Gedanken eines Genussmenschen
Endlich haben wir es geschafft, das Warten hat ein Ende: Der Frühling scheint sich nicht nur unterstützt durch die Sommerzeit endlich gegen den Winter durch gesetzt zu haben, die Abende werden länger und heller, es wird endlich signifikant und zusehends stabiler wärmer und die Lebensgeister erwachen wieder. Wie schön! Herzlich willkommen in der Jahreszeit, in der wir auch wieder ohne dicke Jacke draußen sitzen können!
A propos "dicke Jacke" und "Kälte": Wusstet Ihr eigentlich, dass die wunderbare Spirituose "Whisky" insbesondere in seiner vielleicht schönsten Form, dem schottischen Single Malt, tatsächlich in der kälteren Jahreszeit deutlich häufiger getrunken/genossen wird als bei Temperaturen oberhalb von 20 Grad Celsius? Ich habe einen kleinen, sehr feinen Whisky-Laden im Herzen von Frankfurt, gelegen zwischen Dom und Main, mit dem schönen Namen WHISKY FOR LIFE. Und neben dem jährlich wiederkehrenden Phänomen von Weihnachten mit den unübertroffenen Getränke-Geschenken im Bereich von über 40% (ja, das muss ein Whisky per definitionem genauso habe wie mindestens drei Jahre Eichenfassreifung) kann ich bestätigen, dass die Käufe (und damit einhergehend sehr wahrscheinlich auch der Konsum) von Whisky – einfach gesagt – im Winter intensiver sind als im Sommer. Eigentlich komisch, oder etwa nicht?
Okay, bei gefühlten und tatsächlichen 30 Grad "plus" kann ein schönes Wein- oder Bierchen auch sehr lecker und auch durstlöschend sein; ausreichend Wasser dazu versteht sich sowieso von selbst, kann ich nur empfehlen. Nebenbei bemerkt bin ich selbst kein Freund von übermäßigem „Radler“-Genuss, da die süffige Zucker-Komponente dieses Getränks vom Körper zuerst abgebaut wird, so dass der geneigte „Normal-Körper“ sich dann später, vielleicht unangenehm spät, was den möglichen Kater angeht, mit dem Alkoholabbau beschäftigt. Aber das ist eine andere Sache.
Ich möchte keine Lanze brechen für Whisky als den neuen "Trend-Durstlöscher 2017 in Deutschland", aber gerade wenn sich laue Frühlings-, Sommer- oder Herbstabende dem Ende entgegen neigen und der Abend noch relativ jung ist, …probiert doch mal einen schönen Whisky. Vielleicht einen tollen Single Malt oder auch mal etwas anderes Besonderes. Ihr werdet von der Geschmacks-Vielfalt überrascht, vielleicht und wahrscheinlich sogar begeistert sein. Tastet Euch langsam heran und probiert mal Neues, es lohnt sich wahrhaft. Und wenn Ihr eh schon Whisky-Fan sein solltet wie ich, braucht Ihr eigentlich gar nicht mehr weiter zu lesen, sondern könnt Euch direkt aus der tollen Vielfalt etwas Schönes aussuchen. Ob mit Rauch, Torf oder Holz, könnt Ihr selbst entscheiden oder Euch bei der Auswahl beraten lassen, jedoch macht euch bitte von dem Klischee frei, dass (schottische) Whiskies immer rauchig sind. Ja, Whiskies reifen zumeist in Fässern, in denen da vor ein anderes alkoholisches Getränk (Bourbon Whiskey, Sherry, Port, Rotwein etc.) reifen durfte und dessen Dauben auch in den allermeisten Fällen leicht getoastet oder sogar stark ausgeflammt wurden. Und trotzdem existiert ein großer Unterschied zwischen dem zarten Rauch eines Whiskys, der mehr aus dem Holz und der langen Reifung kommt, und der Torfigkeit, die alleine daher kommt, dass man im frühen Produktionsprozess die gemälzte Gerste über Torfrauch au Darrböden räuchert.
Worauf ich hinaus will: Diese wunderbaren, langsamen Getränke schmecken meiner Geschmacksempfindung nach in der wärmeren Jahreszeit mindestens so gut wie in der kalten, auch wenn man zur Bekämpfung der letzten oder am Weihnachtsabend vielleicht noch ein paar Argumente mehr parat hat als im Hochsommer. Probiert es einfach einmal.
Ich persönlich probiere jeden Whisky zunächst einmal mit einem Mini-Schluck pur. Ohne Eis sowieso, weil Kühlung das tolle Aroma des Whiskys verkleinert, was nun wirklich sehr schade wäre. Entscheidet aber bitte selbst, ob Ihr das so mögt oder ob Ihr doch ein wenig stilles, idealerweise salzarmes Wasser hinzufügen wollt. So wie er Euch am besten schmeckt, so solltet Ihr ihn genießen. In diesem Sinne wünsche ich Euch großen Genuss und beste Gesundheit. Oder wie der Schotte sagt: „SLAINTE MHATH!“ (gälisch für: „Gute Gesundheit!“)
Text von: Frank Jerger