Oft wurde in den letzten Wochen vom „Licht am Ende des Tunnels“ gesprochen, das eine Perspektive für die Zeit nach dem Lockdown ankündigen könnte. Doch für viele Branchen ist dieses Licht noch in weiter Ferne – ebenso wie die lange angekündigten Hilfen, die nur schleppend eintreffen. Deshalb hat die Initiative Gastronomie Frankfurt e.V. (IGF) dazu aufgerufen, vor der kommenden Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch (3. März) ein Zeichen zu setzen. Daher leuchten seit dem Wochenende Restaurants, Bars und Clubs in allen Frankfurter Stadtteilen in grünem Licht. Mehr als 100 Mitgliederbetriebe beteiligen sich an der Aktion, die auf die schwierige Situation aufmerksam machen möchte.
„Wir haben sichere Orte geschaffen, an denen sich Menschen unter strengen Hygiene-Auflagen begegnen können und wir erwarten jetzt von der Politik eine nachvollziehbare und transparente Öffnungsstrategie, die unserer Branche und unseren vielen tausenden Mitarbeitern wieder Hoffnung gibt“, macht IGF-Vorstand Madjid Djamegari deutlich. Das grüne Licht soll dabei die Hoffnung symbolisieren, die (nicht nur) diese Brache in das Treffen setzt und ist zugleich ein Appell an die Politik, gastronomischen Betrieben eine Öffnungsperspektive zu geben. Unterstützt wird die Aktion von der DEHOGA Hessen und dem Leaders Club.
Seit Anfang November 2020 befinden sich Restaurants im Lockdown, Clubs bereits seit Mitte März 2020 – also beinahe seit einem Jahr! „In vielen Studien wurde belegt, dass Restaurantbesuche nicht Treiber der Pandemie sind. Dass dieser Branche ein andauerndes Sonderopfer abverlangt wird, ist ein Skandal“, so IGF-Vorstand Matthias Martinsohn, „wir müssen Wege finden, mit dem Virus zu leben und das kann nur bedeuten, die vulnerablen Gruppen schnell zu impfen und anschließend mithilfe von Teststrategien ein halbwegs normales Leben zu führen.“ Auch die Kultur- und Veranstaltungsbranche wirbt seit über einem halben Jahr für die Zulassung der Teilnahme an Veranstaltungen, wenn die Personen einen negativen Testbescheid vorweisen können.
Dass komplette Öffnungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich sind, ist wohl der gesamten Branche klar. Dennoch muss es auch für sie das vielbeschworene Licht am Ende des Tunnels geben: „Wir wissen, dass noch ein langer Weg vor uns liegt“, so IGF-Vorstand James Ardinast, „aber wir müssen jetzt die Öffnung diskutieren und einen verbindlichen und nachvollziehbaren Fahrplan verabschieden, um die Betriebe vor dem Exodus zu bewahren.“ Weitere Monate ohne Einnahmen würden viele von ihnen nicht überleben; die Angst vor der Pleitewelle sei groß. Ein erster Schritt könne die Öffnung der Außenterrassen sein, es brauche aber auch einen verbindlichen Fahrplan, wie und wann es auch für Innenräume in Restaurants, Bars und Clubs weitergehe. „Der Unmut bei den Kolleginnen und Kollegen ist verständlicherweise groß“, so Madjid Djamegari. „Es geht mittlerweile um das nackte Überleben in der Branche, die bisher so viel geleistet hat und sich mit großem Aufwand an die Auflagen gehalten hat.“
Weiterhin schleppende Auszahlung der November- und Dezemberhilfen
Ein echtes Ärgernis sind die erst vollmundig versprochenen, dann aber nur schleppend ausgezahlten Corona-Hilfen. Viele Betriebe fühlen sich zurecht im Stich gelassen und haben – so die IGF, den Glauben an eine Würdigung des Sonderopfers schwinden lassen. „Nach wie vor warten Teile der Betriebe auf die Novemberhilfe. Bei der Dezemberhilfe hat sogar die Mehrzahl der Betriebe Anfang März noch nicht die volle Auszahlung erhalten“, so Djamegari. IGF-Vorstandsmitglied Goran Petreski fügt hinzu: „Wir wollen nicht mehr mithilfe von finanziellen Hilfen über die Runden kommen. Wir wollen arbeiten und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder eine Perspektive geben.“ Petreski nennt einen weiteren Aspekt, der sich mangels Alternativen und Perspektiven in der Gastronomie beobachten lässt: „Immer mehr Menschen kehren der Branche den Rücken und schulen um. Diesen Prozess wieder umzukehren, wird Jahre dauern“, ist sich Petreski sicher.
Prominente Unterstützung
Die IGF ist nicht der einzige Verein, der sich kämpferisch gibt. Auch der DEHOGA Hessen hat sich thematisch angeschlossen und wirbt mit dem Slogan „Wir können. Wir wollen. Wann kriegen wir #grünes Licht?“ für eine Öffnungsperspektive. Der Leaders Club lässt seine Mitglieder am 1. März um 11:55 Uhr deutschlandweit an zentralen Plätzen die „Jerusalema Challenge“ aufführen und wirbt für die Aktion „Grünes Licht“ der IGF.
„Wir müssen jetzt in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen verbindliche Öffnungsstrategien und Modelle entwickeln und diese transparent kommunizieren“, so Madjid Djamegaris Appell an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ministerpräsidentenkonferenz. „Schließlich werden wir noch die kommenden Jahre oder Jahrzehnte mit diesem Virus leben müssen.“
Mehr Infos zur IGF findet Ihr auch unter: www.initiative-gastronomie.de