"Mainhattan – die Stadt, die um 22 Uhr schläft?“ Mit dieser provokanten Frage geht die Initiative Gastronomie Frankfurt e. V. (IGF) in einen breiten Dialog mit der Stadtgesellschaft und der Politik. Hintergrund ist, dass mit Beginn der Terrassensaison Diskussionen über Öffnungszeiten der Gastronomiebetriebe insbesondere in den Abendstunden zunehmen. Für einige Betriebe in der Innenstadt, wie etwa das Naiv in der Fahrgasse oder das Margarete in der Braubachstraße, könnte dies eine vorzeitige Schließung ihrer Terrassen bedeuten. Um 22 Uhr wäre dann für sie im Sommer Schluss. Die IGF fordert daher einen Kompromiss, der auch die Anwohnerinnen und Anwohner zufrieden stellen soll.
Dieser sieht vor, unter der Woche eine letzte Runde bis 23 Uhr und am Wochenende bis 00 Uhr zu ermöglichen. Zudem ruft sie Befürworter dieser Kompromisslösung dazu auf, sich öffentlich auf einer eigens dafür eingerichteten Kampagnen-Website zu äußern. Einige bekannte Gesichter aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gastronomie haben sich bereits zu Wort gemeldet. „In den Sommermonaten möchten alle draußen sitzen, auch am Abend, wenn es lange hell ist. Viele Gäste kommen erst gegen 20 Uhr zum Abendessen. Die Schließung um 22 Uhr würde
neben starkem Unmut bei den Gästen zu enormen Umsatzverlusten führen“, sagt Lena Iyigün, Vorstandsvorsitzende der Initiative Gastronomie Frankfurt. „Eine vorzeitige Schließung wäre
tragisch – tragisch nicht nur für die Gastronomie, die Kultur, den Handel, sondern auch für den Ruf in unserer Stadt und natürlich für alle Gäste, die in ihrem Lieblingsrestaurant, in ihrer Lieblingsbar einen ausgedehnten Sommerabend genießen möchten. Man stelle sich ein ähnliches Szenario in Barcelona, Paris oder Rom vor – undenkbar“, ergänzt Florian Joeckel,
Geschäftsführer des Massif Central und ebenfalls IGF-Mitglied.
Die IGF möchte einen Kompromiss erzielen, „mit dem beide Seiten gut leben können“, so Iyigün. Florian Joeckel geht sogar noch weiter: „Ich denke, wir brauchen für die Frankfurter
Innenstadt Sonderschutzzonen, die auch für Sport und Kultur gelten. Durch verlängerte Öffnungszeiten in diesen Zonen verbessern wir die Aufenthaltsqualität und stärken gleichzeitig
die hiesige Ökonomie.“ Für Iyigün gibt es weitere Gründe, die für eine geöffnete Außengastronomie bis mindestens 23 Uhr sprechen: „Wenn Gäste um 22 Uhr die Gastronomien verlassen müssen, verlagern sie ihre Aktivitäten erfahrungsgemäß auf öffentliche Plätze. Ähnliche Szenarien haben wir während der Pandemie bereits erlebt und die Auswirkungen kennen wir: Es führt nicht nur zu mehr Lärm der dort lebenden Anwohner, sondern auch zu einer deutlichen Vermüllung, wie wir sie an den Wochenenden an vielen Plätzen der Innenstadt erleben, zum Beispiel an der Alten Oper.“
Hinzu käme der Sicherheitsaspekt: Viele Gäste fühlten sich in der Innenstadt sicherer, wenn sie wissen, dass die Bar oder das Restaurant um die Ecke länger geöffnet hat. Letztlich sei eine ausreichend lange Öffnungszeit auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Städten. „Frankfurt zählt zu den fünf größten Städten Deutschlands, hat gemessen an der
Einwohnerzahl die größte Dichte an Gastronomien und genießt als Finanzplatz, mit der Universität und der Nähe zum internationalen Flughafen einen Ruf der Weltoffenheit bei
Geschäftsreisenden, Touristen und den Bürgerinnen und Bürgern. Diesen Ruf gilt es aufrechtzuerhalten“, meint Matthias Martinsohn, Mitglied im IGF-Vorstand. Befürworterinnen und Befürworter, die den Vorschlag der IGF mit ihrer Stimme unterstützen möchten, können über die Website der IGF ein offizielles Statement einreichen. Florian Joeckel: „Je mehr Stimmen wir aus der Frankfurter Bevölkerung gegen eine frühe Schließung der Außengastronomie sammeln, desto überzeugender können wir verdeutlichen, dass
Frankfurt eben nicht schon um 22 Uhr schlafen gehen will.“