Kommissar Andreas Rauscher hat es in seinem nunmehr neunten Fall wirklich nicht leicht. Nachdem schon seine vorherige Ermittlung durch seine Liebe zur Eintracht eine Herzensangelegenheit war, trifft es Rauscher dieses Mal richtig persönlich. Denn ein EU-Politiker wird ermordet, der vorhatte, den Hessen ihren geliebten Apfelwein zu vermiesen. Und ausgerechnet ein Verfechter der Ebbelwoi-Kultur soll der Täter sein. Daran will und kann Rauscher nicht glauben. Und so legt er sich mit seinem Chef, mit dem er schon seit dem Eintracht-Fall auf Kriegsfuß steht, an mit der Folge, dass er suspendiert wird. Das hält einen Rauscher natürlich nicht davon ab, weiter zu ermitteln. Selbst als er merkt, dass auch seine neue Freundin, die ebenfalls vom Dienst freigestellte Kommissarin Jana Kern, unter seinem Hitzkopf zu leiden hat und sich seine Kollegen von ihm abwenden, lässt er nicht von dem Fall ab. Doch dann wird auch sein Sohn Mäxchen mit reingezogen…
"Ebbelwoijunkie" ist der bislang persönlichste Fall für den Ermittler aus Frankfurt – und das nicht nur wegen seiner großen Liebe zum Apfelwein. Auch seine berufliche Zukunft und sein privates Glück stehen in dem neuen Rauscher-Krimi auf dem Spiel. Für treue Leser, denen die Charaktere längst ans Herz gewachsen sind, steigert das die Spannung des kurzweiligen Romans natürlich noch zusätzlich. Da am Ende zwar der Fall gelöst wird, aber für Rauscher persönlich Vieles im Unklaren bleibt, wird es interessant sein zu sehen, wie sich seine Zukunft entwickeln wird – und ob er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.
Denn es ist stets seine Unbeherrschtheit, die ihn und andere in Schwierigkeiten bringt – auch wenn ihm diese Charaktereigenschaft schon des Öfteren bei der Lösung seiner Fälle hilfreich war. Sollte er auch jetzt noch seinen Dickkopf im bisherigen Umfang behalten, würde er allerdings Gefahr laufen, nicht nur sein privates Glück und seine befreundeten Kollegen zu verlieren, sondern es sich langsam auch mit den Lesern zu verscherzen. Doch alles deutet darauf hin, dass es im zehnten Buch zu Veränderungen kommen wird – wie auch immer diese aussehen werden. Man darf gespannt sein!
Gerd Fischer hat auch dieses Mal wieder eine mit viel Lokalkolorit angereicherte Krimihandlung konstruiert, die nach Fluglärm, Gentrifizierung der Stadt oder Eintracht mit dem Ebbelwoi erneut ein Thema behandelt, das vielen Frankfurtern am Herzen liegt. Das Buch ist wie seine Vorgänger sehr kurzweilig geschrieben, so dass die 246 Seiten schnell verschlungen sind. Man merkt beim Lesen, dass hier ein echter Frankfurt-Liebhaber in die Tasten gehauen hat. Genau das macht "Ebbelwoijunkie" zu einem spannenden, kurzweiligen Frankfurt-Krimi, der die Rauscher-Reihe sehr gelungen fortsetzt und gerade für alle Liebhaber der Mainmetropole mit sehr viel Lokalkolorit und seiner regional ausgerichteten Geschichte eine unterhaltsame Lektüre bietet. Daher gibt es für das Buch, in dem sogar unser Oberbürgermeister als Kämpfer gegen EU-Regulierungswahnsinn und für den Erhalt unserer Apfelwein-Kultur präsentiert wird, ein ganz klares: Lesenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold