Da sind wieder lange Schlangen vor dem Museum garantiert: Ab Mittwoch begeistert das Städel mit einer umfassenden Ausstellung zu Vincent van Gogh und seinem Einfluss auf andere wichtige Künstler. Alexander Eiling, Leiter Kunst der Moderne, Städel Museum, und Kurator der Ausstellung, war sich von Anfang an der Bedeutung dieser Ausstellung bewusst, schließlich ist sie mit 50 zentralen Arbeiten van Goghs die umfangreichste Präsentation mit Werken des Malers seit fast 20 Jahren in Deutschland. Gleichzeitig war ihm auch klar, welche Schwierigkeiten bei der Planung und Umsetzung auf ihn, seinen Vorgänger und Co-Kurator Felix Krämer, nun Generaldirektor Kunstpalast, Düsseldorf, und das gesamte Team zukommen würden. Denn die meisten Werke sind Leihgaben anderer Museen, wo diese Hauptwerke sind, auf die diese Häuser natürlich nur ungerne verzichten.
Dennoch ist es gelungen, diese große Ausstellung auf die Beine zu stellen. Für Felix Krämer war es wichtig, auch nach seiner zeit beim Städel noch an dieser Schau beteiligt zu sein, denn eine Ausstellung von solcher Größe und Bedeutung kuratiert man eigentlich nur einmal im Leben. Der enorm große Zuspruch bei der Pressekonferenz gab ihm da recht und zeigte gleichzeitig, dass sich all die Anstrengungen im Laufe der letzten Jahre gelohnt haben. Mediale Aufmerksamkeit und hoher Besucherzuspruch sind „Making van Gogh“ sicher – und das zu Recht. In drei Kapitel unterteilt, die sich durch insgesamt 13 Räume im Untergeschoss des Städel Museums erstrecken, wird die Entstehung des „Mythos van Gogh“ um 1900 sowie die Bedeutung seiner Kunst für die Moderne in Deutschland nachgezeichnet.
Die Erfolgsgeschichte van Goghs ist eng mit dem Städel verbunden. Als eines der ersten Museen erwarb das Frankfurter Museum für den Aufbau einer modernen Kunstsammlung durch den Städelschen Museums-Verein 1908 das Gemälde Bauernhaus in Nuenen (1885) und die Zeichnung Kartoffelpflanzerin (1885). Drei Jahre später gelangte eines der berühmtesten Gemälde van Goghs in das Museum, das Bildnis des Dr. Gachet (1890). Dessen Erwerb, aber leider auch dessen späterer Verlust sind in der Ausstellung ausführlich dokumentiert.
Neben wichtigen Arbeiten van Goghs, die auch seine Entwicklung als Künstler und den Einfluss anderer Künstler auf sein Schaffen, aufzeigen, stellt die Ausstellung die Frage, wie es kam, dass van Gogh gerade in Deutschland so populär wurde. Wer engagierte sich für sein Werk und wie reagierten die Künstler auf ihn? Die Ausstellung zeigt van Gogh als Schlüsselfigur für die Kunst der deutschen Avantgarde und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis der Kunstentwicklung in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Städel vereint in der Ausstellung mehr als 120 Gemälde und Arbeiten auf Papier. Den Kern bilden 50 zentrale Werke von Vincent van Gogh aus allen Schaffensphasen. Zu sehen sind herausragende Leihgaben aus Privatsammlungen und führenden Museen weltweit. Einfluss und Wirkung van Goghs auf die nachfolgende Generation veranschaulichen in der Ausstellung 70 Werke von deutschen Künstlerinnen und Künstlern, darunter befinden sich sowohl bekannte Namen wie Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter als auch wiederzuentdeckende Positionen etwa von Peter August Böckstiegel, Theo von Brockhusen, Heinrich Nauen oder Elsa Tischner-von Durant.
„Ohne van Gogh wäre die deutsche Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts vollkommen anders verlaufen. Künstlergruppen wie Die Brücke oder Der Blaue Reiter haben ihre wesentlichen Impulse den Bildern van Goghs zu verdanken. Ziel unserer Ausstellung ist es, diese Zusammenhänge offen zu legen und die wegweisende Bedeutung van Goghs für die Kunst der Moderne in Deutschland sichtbar zu machen“, so Felix Krämer über „Making van Gogh“, die auf über 2000 qm² Ausstellungsfläche in den Gartenhallen des Städel Museums vom 23. Oktober 2019 bis zum 16.02.2020 zu sehen ist.
Begleitend wird neben einem sehr umfangreichen Katalog, der jedem Bewunderer der Kunst van Goghs ans Herz gelegt werden kann, noch ein buntes Programm für Erwachsene und Kinder angeboten. Atelierkurse, Kunstkollege, ein Blick hinter die Kulissen, Abendführungen, Familienführungen oder Podiumsdiskussionen werden in den kommenden Monaten angeboten. Zudem gibt es einen vom Schauspieler Lars Eidinger eingesprochenen Audioguide, der als kostenlose App fürs Smartphone erhältlich ist oder vor Ort ausgeliehen werden kann. Des weiteren bietet die Seite https://vangogh.staedelmuseum.de/ noch weitere digitale Angebote, die perfekt für die Vorbereitung des Ausstellungsbesuchs sind.
Infos:
Öffnungszeiten in der letzten Ausstellungs-Woche:
Mo 10.02. bis Do, 13.02.
10.00 – 21.00 Uhr
Fr, 14.02. und Sa, 15.02.
10.00 – 23.00 Uhr
So, 16.02.
10.00 – 21.00 Uhr
Tickets und Eintritt: Tickets online buchen unter shop.staedelmuseum.de, um Wartezeiten zu vermeiden. ACHTUNG: Online-Tickets sind ausverkauft!
Sa, So + Feiertage 18 Euro, ermäßigt 16 Euro, Di –Fr 16 Euro, ermäßigt 14 Euro; Familienkarte 30 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen: 14 Euro pro Person, Wochenende 16 Euro.
Für alle Gruppen ist generell eine Anmeldung unter Telefon +49-(0)69-605098-200 oder info@staedelmuseum.de erforderlich.