von: Christian Setzepfandt, Frank Berger, Jutta Zwilling
erschienen: Societäts Verlag
am 02.11.2017
Nach drei Bänden rund um Unorte, gefolgt von Büchern über Frauenorte und Geldorte folgt nun mit "101 Männerorte" der nächste Stadtführer der etwas anderen Art. Das Schöne an diesen Büchern ist, dass sie Frankfurt als sehr facettenreiche Stadt vorstellen, ein wenig in die Geschichte der Mainmetropole eintauchen und gleichzeitig auch Orte vorstellen, die man als Frankfurter vielleicht vom Vorbeigehen kennt, deren Bedeutung einem aber bislang verborgen geblieben ist. Das ist auch bei den 101 Männerorten, die in diesem Buch besucht werden, der Fall. Anders ist im Vergleich zu den anderen Bänden der Reihe, dass hier mit sehr viel mehr Ironie und Augenzwinkern gearbeitet wird.
Um der gesellschaftlichen Realität möglichst nahe zu kommen, haben sich, wie die Verfasser im Vorwort selbst schreiben "ein Schwuler, ein hetero und eine Frau freundschaftlich zusammengefunden". Von politischer Korrektheit wollten sich die Drei dann auch nicht einschränken lassen, weshalb es hier dann auch ein paar Männerorte gibt, die man(n) vielleicht nicht wirklich in dem Buch erwartet hätte – obwohl sie ganz eindeutige Männerorte sind. Doch gerade in solchen Momenten sollten gerade Männer das Buch mit einer gewissen Selbstironie lesen, denn mit einer solchen ist es auch geschrieben.
Neben einigen sehr eindeutigen und dabei enorm unterschiedlichen Männerorten wie den Bordellen im Bahnhofsviertel oder dem Informationszentrum für Männerfragen gibt es aber auch solche Orte, die nicht per se Männerorte sind und erst durch die vorherrschende Dominanz des männlichen Geschlechts dort zu solchen werden. Dazu zählt etwa die Ausnüchterungszelle am Gleis 24 des Frankfurter Hauptbahnhofs ebenso wie der Vorstand der DZ-Bank oder die Modelfluggruppe des Frankfurter Vereins für Luftfahrt.
Wie schon in den anderen Büchern zeichnet sich auch "101 Männerorte" dadurch aus, dass hier ein Blick auf sehr unterschiedliche Facetten unserer Stadt geworfen wird und dabei einige bislang unbekannte Seiten zum Vorschein kommen. Der Leser lernt hier etwas über Orte, an denen man regelmäßig vorbei geht, ohne zu wissen, was sich dort verbirgt oder was von historischer Relevanz sich an dieser Stelle einst abgespielt hat. Und auch, wenn es sehr viel mehr als in den anderen Büchern um Sex und um Toiletten geht, so muss nicht befürchtet werden, dass wir Männer hier nur auf unsere untere Körperregion reduziert werden. Ein interessanter, humorvoller und wirklich bunter Stadtführer – nicht nur für Männer. Empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold