Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig hat am Montag, 25. März, in Anwesenheit von Oberbürgermeister Mike Josef den Startschuss für die Kampagne „Frankfurt – Hauptstadt der Demokratie“ gegeben. Mit Plakaten im öffentlichen Raum, Informationen in den Sozialen Netzwerken, einer Tagung in der Paulskirche und als Höhepunkt dem „Lauf für die Demokratie“ erinnert Frankfurt an seine besondere Demokratiegeschichte.
Oberbürgermeister Josef sagt: „Frankfurt am Main steht wie keine andere Stadt für die Demokratie, die Paulskirche im Zentrum gilt sogar als Wiege der deutschen Demokratie. Dass sich Frankfurterinnen und Frankfurter das immer wieder bewusst machen ist wichtig, denn es gilt, gemeinsam für unsere demokratischen Werte einzustehen und für sie zu streiten.“
Am Donnerstag, 28. März, jährt sich ein bedeutendes Ereignis der deutschen Demokratiegeschichte: Vor 175 Jahren haben in der Paulskirche die Abgeordneten der ersten deutschen Nationalversammlung die Reichsverfassung unterzeichnet. Sie ist, trotz ihres Scheiterns, ein Meilenstein des deutschen Parlamentarismus und unserer Demokratie. „Eine Tatsache“, sagt die Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, „die fast nur noch Fachexperten bekannt ist. Dabei finden sich die in der Paulskirchenverfassung festgehaltenen Grundrechte fast eins zu eins im Grundgesetz wieder. Man könnte wohl ein Spiel daraus machen, die ein oder andere Textpassage nebeneinander zu legen und raten zu lassen, aus welchem Jahr diese stammt: 1849 oder 1949.“ Passend dazu lautet der Plakat-Slogan: „Wir feiern 175 Jahre Paulskirchenverfassung. In Frankfurt erdacht. Im Grundgesetz verankert.“
1848/1849 wurde in Frankfurt innerhalb eines Jahres ein Verfassungstext formuliert, der in weiten Teilen bis heute Gültigkeit besitzt. In Frankfurt beginnt die deutsche Verfassungsgeschichte. 100 Jahre später, nach Tyrannei und Menschheitsverbrechen – ein Neuanfang. Diesen Umstand greift das zweite Plakat der Kampagne auf: „Wir feiern 75 Jahre Grundgesetz. In Frankfurt besprochen. In Deutschland gelebt.“
Frankfurt war der Ort, wo einerseits der Auftrag erteilt wurde, eine Verfassung zu erarbeiten, niedergelegt in den Frankfurter Dokumenten am 1. Juli 1948, und wo andererseits am 12. Mai 1949, vor 75 Jahren, dieser Text, das Grundgesetz, von den (West-)Alliierten Militärgouverneuren genehmigt wurde – im damaligen I.G.-Farben-Haus (der heutigen Goethe-Universität). Das Grundgesetz war vier Tage zuvor in Bonn verabschiedetet worden. Am 23. Mai 1949 trat es in Kraft, die Bundesrepublik war gegründet. Wie erinnert man an dieses, für unser Land entscheidende, Datum?
Der „Lauf für die Demokratie” am Donnerstag, 23. Mai, ist als dezentrale Sportveranstaltung mit einem gemeinsamen Zieleinlauf geplant, zu dem sich Läuferinnen und Läufer kostenfrei anmelden können. Oberbürgermeister Josef sagt: „Der Lauf bringt das alles verbindende Element Sport hinzu, das freut mich insbesondere auch als Sportdezernent unserer Stadt.“ Historisches Vorbild ist der Sternlauf von 1948, bei dem sich tausende aktive Sportler auf den Weg zur Paulskirche machten. Bei dieser ersten geschlossenen Manifestation des Sports nach dem Zweiten Weltkrieg übergaben Deutsche Leichtathletik-Meister Grußbotschaften jener Städte und Länder an Oberbürgermeister Dr. h.c. Walter Kolb und machten mit ihren Spenden den Wiederaufbau der Stätte des ersten deutschen Parlaments möglich.
Die Möglichkeit zur Anmeldung und weitere Informationen gibt es ab Montag, 1. April, online unter paulskirche.de. Hier finden sich auch weiterführende Informationen zu den geplanten Veranstaltungen.
Bereits am Sonntag, 5. Mai, wird es aus Anlass des Grundgesetzjubiläums in der Paulskirche eine Podiumsdiskussion geben. Gemeinsam mit der Stiftung Orte der Deutschen Demokratiegeschichte und der Evangelischen Akademie lädt die Stadt Frankfurt ein. Unter dem Titel „In bester Verfassung?!“ diskutieren Peter Müller, ehemaliger Verfassungsrichter in Karlsruhe, der Historiker Prof. Dieter Langewiesche, ausgewiesener Experte für die Themen Nationalismus und Liberalismus, die Frankfurter Politikwissenschaftlerin Prof. Nicole Deitelhoff, Direktorin des Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung und die Schriftstellerin Daniela Danz, unter anderem Leiterin des Bundeswettbewerbs „Demokratisch Handeln“. Danach wird die Paulskirche zur Bühne für eine szenische Lesung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (KGParl). Die Schauspielerin Ulrike Folkerts und der Schauspieler Moritz Heidelbach lesen aus Briefwechseln von Abgeordneten der Paulskirche in Korrespondenz mit ihren Ehefrauen.