Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Creed II |
Genre: | Drama |
Regie: | Steven Caple Jr. |
Kinostart: | 24.01.2019 |
Produktionsland: | USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 130 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/WarnerBrosAction |
Adonis Creed (Michael B. Jordan) hat es geschafft: Mit Hilfe seines Trainers und Mentors Rocky Balboa (Sylvester Stallone) ist der junge Boxer Schwergewichts-Weltmeister geworden. Und auch privat läuft alles rund, als seine Freundin Bianca (Tessa Thompson) seinen Heiratsantrag annimmt. So blickt Adonis einer rosigen Zukunft entgegen – bis er zu einem ganz besonderen Kampf herausgefordert wird, der alte Wunden wieder aufreißt. Viktor Drago (Florian Munteanu) will gegen ihn in den Ring treten. Er ist der Sohn von Ivan Drago (Dolph Lundgren), dem Mann, der den Vater von Adonis auf dem Gewissen hat. Der Boxer sieht keine andere Möglichkeit, als den Kampf anzunehmen. Doch Rocky rät ihm davon ab und ist nicht bereit, sich diesem dunklen Kapitel seiner Karriere noch einmal zu stellen. Doch Adonis schlägt alle Warnungen in den Wind und nimmt die Herausforderung an – was sich schnell als fataler Fehler erweisen könnte…
Als Ryan Coogler 2015 "Creed" in die Kinos brachte, war das eine wirklich positive Überraschung. Coogler ist es perfekt gelungen, die eigentlich komplett ausgeschöpfte Rocky-Saga weiterzuspinnen und sie gelichzeitig neu zu erfinden, indem der Fokus von Rocky Balboa auf Adonis Creed, dem Sohn seines einstigen Gegners und dann besten Freundes Apollo Creed, zu verschieben. Der Film war eine perfekte Mischung aus Nostalgie und Neuanfang, der mit einer guten Story und einem überzeugenden Michael B. Jordan punkten konnte. Die größte Überraschung aber war wohl die großartige Leistung von Sylvester Stallone, die dem Action-Star einen Golden Globe sowie eine Oscar-Nominierung einbrachten.
Keine Frage, dass nach diesem kommerziellen und künstlerischen Erfolg eine Fortsetzung her musste. Coogler hat den Regiestuhl an Steven Caple Jr. Übergeben, der die schwierige Aufgabe hatte, es dem gelungenen Vorgänger mit "Creed II: Rocky`s Legacy" zumindest gleich zu tun. Denn ihn qualitativ zu übertrumpfen, war eigentlich von vornherein unmöglich. Insgesamt ist es auch hier wieder gut gelungen, die neue Geschichte um Adonis und Bianca mit der Vergangenheit des Franchise zu verknüpfen. Dafür wurde ein direkter Bezug zu "Rocky IV" hergestellt, in dem Apollo Creed im Ring gestorben ist. Dolph Lundgren schlüpft erneut in die Rolle der eiskalten Kampfmaschine, wobei Ivan Drago – genauso wie Rocky Balboa – mittlerweile die Funktion des Trainers übernommen hat.
Und genau hier spielt der Film seine große Stärke aus. Es wird gekonnt vermieden, dass einfach noch einmal die Ereignisse von einst von der neuen Generation wiederholt werden. Vielmehr macht das Drehbuch, an dem Stallone erneut mitgeschrieben hat, aus Ivan Drago eine sehr interessante und erfreulich vielschichtige Figur. Durch die Niederlage gegen Rocky hat er alles verloren und er kann diese Schmach einfach nicht abschütteln. Was das aus ihm und aus seinem Sohn gemacht hat, gehört zu den interessantesten Aspekten dieser Fortsetzung. Überraschend ist auch, dass es den Machern gelungen ist, eine weitere Figur aus "Rocky IV" wieder auftreten zu lassen, mit der man nun wirklich nicht gerechnet hätte.
Ansonsten ist das Ganze aber nur eine weitere Wiederholung des allzu bekannten Konzepts. Sehr gut ausgeführt, aber ohne den positiven Überraschungseffekt, von dem "Creed" profitieren konnte. Immerhin hat Stallone die Gelegenheit genutzt, um die Geschichte von Rocky Balboa nun ein für allemal zu einem runden und schönen Ende zu bringen und der Reihe, sollte sie fortgesetzt werden, einen weiteren Neuanfang zu ermöglichen. Wer Teil 1 und die frühen "Rocky"-Filme mochte, der sollte sich "Creed II: Rocky`s Legacy" nicht entgehen lassen. Absolut sehenswert – mit einem kleinen Punktabzug für die Synchronstimme von Stallone, der dieses Mal nicht von seinem Stammsprecher Thomas Danneberg gesprochen wird.
Ein Artikel von Sebastian Betzold