Ein Großprojekt im Frankfurter Nahverkehr geht voran, wird aber gerade Pendlerinnen und Pendlern noch längere Zeit sehr viel Geduld abverlangen – vor allem im kommenden Sommer: Ende 2023 soll der Ausbau der Strecke der S6 abgeschlossen sind. Dann sollen die Fahrgäste mit der S-Bahn über eigene Gleise und damit getrennt von den Fernverkehrs- und Regionalzügen pünktlicher und in einem regelmäßigen 15-Minuten-Takt fahren. Der Fortschritt ist deutlich zu sehen: Der Bahndamm zwischen Frankfurt (West) und Bad Vilbel ist mittlerweile auf zehn von 13 Kilometern so weit verbreitert, dass darauf zwei zusätzliche Bahngleise errichtet werden können. Außerdem hat die Deutsche Bahn (DB) in den letzten Jahren 1,5 Kilometer Stützwände gebaut, auf einer Länge von etwa 20 Kilometern die Oberleitungen erneuert, vier neue Hilfsbrücken eingehoben, drei Brücken fertiggestellt und bei weiteren fünf mit dem Bau begonnen.
Die ersten neuen Gleise sind ebenfalls schon in Betrieb: Zweieinhalb Kilometer Strecke zwischen Eschersheim und Frankfurt (Main) West hat die DB bereits im August 2020 fertiggestellt. Seitdem fahren die Züge dort nicht mehr auf dem alten, sondern auf einem neu gebauten, zusätzlichen Gleis. Das erste der beiden bestehenden Gleise konnte so außer Betrieb genommen und umgebaut werden, damit Platz für den neuen Haltepunkt Ginnheim entsteht. Gleichzeitig begann die DB mit dem Bau des vierten Gleises. Diese Arbeiten sind seit Sommer letzten Jahres beendet.
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse entlang der Bahnstrecke und um den laufenden Bahnbetrieb so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, verläuft nahezu der gesamte viergleisige Streckenausbau in komplexen Teilschritten. Schließlich errichtet die DB die neuen Gleise nicht nur auf engem Raum inmitten der Großstadt. Die Strecke wird vielmehr weiterhin täglich von rund 300 Zügen befahren. Um die Reisenden trotz des anspruchsvollen Baupensums möglichst wenig einzuschränken, ist es weiterhin Ziel der Deutschen Bahn, „unter dem rollenden Rad“ zu bauen und die Sperrungen der Strecke möglichst auf die Sommerferien zu konzentrieren.
Auch 2022 steht wieder eine Sommersperrpause an. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in diesem Jahr auf dem Strecken-Abschnitt zwischen Frankfurter Berg und Bad Vilbel. Im Sommer baut die DB hier nicht nur den Bahndamm aus und errichtet die notwendigen Stützwände, sondern montiert auf einer Länge von zweimal rund acht Kilometern die beiden neuen Fernbahngleise. Außerdem stehen Oberleitungsarbeiten, der Rück- und Neubau von Weichen sowie der Bau von Schallschutzwänden auf dem Programm.
Hierzu ist es erforderlich, die Strecke vom 9. Juli bis zum 5. September acht Wochen lang komplett zu sperren. Während die Züge des Regional- und Fernverkehrs über Umleitungen fahren, richtet die S-Bahn für die Fahrgäste der S6 in dieser Zeit einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein.
Einschränkungen aufgrund der Bauarbeiten erwarten die Reisenden bereits vier Wochen vor der Totalsperrung. Vom 13. Juni bis zum 9. Juli kann der Zugbetrieb nur eingleisig stattfinden. Die S-Bahn fährt dann weiterhin. Es wird aber Abweichungen vom gewohnten Fahrplan geben.
Am 18. März 2022 plant die DB die beiden beschrankten Bahnübergänge in der Berkersheimer Bahnstraße in Berkersheim und am Berkersheimer Weg am Frankfurter Berg endgültig zu schließen. In Eschersheim schließt der Bahnübergang am Lachweg voraussichtlich zum 10. Juli 2022 dauerhaft.
Um die Menschen vor Ort hierüber und über den weiteren Verlauf der Bauarbeiten zu informieren, bietet die die DB am 10, 15. und 17. März digitale Infoveranstaltungen an. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 17 Uhr. Die Einwahldaten sind unter www.s6-frankfurt-friedberg.de abrufbar. Projektmitarbeiter der DB stellen den aktuellen Stand der Arbeiten vor, nehmen Hinweise auf und beantworten Fragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Bauarbeiten für das Bahnprojekt „Eigene Gleise für die S6“ haben 2017 begonnen. Zwischen Frankfurt (West) und Bad Vilbel entstehen seitdem zwei neue zusätzliche Gleise für die S-Bahn. Gleichzeitig errichtet die DB acht neue Eisenbahn-, Straßen-, Geh- und Radwegüberführungen, einen komplett neuen Haltepunkt in Ginnheim und 19 Kilometer Schallschutzwände. Nach der Inbetriebnahme dieser ersten Baustufe Ende des kommenden Jahres folgt der Ausbau der Strecke zwischen Bad Vilbel und Friedberg. Für diesen zweiten Teil des Vorhabens läuft gerade das Genehmigungsverfahren.
Das Bahnprojekt „Eigene Gleise für die S6“ ist Teil des Infrastrukturentwicklungsprogramms Frankfurt RheinMainplus, das gemeinsam vom Bund, dem Land Hessen, der Stadt Frankfurt am Main, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und der DB AG für die Mobilitätswende vorangetrieben wird. Weitere Informationen unter: www.FRMplus.de