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Neue Senckenberg-Ausstellung: Eine Dino-Ausgrabungsstätte mitten in Frankfurt

07.06.2020 | 20:56 Uhr | Stadtgeflüster
Neue Senckenberg-Ausstellung: Eine Dino-Ausgrabungsstätte mitten in Frankfurt
Neue Senckenberg-Ausstellung: Eine Dino-Ausgrabungsstätte mitten in Frankfurt

Eine Ausstellung unter den Einschränkungen, die eine Pandemie mit sich bringt, zu eröffnen, war für das Team vom Senckenberg Naturmuseum eine große Herausforderung. Doch auf der anderen Seite kommt die Ausstellung „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ genau zur richtigen Zeit. Denn dass Deutschland bislang verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen ist, liegt daran, dass es hierzulande anscheinend ein großes Vertrauen in die Wissenschaft gibt. Und bei Senckenberg steht die Vermittlung von Wissenschaft und Forschung im Vordergrund. Es soll vermittelt werden, wie sie funktioniert – und dafür ist diese Ausstellung ein sehr gutes Beispiel. An und im Senckenberg Naturmuseum kann bis zum 25. Oktober Forschung und Wissenschaft hautnah erlebt werden. 

Dafür wurde Anfang des Jahres ein etwa 20 Quadratmeter großer Gesteinsblock voller Dinosaurier-Knochen auf dem Seeweg aus den USA nach Frankfurt gebracht. Am Museum wurde dann vom Offenbacher Künstlerkollektiv YRD.Works dann ein temporärer Ausstellungsraum entworfen, der es einem Team von Paläontologen und Paläontologinnen erlaubt, vor den Augen von Besuchern nach Dino-Knochen zu graben und diese dann unter Laborbedingungen zu Präparieren. Das aus der Lance-Formation in Wyoming geborgene „Bonebed“, reich an Knochen von Edmontosaurus und weiteren Fossilien, birgt bis zu 1.000 Fundstücke – da gibt es wirklich eine Menge zu entdecken. Unter diesen Fundstücken sind auch winzige Bernsteine oder einzelne Zähne, die durch die ungewöhnliche Grabungssituation analysiert werden können. 

„Zähne sind oftmals ein sehr gutes Archiv für Informationen aus der Vergangenheit“, erläutert Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums in Frankfurt. Gemeinsam mit Kolleg*innen der Goethe-Universität untersucht er die chemische Zusammensetzung des Zahnschmelzes der Edmontosauruszähne. Über Isotopenanalysen erlangen die Forschenden Informationen über Umweltbedingungen und Ernährungsgewohnheiten des Entenschnabeldinosauriers. 

Mit dieser Kooperationsausstellung, die gemeinsam mit dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis, dem Frankfurter Kunstverein und mit National Geographic auf die Beine gestellt wurde, rückt auch ein wertvolles Objekt der Senckenberg-Dauerausstellung in den Fokus der Betrachtung und wird dabei neu inszeniert: die Edmontosaurus-Mumie, genannt Edmond. Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt beheimatet seit mehr als 100 Jahren das für die Wissenschaft bedeutende Fossil, das – wie auch das Bonebed – aus der Lance-Formation in Wyoming stammt und wegen seines nahezu vollständigen Skeletts und der Hauterhaltung ein wichtiges Zeugnis für das Aussehen der Dinosaurier ist. 

Die Ausstellung und ganz besonders der Teil im Pavillon außerhalb des Museums, soll den Focus auf die Arbeit der Forscher*innen legen, die an Orten wie dem Bonebed in Wyoming und in Forschungseinrichtungen auf der Ganzen Welt arbeiten, um wissenschaftliche Fragen der Vergangenheit zu klären, die auch für unsere Zukunft von Bedeutung sind. In diesem Fall geht es darum zu klären, wie das das Ökosystem der Dinosaurier von Wyoming in der späten Kreidezeit, vor knapp 70 Millionen Jahren, aussah, als die CO2-Konzentration in der Atmosphäre deutlich höher war als heutzutage. Wie lebten und starben die riesigen Tiere, wer fraß wen und welche Herausforderungen mussten sie in ihrem tagtäglichen Überlebenskampf bewältigen, bis das Zeitalter der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren mit einem Schlag endete? 15 Wissenschaftler*innen aus acht Forschungsinstituten verfolgen verschiedene Methoden und Fragestellungen – von der Herkunft kleiner Bernsteine im Sediment, über die Untersuchung von Holzkohle hin zur Geochemie des Zahnschmelzes – um gemeinsam das Ökosystem vor fast 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren, es zu verstehen und die Bildung des Bonebeds zu klären. 

Eigentlich sollte „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ auch eine Ausstellung zum Anfassen sein, bei der sich auch die Besucher*innen selbst an einer Ausgrabung versuchen dürfen. Das ist nun aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht möglich – aber Prof. Dr. Andreas Mulch hofft, dass dieses schöne Angebot im Laufe des Sommers doch noch mit in den Ausstellungsbesuch aufgenommen werden darf. Aber auch so ist es eine sehr spannende und sehenswerte Schau geworden, die Wissenschaft, Forschung, Kunst und Digitales auf unterhaltsame wie lehrreiche Art zusammenführt. 

Die Ausstellung ist bis zum 25. Oktober im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zu sehen. Mehr Infos findet Ihr unter: https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/ausstellung/sonderausstellungen/edmonds-urzeitreich/

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