Woran erkennt man in Frankfurt ganz deutlich, dass sich der Sommer mit großen Schritten nähert? An dem Aufblühen von Bäumen und Blumen? Daran, dass die Eisdielen der Stadt wieder geöffnet haben oder dass Cafés ihre Außenbestuhlung aus dem Winterlager holen? Das sind alles Anzeichen dafür, dass der Frühling da ist. Das deutlichste Zeichen ist aber, dass Frankfurts Brunnen wieder sprudeln. Und das ist jetzt tatsächlich wieder soweit, denn am Freitag, 5. April wurde mit einem traditionellen „Wasser marsch“ am Gutenberg-Denkmal auf dem Rossmarkt von Kulturdezernentin Ina Hartwig die Brunnen-Saison offiziell eröffnet. Dem Denkmal, das gleichzeitig auch ein Brunnen ist, werden in den kommenden Tagen nach und nach auch die übrigen Brunnen im Frankfurter Stadtgebiet folgen.
Zur Wahl des ersten Brunnens in diesem Jahr sagte Hartwig: „Ohne Gutenberg und seine Mitstreiter gäbe es keine moderne Informationsgesellschaft und keine Buchmessen-Stadt Frankfurt. Inmitten unserer pulsierenden Mainmetropole und vor den in den Himmel ragenden Bankentürmen bietet dieser Brunnen in den heißen Sommermonaten eine willkommene Erfrischung und lädt zum Verweilen ein.“
Das über 160 Jahre alte Gutenberg-Denkmal erinnert an den Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metall-Lettern, Johannes Gutenberg, sowie an die mit ihm in Frankfurt arbeitenden Drucker und Verleger. Überlebensgroß stehen Johannes Gutenberg mit der beweglichen Letter und einem großen Buch (Gutenberg-Bibel), Typograf Peter Schöffer, einige Werkzeuge tragend, und Gutenbergs Gläubiger Johann Fust in der Mitte der Stufenanlage. Unter dem Hauptgesims sind nebeneinander 14 Medaillon-Bildnisse von berühmten Buchdruckern angebracht, darunter die Köpfe der Frankfurter Buchdrucker Egenolff, Feyerabend, Andreae, dazu Gönner und Förderer der Druckkunst und ein Porträt des Schöpfers des Denkmals. Darunter befinden sich in Nischen vier Wappenfiguren, die für die vier ersten Druckerstädte Mainz, Straßburg, Venedig und Frankfurt stehen.
Vier allegorische Figuren, die Theologie, Poesie, Naturwissenschaft und Industrie verkörpern, sitzen auf niedrigen Postamenten. Die Wasserspeier in Gestalt von Elefant, Löwe, Lama und Stier über den Brunnenschalen stellen die damals bekannten vier Erdteile Asien, Afrika, Amerika und Europa dar und symbolisieren somit die weltweite Verbreitung der Erfindung. Auf der Gedenktafel steht die Inschrift: „Zu Ehren der Erfindung der Buchdruckerkunst errichtet bei der vierten Säkularfeier am 24. Juni 1840.“ Das im gotischen Stil gehaltene Brunnen-Denkmal wurde 1858 auf dem Roßmarkt enthüllt, Eduard von der Lausitz, Lehrer am Städelschen Kunstinstitut, hatte es angefertigt.
In Frankfurt gibt es 150 städtische Brunnen. Davon werden 110 durch das Kulturamt der Stadt betreut. Für den Betrieb, Erhalt und die Pflege stehen jährlich rund 321.000 Euro aus dem Etat des Kulturamtes zur Verfügung.
Durch das 2007 aufgelegte Brunnenprogramm stehen bis 2020 jährlich zusätzliche 100.000 Euro für notwendige Sanierungen bereit, die nicht über das jährliche Budget finanziert werden können. Mit diesen Mitteln wurden in den vergangenen Jahren unter anderem der Lucae- und der Marshallbrunnen umfangreich erneuert. Seit dem vergangenen Jahr sprudelt der Sindlinger Ranzenbrunnen wieder. „In diesem Jahr ist geplant, den Struwwelpeter-Brunnen und den Brunnen auf der Freßgass mit funktionierender Technik auszustatten und die Technikräume abzudichten“, sagte die Kulturdezernentin.