Sommerbaustellen pünktlich abgeschlossen
Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling ist erleichtert: Nicht nur, dass die Arbeiten auf Teilen der „A-Strecke“ (U1, U2, U3 und U8) sowie dem östlichen Abschnitt der „C-Strecke“ (U4 und U7) planmäßig abgeschlossen sein werden, so dass die VGF am kommenden Montag, 12. August 2019, den U-Bahnbetrieb wieder aufnehmen kann. „Es gab auch so gut wie keine Beschwerden“, sagt Oesterling bei einem Presserundgang durch die U-Bahntunnel erfreut. In den Gelenkbussen, die aus verschiedenen Bundesländern nach Frankfurt gebracht wurden, um als Schienenersatzverkehr zu fungieren, wäre die Stimmung stets sehr entspannt gewesen und der von Vielen befürchtete Verkehrskollaps ist zum Glück ausgeblieben.
Auf der Tour durch den Tunnel, die von der Wendeanlage am Südbahnhof bis zur Hauptwache führte, wurde deutlich, wie viele kleine und größere Arbeiten in den vergangenen Wochen verrichtet wurden, um einen (möglichst) störungsfreien Betrieb auf Frankfurts meistbefahrener U-Bahnstrecke auch weiterhin garantieren zu können. Dafür hatte die VGF auf der sogenannten „A-Strecke“ diverse Arbeiten gebündelt und die vier Linien deswegen für sechs Wochen am Stück außer Betrieb genommen. Auf der „C-Strecke“ waren vorbereitende Arbeiten von HessenMobil am Riederwaldtunnel Grund für die Sperrung, hier hat die VGF die Zeit aber auch für eigene Arbeiten genutzt.
Die Bündelung der Arbeiten und die Sperrung am Stück würde von den Bürgern auch sehr viel besser angenommen, als wenn es immer wieder zu kürzeren Sperrungen kommt. Dass bereits im Frühjahr umfangreich über die Sperrung informiert worden war und dass diese regelmäßig um wichtige Updates ergänzt wurden, habe ebenfalls dazu beigetragen, dass die U-Bahn-Nutzer gut auf die sechswöchige Sperrung vorbereitet gewesen sind und ein größeres Chaos ausgeblieben ist.
Abgeschlossene Arbeiten auf der „A-Strecke“
Eine der größten Herausforderungen besonders im Tunnelbereich war die Erneuerung mehrerer Weichen. Im Abschnitt zwischen Südbahnhof und Miquel-/Adickesallee hat die VGF insgesamt zehn Weichen ausgetauscht: jeweils vier an den Stationen „Willy-Brandt-Platz“ und „Miquel- / Adickesallee“ sowie zwei am Eschenheimer Tor. Dazu gehörten Demontage und Wiedereinbau der Weichensteuerungen und der Zugsicherung. Kein leichtes Unterfangen, das aber termingerecht abgeschlossen werden konnte.
Während der Tunnelführung wurde auch ein anderer Aspekt der Arbeiten verdeutlicht, was man als Fahrgast ansonsten eher nicht zu sehen bekommt. Denn die VGF in den sechs Wochen, in denen an 7 Tagen die Wochen 24 Stunden am Tag gearbeitet worden ist, auch die Elektro-Infrastruktur im Tunnel erneuert. Dabei wurden mehr als 32.473 Meter Strom- und Datenkabel mit Querschnitten zwischen 50mm² und 150mm² installiert, dazu wurden 20.000 Sammelhalter in die Wände gebohrt, wozu wiederum mehr als 1.000 Steinbohrer verwendet wurden. Denn: Die Spezialbohrer sind nach rund 20 Bohrungen in den harten Stahlbeton der Tunnelwände verschlissen. 120 Meter Betonkanal wurden neu angelegt, um Kabelquerungen unter den Gleisen zu verlegen; zwischen Südbahnhof und Willy-Brandt-Platz wurden Kabel in vorhandene Kabeltröge verlegt, wozu wiederum mehr als 5.000 Abdeckplatten dieser Tröge bewegt werden mussten. 140 Tonnen Material hat die VGF für diese Arbeiten mit fünf vollbeladenen Arbeitszügen in den Tunnel gebracht, umgekehrt wurden mehr als 15 Tonnen Altmaterial (alte Kabel, Leuchten etc.) aus dem Tunnel heraus gefahren.
Baustellen-Logistik
Bei mehr als 140 Tonnen Material sowie zehn ebenfalls tonnenschweren Weichen bzw. Weichenteilen, die in den engen Tunnel eingebaut werden mussten, spielt die Baustellen-Logistik eine entscheidende Rolle. Arbeitszüge der VGF – gezogen von einer Akku-Lok, da der Strom auf der Strecke abgeschaltet war – brachten das Material zum Teil „just in time“ an die Tunnelbaustelle, zum Teil wurden Kabel und anderes Gerät auch schon vor Beginn der Arbeiten auf den Bahnsteigen verschiedener Stationen gelagert.
Beim Einbau der zehn Weichen gab es ein Zeitfenster für die Transporte, die die folgenden Arbeiten nicht behindern durften. Dreh- und Angelpunkt der Logistik war die Zentrale Werkstatt Infrastruktur (ZWI) der VGF auf der Hanauer Landstraße. Von hier fuhren die Arbeitszüge über die „Hanauer“, Konstablerwache, Friedberger Landstraße, Glauburgstraße, Eckenheimer Landstraße, Marbachweg und Dornbusch in den „A-Strecken“-Tunnel. Gleise wie in der Glauburgstraße oder dem Marbachweg, die nicht von Linienzügen befahren werden, aber unterschiedliche U- und Straßenbahn-Trassen verbinden, sind daher unerlässlich für die VGF und können nicht demontiert werden.
Arbeiten an der Infrastruktur für den digitalen BOS-Funk waren ein weiterer Bestandteil der sechswöchigen Sperrung. BOS ist ein nichtöffentlicher Funkdienst, der von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, also Feuerwehr, Polizei sowie Rettungsdiensten genutzt wird.
Dafür hat die VGF Lichtwellenleiter (auch bekannt als Glasfaserkabel) sowie sogenannte Strahlerkabel im Tunnel verlegt. Die Lichtwellenleiter verbinden die Funksende- und Empfangs-Einrichtungen in den einzelnen U-Bahn-Stationen untereinander. Diese wiederum versorgen die Strahlerkabel mit den Funksignalen. Dabei kann man sich die Strahlerkabel als langgestreckte Antennen vorstellen, über die die Kommunikation mit den Endgeräten abgewickelt wird. In einem späteren Schritt wird auch der U-Bahn-Betriebsfunk in die Strahlerkabel eingespeist.
In verschiedenen Stationen und Tunnelabschnitten hat die VGF kleinere Stellen im Beton der Bauwerke – Größe von 0,01m² bis 1,0m² – saniert. Es handelte sich dabei um mehrere kleine Schadstellen, z.B. Abplatzungen, die keine Auswirkungen auf die Bauwerke hatten.
Die U-Bahn-Stationen der VGF verfügen über zahlreiche Wasseranschlüsse. So befinden sich zum Beispiel in den Anlagen Toiletten, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt werden. Öffentliche WC-Anlagen, wie die in der B-Ebene der Station „Hauptwache“, werden von der VGF nicht betreut.
In der Station „Südbahnhof“ hat die VGF während der Sperrung zwei neue Fahrtreppen montiert; an der Station „Schweizer Platz“ wurde mit dem Einbau einer neuen Anlage begonnen.
Auch auf dem oberirdischen Abschnitt zwischen Alleenring und den Abzweigen nördlich des Betriebshofs Heddernheim hat die VGF diverse Arbeiten ausgeführt:
- Austausch von insgesamt sieben Weichen, über die der Betriebshof Heddernheim von der Stammstrecke angefahren werden kann.
- Erneuerung der Schwellen in der Weichenanlage Hügelstraße.
- Erneuerung eines Gleisstücks zwischen Betriebshof Heddernheim und der Station „Sandelmühle“; außerdem hat die VGF hier eine Schienenbenetzungsanlage eingebaut, die Fahrgeräusche in der Kurve erheblich reduzieren wird.
- Erneuerung von Gleisen, Schwellen und Gleisbett ist auf insgesamt 750 Metern zwischen Heddernheim und Weißer Stein. Hierbei hat die VGF mehr als 2.000 Tonnen Boden und Gleisschotter bewegt.
- Zwölf Kilometer Schienen, die unter Betrieb verschleißen, hat die VGF reprofiliert, das heißt, sie wurden mit einer Spezialmaschine geschliffen.
- Fünf Überwege, die auf dem oberirdischen Abschnitt am Dornbusch, am Weißen Stein, Hinter den Ulmen, Am Lindenbaum und an der Hügelstraße das Überqueren der Gleise ermöglichen, hat die VGF in den sechs Sperrwochen erneuert.
- Sanierung von Oberleitungsmasten: Alle 83 Maste zwischen dem Tunnelmund und der Station „Heddernheim“ bekamen einen neuen Deckanstrich. Bei 27 von ihnen hat die VGF den Korrosionsschutz im unteren Teil, wo der Mast ins Erdreich reicht – meist die kritische Stelle dieser Masten – erneuert.
- Kabel für die Fahrstromversorgung wurden ersetzt bzw. erneuert. Zum einen aufgrund der Anpassung der Anlagen an aktuelle Richtlinien, zum anderen diente der Austausch der geplanten Fahrstrom-Ertüchtigung, also der Anhebung der Spannung von 600 auf 750 Volt.
- In diesem Zusammenhang wurden abgenutzte Teile des Fahrdrahts im selben Abschnitt auf rund neun Kilometern Länge ausgetauscht.
„C-Strecke“ auch „feddisch!“
Etwas im Schatten der „A-Strecke“ stand die Sperrung des östlichen Abschnitts von U4 und U7, der ebenfalls für die Dauer der Sommerferien nicht von U-Bahnen befahren wurde. Auch zwischen den Stationen „Schäfflestraße“ und „Enkheim“ setzte die VGF Busse ein. Grund für die Sperrung waren vorbereitende Arbeiten von HessenMobil am Riederwaldtunnel durch das Verlegen von Leitungen. Bis auf das Malheur am Dienstag, bei dem Starkstromleitungen entweder getrennt oder beschädigt wurden, verliefen auch diese Arbeiten, die nicht in Zuständigkeit der VGF waren, reibungsfrei.
Die VGF hat die vorübergehende Stilllegung für eigene Arbeiten an den Gleisen entlang der Borsigallee genutzt, namentlich für die Erneuerung von zwei Überfahrten, der Fußgängerüberwege sowie den Austausch von 600 morschen Holzschwellen zwischen Flinschstraße und Enkheim. Außerdem wurde die Trasse in diesem Abschnitt neu geschottert und gestopft.
Auch die Linien U4 und U7 gehen mit Betriebsbeginn am 12. August wieder in Betreib.
Mehr als geplant
Die VGF hat im Lauf der Arbeiten ihr Pensum sogar erhöht und mehr „geschafft“, als ursprünglich vorgesehen:
- So wurde in der Station „Schweizer Platz“ mit dem Austausch einer weiteren Rolltreppe begonnen. Zwar ist sie mit Betriebsbeginn am Montag noch nicht einsatzbereit, aber die Sperrpause wurde zu den wichtigsten Arbeiten genutzt.
- Vorgesehen war der Einbau bzw. Austausch von 18 Kilometern BOS- und GlasfaserKabel, insgesamt hat die VGF aber 55 Kilometer neu installiert.
- Über die 750 Meter Gleis in Eschersheim hinaus hat die VGF weitere 250 Meter Gleis zwischen Hauptwache und Eschenheimer Tor sowie in Heddernheim erneuern können.
Es geht weiter Bis Montagmorgen hat die VGF noch viel zu tun: Am Donnerstag fanden Probefahrten in Heddernheim statt, wo die sieben Weichen ausgetauscht wurden, mit denen der Betriebshof an die Stammstrecke angeschlossen ist. Am Freitag erfolgte eine Kontrolle der Fahrleitung. Am Samstag folgt eine Probefahrt über die gesamte Strecke mit zunächst einem Zug, dem schließt sich ein „Stress-Test“ an, bei dem vier 4-Wagen-Züge alle Fahrbeziehen der von den Arbeiten betroffenen Strecke abfahren, um die Funktionstüchtigkeit nachzuweisen. Am selben Tag finden auch die abschließenden Probefahrten auf der „C-Strecke“ statt, um auch U4 und U7 wieder in Betrieb zu nehmen. Umfangreiche Rangierfahrten am Sonntag werden dafür sorgen, dass am Montag alle Bahnen nach Plan fahren können. So wurden zum Bespiel Straßenbahnen im alten Betriebshof Eckenheim abgestellt, die nun wieder zum Betriebshof Ost überführt werden müssen.
Auch die Feuerwehr nutzte die vergangenen Tage, um den Tunnelabschnitt zu besichtigen und sich ohne den laufenden Betrieb ein Bild möglicher Einsatzorte zu machen.
Dank an die Fahrgäste
Die VGF bedankt sich nicht nur bei all den Arbeitern, die zum Teil auf ihren Urlaub verzichtet haben und zu jeder tages- und Nachtzeit geschuftet haben, um alle Arbeiten in dem doch sehr kleinen Zeitfenster von sechs Wochen abzuschließen. Herzlicher Dank geht auch an die Fahrgäste für ihre Geduld und das Verständnis, das sie den umfangreichen Arbeiten und ihren Folgen entgegen entgegengebracht haben. Mit einer kleinen Aufmerksamkeit wird sich die VGF am Montag in der Station „Hauptwache“ bei ihren Fahrgästen bedanken.