, bevor sie 1955 in das Historische Museum kamen.

Die in der Mitte der Galerie platzierte, muskulöse Figur des Herkules markierte einst den Anfang einer Allee im Garten des Frankfurter Stadtschultheißen Johannes Schwind (1580-1648), wie ein kolorierter Stich von Mathias Merian d. Ä. von der Friedberger Straße 164 zeigt. Sie wurde beschädigt, der Kopf ist verloren.

Die Figur der Göttin Flora trug zur arkadischen Stimmung im Garten des Weinhändlers Konrad Valentin Reineck (1657-1721) bei. Seit 1822 ist sie in städtischem Besitz und gelangte 1878, als das Stadtpalais abgerissen wurde, in das Historische Museum.

Mit Darstellungen antiker Gottheiten wie Minerva, Juno, Diana und Pluto verliehen der Schriftsteller und Preußische Rat Johann Michael von Loën (1694-1776) und der Bauunternehmer und Preußische Baurat Philipp Holzmann (1836-1904) ihren Gärten eine besondere Atmosphäre. Wie die Vierergruppe der Allegorien wurden sie von dem Bildhauer Cornelius Andreas Donett (1682-1748) angefertigt.

Nicht nur durch Überlassungen, auch durch Ankäufe sind die Skulpturen in die Sammlungen des Historischen Museums gelangt. Mit kuratorischer Sorgfalt wurden sie im Rahmen der Neukonzeption des Museums ausgewählt, um die Besucher und Passanten bereits in dem neuen Stadtraum, den der Museumsplatz eröffnet, an die Geschichte Frankfurts und den besonderen Charakter der alten Stadt heranzuführen.

Bei den „Spolien“ in den zwölf Nischen der Nordfassade handelt es sich um Fragmente und Überreste von Hausfassaden aus der Frankfurter Alt- und Neustadt. Die 50 Steine wurden nach Funktionen gruppiert. Nur ein Teil der Objekte gelangte nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in die Museumssammlung, ein großer Teil gelangte bereits um 1900 in die Museumssammlung, als moderne Straßen durch die eng bebaute Altstadt geplant und viele Häuser abgerissen wurden.

Wappensteine und Grabinschriften wurden zur Erinnerung an bedeutende Frankfurter Familien auch angekauft. So findet sich in Nische 4 an der Nordfassade die Grabstele von Domenico Marino Brentano (1686-1755). Nach einem erfolgreichen Prozess gegen den Rat der Stadt Frankfurt konnte er 1740 als erster Katholik das Frankfurter Bürgerrecht erwerben. Sein Sohn Pietro Antonio (1735-1795) war der erste Brentano, der dauerhaft in Frankfurt ansässig wurde.

Vor ihrer Aufstellung hat das Restauratoren-Team um Michael Hangleiter den empfindlichen Sand- und Kalkstein in den Werkstätten gereinigt. Die Positionierung der Skulpturen auf den Basaltsitzbänken am Museumsplatz und bei den Spolien die komplizierte Anbringung in den Nischen begleiteten die Restauratoren ebenfalls. Sobald das Museumsquartier im Mai übergeben wird, verschwinden die Bauzäune und auch der neue Platz wird öffentlich zugänglich. Dann können die neuen die Skulpturen- und Spoliengalerien ihre Wirkung entfalten. Im neuen Museumsquartier wird damit zugleich die erste Ausstellung eröffnet.

Das Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. hat die aufwendige Restaurierung der Skulpturen und Spolien großzügig unterstützt. Weitere Fördermittel hat der Hessische Museumsverband bewilligt.

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