(Von Sebastian Betzold) - Ungewohnter Stoff im Theatrallalla. Dort, wo es gerne mal bunt, schrill und bewusst trashig zugeht, bringt Intendant Thomas Bäppler-Wolf mit seiner sechsten Regiearbeit den Monolog „Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf“ von dem gefeierten Schriftsteller Bodo Kirchhoff auf die Bühne. Da Bäppler-Wolf, wie er selber sagt, Probleme mit dem Auswendiglernen langer Texte hat, stand für ihn von Anfang an außer Frage, dass er für den Monolog nicht selber auf der Bühne stehen würde. Seine Wahl fiel auf den jungen Schauspieler Stefan Pescheck, der kürzlich in der Western-Parodie „Winnetuck“ seine Theatrallalla-Premiere gegeben hatte: „Bäppi fragte mich dann im letzten Jahr, ob ich nicht Lust hätte, den "Ansager" zu verkörpern.“, so Pescheck. „Er hat mich kurz vorher im Comoedienhaus in Hanau-Wilhelmsbad auf der Bühne gesehen und war der Meinung, dass die Rolle des Ansagers gut zu mir passen würde“.
Und damit hat Thomas Bäppler-Wolf absolut richtig gelegen. Denn bei der Premiere am gestrigen Mittwoch lieferte Pescheck eine Glanzleistung ab, die am Ende mit tosendem Applaus gewürdigt wurde. Dabei war dieses erste Solo-Stück für Stefan Pescheck eine ganz besondere Herausforderung. „Was mich als Schauspieler noch reizt und mir an Erfahrung noch fehlt ist tatsächlich, die Rolle in einem Solostück zu übernehmen - und mal alleine durch den Abend führen zu dürfen. Klar hat man da durchaus Bedenken, den roten Faden nicht zu verlieren. Ich habe großen Respekt vor dieser Herausforderung aber bin happy, im Theatrallalla die Chance dazu zu haben.“
Die Chance hat er perfekt genutzt. Ohne einen Texthänger hat er sich durch den nicht gerade leichten Monolog gespielt und dabei unglaublich viele Facetten seines Könnens gezeigt. Mal zeigt er sich als Ansager charmant und humorvoll, dann plötzlich aufbrausend und regelrecht tobend, dann wieder verspielt und beinahe etwas divenhaft. Während er die Zeit überbrücken muss, bis endlich die sensationelle Andrea die Bühne betreten wird, kommt er von den Techniken des traditionellen Striptease zu den sonntäglichen Telefonaten mit seiner Mutter, seinem Hass gegen einen allzu kritischen Zeitungskolumnisten, zu Guiseppe Verdi und sogar zur Todesstrafe. Das ist witzig, mitreißend und auch hintergründig, lebt von dem perfekten Zusammenspiel des Textes mit der Darstellung des Schauspielers, der es sogar geschafft hat, sich von Kommentaren des Publikums nie aus dem Konzept bringen zu lassen.
Doch Stefan Pescheck beansprucht das Lob nicht für sich alleine. Auch sein Regisseur hat erheblich dazu beigetragen, dass diese Version des 1995 uraufgeführten Monologs so gelungen geworden ist: „Thomas ist als Regisseur sehr angenehm! Man kann diese Inszenierung als Teamwork bezeichnen. Die Zusammenarbeit ist sehr locker und entspannt und ich darf alle Ideen, die ich habe, mit einbringen.“ Bäppler-Wolf hat dem Stück zudem noch seinen eigenen Stempel aufgedrückt, indem er den Monolog um einige Gesangseinlagen erweitert hat. Die Songs, die er dafür ausgewählt hat, passen sehr gut zum Inhalt der jeweiligen Textpassage und lockern die Stimmung noch zusätzlich auf.
Einige Stammgäste des Theatrallallas lassen sich gerne davon abschrecken, dass Bäppi nicht selbst auf der Bühne steht. Das sollte hier aber kein Grund sein, dem Ansager nicht knapp zwei Stunden lang zu lauschen. Denn nicht nur, dass das Stück einfach gut ist. Es ist vor allem die facettenreiche Darbietung eines mehr als souveränen Stefan Pescheck, die diese Bodo Kirchhoff-Adaption so gelungen macht. Für den Schauspieler ist klar, dass dies nicht seine letzte Zusammenarbeit mit Bäppi sein soll: „Auf alle Fälle werden wir weiterhin zusammen arbeiten. Ich bin in Kürze bei "Cleopatra" mit von der Partie und bin im nächsten Jahr bei der "Fledermaus" dabei.“ Wir freuen uns darauf!
Spielzeiten und weitere Infos zu dem Stück findet Ihr in unserem Veranstaltungskalender unter: <link https: www.frankfurt-tipp.de veranstaltungen s event der-ansager-einer-stripteasenummer-gibt-nicht-auf.html _blank>
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