Rödelheim ist um eine kulturelle Institution reicher: Am Montag, 24. Juni, wurde hier das „Atelier PetriHaus Wolfgang Steubing“ eingeweiht. Der neue Bau erweitert das historische Petrihaus um einen dringend benötigten Veranstaltungssaal, kamen in dem bisherigen Gebäude doch nur sehr wenige Besucher unter. „Heute, ziemlich genau 300 Jahre nach Fertigstellung des Petrihauses, feiern wir erneut eine Einweihung, ein Gebäude, das das Alte nicht verdeckt – die Romantik bleibt“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Eröffnung.
Wilhelm Bender vom Förderverein Petrihaus sagte: „Wir freuen uns sehr, dass Herr Oberbürgermeister Feldmann mit uns heute das ‚Atelier PetriHaus Wolfgang Steubing‘ einweiht. Das neue Veranstaltungsgebäude wird nicht nur das Ensemble um das Petrihaus sehr schön ergänzen, sondern auch eine neue Attraktion für den Stadtteil Rödelheim darstellen.“
Genutzt werden wird das neue Gebäude ab September. Von da an sollen in dem Atelierhaus Lesungen, Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Bis dahin soll noch ein Garten angelegt werden. Die Bauarbeiten des neuen Gebäudes hatten gut zwei Jahre gedauert. Das historische Petrihaus verfiel in den 1980er-Jahren zusehends, stand einst sogar vor dem Abriss. Dies verhinderten engagierte Bürger. Auf Initiative des ehemaligen Fraport-Vorstandsvorsitzenden Wilhelm Bender gründete sich ein Förderverein, der das Gebäude instand setzte und als kulturelles Begegnungszentrum etablierte. Das Petrihaus erstrahlte in neuem Glanz, gewann einen Denkmalschutzpreis, zog immer mehr Besucher an und wurde auf die Dauer zu klein, weshalb nun der Erweiterungsbau entstand – wieder dank tatkräftiger Unterstützung durch die Bürger einschließlich Bender. Namensgeber Wolfgang Steubing, Unternehmer und Aufsichtsratsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, leistete als Mäzen einen entscheidenden Beitrag zum Zustandekommen des Projektes.
Feldmann dankte in seiner Rede ausdrücklich allen Unterstützern des Projektes, würdigte das Schaffen Benders und unterstrich die lange Tradition bürgerschaftlichen Engagements in Frankfurt: „Hier hat sich in Frankfurt über die Jahrhunderte nichts geändert – und das ist auch gut so!“
Das idyllisch im Brentanopark gelegene Petrihaus wurde um das Jahr 1720 herum erbaut. 1819 wurde es vom damaligen Besitzer, dem Bäckermeister Johannes Petri, an den Bankier Georg Brentano verkauft – der hatte lange darum geboten. Georg, Bruder von Clemens Brentano und Bettina von Arnim, ließ das Gebäude im Landhausstil umbauen – es wurde Teil eines großen Gartengebiets, das Brentano angelegt hatte. Fortan war die Geschichte des Hauses nicht nur mit den Brentanos, sondern insgesamt mit der Epoche der Romantik verknüpft. Bettina von Arnim galt nicht nur als wegweisende Dichterin dieser Epoche, sie nutzte ihre Popularität auch zur Sozialkritik, trifft sich später mit Karl Marx und gilt als Wegbegleiterin der Revolution von 1848.
Die große Gartenanlage der Brentanos wird von den Nachfahren Georgs im Jahr 1926 an die Stadt Frankfurt verkauft, im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört. Das Landhaus musste abgerissen werden, dort befindet sich heute das Brentanobad. Das Petrihaus wurde Teil des Betriebshofs der Stadtentwässerung, diente bis 1968 als Wohnung. Danach begann der Verfall des Hauses – von dem heute, dank des neuerlichen bürgerschaftlichen Engagements, nichts mehr zu spüren ist.