Überall wird über Nachhaltigkeit gesprochen. Den Menschen wird langsam klar, wie viel Müll sie produzieren und dass wirklich Jeder seinen Teil dazu beitragen muss, um unseren Planeten zu retten. In diese Zeit passt die To-Go-Mentalität der letzten Jahre eigentlich so gar nicht mehr. Aber wie kann man einem auf ständige Verfügbarkeit, Schnelligkeit und Bequemlichkeit ausgerichtetem Konsumverhalten sinnvoll und effektiv begegnen? Das haben sich Marlene Haas und Claudia Schäfer überlegt, die mit ihrer gemeinnützigen Initiative Cup2gether den Müllbergen, die durch To-Go-Becher entstehen, den Kampf angesagt haben. In einem Pilotprojekt konnten zahlreiche Cafés in den Stadtteilen Bornheim, Nordend und Ostend sowie über 1000 Bürger für ein neuartiges Pfandbechersystem gewonnen werden. Ein erster Erfolg, doch den beiden Cup2gether Initiatorinnen war auch klar: Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, muss das Pfandsystem auf die ganze Stadt ausgeweitet werden – und dafür braucht es einen professionellen Partner.
Der wurde in der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) gefunden, die nun mit dem #MainBecher eine neue Stufe des ambitionierten Nachhaltigkeits-Projekts zünden. Dass daran großes Interesse besteht, stellte FES Geschäftsführer Dirk Remmert gleich zu Beginn der Vorstellung des Pfandsystems vor. Noch nie sei eine Pressekonferenz so gut besucht gewesen, so Remmert. Umweltdezernentin Rosemarie Heilig freute sich über das große Medieninteresse, da ihr die Reduzierung der Müllberge, mit denen Frankfurt zu kämpfen hat, sehr am Herzen liegt. Gerade deshalb sei sie auch Marlene Haas und Claudia Schäfer sehr dankbar, denn ohne ihren Einsatz wäre die Stadt mit dem Projekt #MainBecher noch längst nicht so weit, wie jetzt.
In Frankfurt verstopfen jährlich geschätzt 25 Millionen Einwegbecher die öffentlichen Papierkörbe der Stadt oder verschmutzen den öffentlichen Raum. Diese Zahl soll durch das stadtweite Pfandsystem samt Mehrwegbecher in den kommenden Monaten und Jahren deutlich reduziert werden. „Die Stadt Frankfurt gibt jedes Jahr rund 50 Millionen Euro für die Reinhaltung von Straßen, Plätzen und Grünflächen aus“, sagte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig bei der öffentlichen Präsentation. „Als Aufsichtsrätin der FES bin ich stolz, dass mit dem #MainBecher ein weiterer Service für Frankfurterinnen und Frankfurter angeboten wird, der Abfallvermeidung in den Fokus rückt. Denn die Vermeidung von unnötigem Abfall muss unser Ziel sein.“ Besonders freue sie sich, dass es gelungen ist, einen Becher zu finden, der komplett aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und zudem kompostierbar ist, sagte die Stadträtin. „Wir wollten unbedingt ein wirklich grünes System haben. Wenn es einen Becher gibt, der aus einem Abfallprodukt der Papierherstellung von einem kleinen Unternehmen in der Region produziert wird, ist er der Richtige für uns.“
Der #MainBecher funktioniert im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Systemen fast bargeldlos. Nur zu Beginn müssen die Liebhaber des mobilen Kaffeetrinkens für drei Euro eine Pfandmarke erwerben. Die kleine Holzmünze passt bequem in den Geldbeutel und kann bei den Systemteilnehmern gegen den #MainBecher ein- oder ausgelöst werden. Angeboten wird der Becher zunächst in der Größe 0,4 Liter; eine kleinere Version 0,3 Liter ist ab November verfügbar. Es wird in Kürze auch für zwei Euro einen Deckel in FES-blau geben, der allerdings nicht Teil des Pfandsystems ist. Dieser Deckel kann aber über die Systemteilnehmer ebenfalls in Kürze miterworben werden. Eine Übersicht aller Systemteilnehmer ist auf der Internet-Seite http://www.mainbecher.de zu finden. In Kürze wird außerdem eine App fürs Smartphone bereitgestellt.
Nach einer Bürgerbefragung wurde ein neutrales Grau als Farbe für den Becher gewählt. Als Motive zieren der Frankfurt-Adler, das #MainBecher-Logo mit Skyline sowie – unten klein – der FES-Slogan „Keiner macht das so wie wir“ den aus 100% recycelbaren Materialien bestehenden Becher. Für Remmert ist klar: „Wem Frankfurt am Herzen liegt, der kommt am #MainBecher nicht vorbei.“ Marlene Haas und Claudia Schäfer sind glücklich, dass ihr Projekt von der Stadt und der FES mit großen Zielen weitergeführt wird: „Wir sind froh und dankbar, dass sich unser Projekt auf diese Weise verstetigt und mit der FES jetzt in die ganze Stadt getragen wird. Auch möchten wir an dieser Stelle Frankfurts Wirtschaftsdezernent Markus Frank danken, der wie die Umweltdezernentin an die Umsetzbarkeit und Aktualität eines solchen Umweltprojektes für Stadtteile, Cafés und Händler glaubte und dieses Engagement förderte. Wir freuen uns auch für die vielen engagierten Gastronomen und Konsumenten, denen jetzt endlich eine nachhaltige Alternative geboten werden kann.“
Zum Start des Pfandbechersystems konnten bereits drei Aral-Tankstellen, die Kantine der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen sowie diverse weitere Cafés und Kioske gewonnen werden. Gespräche mit weiteren namhaften Anbietern stehen vor dem Abschluss. Mit Hilfe des FES-Sponsoringpartners Löwen Frankfurt ist zudem eine Tür zu den großen Sportveranstaltungen in Frankfurt aufgestoßen. Mit 30.000 Bechern geht es los, in den kommenden anderthalb Jahren soll sich die Zahl auf 120.000 Becher erhöhen. Das System soll sich darüber hinaus nicht nur in Frankfurt, sondern im gesamten Rhein-Main Gebiet etablieren. Dafür müssen nun möglichst viele Systemteilnehmer gefunden werden, die nichts dafür zahlen müssen, dass sie sich beteiligen – ob als reine Auffüll-Station, als Tausch-Station oder mit dem Komplettangebot. Und dann müssen natürlich auch die Konsumenten mitspielen. Man darf gespannt sein, ob sich die Zahl der weggeworfenen To-Go-Becher in Mülleimern und Grünanlagen tatsächlich verringern wird.