Die Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert ab dem 8. November 2024 eine umfassende Retrospektive des deutsch-amerikanischen Künstlers Hans Haacke. Die Ausstellung zeigt Werke aus den letzten sechs Jahrzehnten und bietet einen tiefen Einblick in das Schaffen einer der prägendsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst, die bis zum 9. Februar 2025 zu sehen sein wird. Mit rund 70 Exponaten – darunter Gemälde, Fotografien, Installationen und Filme – beleuchtet die Schau die Schlüsselthemen, die Haackes Werk seit jeher durchziehen: Institutionskritik, ökologische Zusammenhänge und Demokratie.
Haacke, geboren 1936 in Köln und seit 1965 in New York ansässig, hat sich weltweit einen Namen als Vordenker der politischen Konzeptkunst gemacht. In seinen Arbeiten untersucht er gesellschaftliche und ökologische Systeme, hinterfragt institutionelle Strukturen und lädt Betrachter
zur kritischen Reflexion ein. Von frühen kinetischen und biologischen Werken, inspiriert durch seine Freundschaft mit Otto Piene und die Einflüsse der ZERO-Gruppe, bis hin zu seinen politisch aufgeladenen Installationen nimmt Haacke in der Schirn eine vielschichtige Perspektive auf gesellschaftliche Zusammenhänge ein. Besonders bekannt ist er für seine sogenannten „Realzeit-Systeme“, in denen er physikalische, biologische und soziale Prozesse in Echtzeit dokumentiert und damit die Komplexität und Fragilität von Systemen zeigt.
Ein Highlight der Ausstellung ist Haackes ikonisches Werk Gift Horse (2014), das ursprünglich für den Trafalgar Square in London geschaffen wurde. Die imposante, 4,5 Meter hohe Skulptur eines Pferdeskeletts greift das Motiv des imperialen Denkmals auf und dient zugleich als Kommentar auf die Dominanz wirtschaftlicher Interessen und klassengeprägter Gesellschaftsstrukturen. Eine Live-Anzeige der Frankfurter Börse auf dem Werk unterstreicht den Bezug zur Marktwirtschaft und symbolisiert den Einfluss der Finanzmärkte.
Direktor Sebastian Baden betont die Aktualität der Ausstellung: „Hans Haacke ist eine Legende der politischen Konzeptkunst. Seine Themen wie Demokratie und Ökologie sind hochaktuell und laden dazu ein, über die Herausforderungen unserer Zeit nachzudenken. Haackes Werk hat einen großen Einfluss auf die heutige Kunstszene und inspiriert Künstler
weltweit.“ Auch Kuratorin Ingrid Pfeiffer hebt Haackes vielfältige künstlerische Methoden hervor: „Er verbindet unterschiedliche Materialien und Techniken und schafft Strukturen, die poetisch, humorvoll und oft provokant wirken. Haacke bleibt stets seinen Überzeugungen treu und setzt sich konsequent für Demokratie und Meinungsfreiheit ein.“
Haackes kritisches Werk führte mehrfach zu Konflikten mit Institutionen. So wurde etwa seine Ausstellung im Guggenheim Museum 1971 abgesagt, nachdem seine Arbeit Shapolsky et al. die dubiosen Immobiliengeschäfte einer New Yorker Gruppe offenlegte. Die Installation Manet-PROJEKT ’74 wurde aus einer Jubiläumsausstellung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln verbannt, da sie die Verstrickungen früherer Besitzer eines Manet-Werks in den Nationalsozialismus offenlegte.
Neben den kritischen, politisch aufgeladenen Installationen zeigt die Schirn auch partizipative Arbeiten, darunter MoMA Poll (1970), mit der Haacke im Museum of Modern Art die politische Einstellung der Besucherabfragte. Ein aktueller Publikumspoll soll auch in Frankfurt stattfinden und das interaktive Element von Haackes Werk hervorheben.
Die Retrospektive umfasst Werke aus prominenten Sammlungen wie dem Museum Ludwig in Köln, der TATE in London und dem Whitney Museum of American Art in New York. Sie wurde von der Kulturstiftung des Bundes und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
Die Ausstellung bietet eine Gelegenheit, Haackes Werk und seine kritische Perspektive auf die Welt zu erleben – eine Einladung zur Auseinandersetzung mit der Rolle der Kunst in Zeiten globaler Herausforderungen.