Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | After ever happy |
Genre: | Drama, Romantik |
Regie: | Castille Landon |
Kinostart: | 25.08.2022 |
Produktionsland: | USA 2022 |
Laufzeit: | ca. 95 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Das schwülstige Liebesreigen von Tessa Young (Josephine Langford) und Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin) geht in die vierte Runde. Und wie in den vorherigen Teilen sind die Beiden entweder am kopulieren, oder am Streiten, sich Trennen und sich wieder versöhnen. Ja, sie können eben nicht miteinander und auch nicht ohne einander. Nachdem Hardin einmal mehr unter Alkoholeinfluss ausrastet und sogar ein Haus in Brand steckt, wird Tessa klar, dass sie ihn (wieder einmal) verlassen muss. Doch nachdem sie von einer persönlichen Tragödie heimgesucht wird, kommt Hardin zurück in ihr Leben. Doch Tessa weiß, dass sie jetzt erst einmal Zeit für sich braucht, um ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Ein Neuanfang in New York soll dabei helfen. Doch kann das ohne Hardin überhaupt gelingen – und wird er ihr den Freiraum gewähren, den sie unbedingt benötigt.
Filme wie "After Forever" bezeichnet man in den USA als "Critic proof" – das bedeutet, dass Kritiker wie ich schreiben können, was sie wollen, die anvisierte Zielgruppe rennt trotzdem ins Kino und schmachtet die Leinwand an, so übel und zweifelhaft das, was dort zu sehen ist, auch sein mag. Dass hier eine wirklich toxische Beziehung zelebriert wird – egal. Dass der Soundtrack aus absolut 08/15-austauschbaren Popsongs besteht, von denen keiner auch nur annähernd im Ohr hängen bleibt – nicht wichtig. Dass gerade Hero Fiennes Tiffin seit vier Filmen nur ein und denselben Gesichtsausdruck bietet – wen interessiert das, er ist doch sooooo süß und verletzlich unter seiner kaputten Schale.
Dass der vierte Film inhaltlich exakt das Gleiche bietet, wie die Filme davor, wissen die Macher selbst. So darf sowohl Tess als auch Hardin sagen, dass sich die Beiden immer wieder im Kreis drehen und dass es immer wieder aufs Gleiche herauskommt. Immerhin sind sie da sehr ehrlich mit ihrem Publikum, den sie hier einen arg in die Länge gezogenen Schwulst präsentieren. Das liegt daran, dass die nicht wirklich für ihre Komplexität bekannte Buchvorlage aufgrund des Erfolgs der ersten Filme in zwei Teile geteilt wurde. Ja, es wird auch noch einen fünften "After"-Film geben. Autorin Anna Todd wird sich freuen. Und damit sind wir schon bei der größten Peinlichkeit des vierten Teils. Nein, ich meine nicht damit die Tatsache, dass die erotischen Szenen zwischen Tess und Hardin, für die sich die Reihe anfänglich gefeiert hat, mittlerweile an Prüderie kaum noch zu übertreffen sind. Vielmehr ist es die Tatsache, dass hier aus der Romanvorlage in einer fiktiven, von Hardin verfassten Version ein literarisches Meisterwerk gemacht wird, um das sich ein regelrechter Bieterwettbewerb entwickelt. Angesichts der Stellen, die man aus dem Buch zu hören bekommt, ist das an Peinlichkeit und Lächerlichkeit kaum zu überbieten.
Es sei jedem Fan der Reihe gegönnt, auch an diesem Film wieder Freude zu haben. Und ja, wenn ich daran zurückdenke, was für Teenie-Romanzen ich in meiner Jugend geliebt habe, dann findet sich darunter garantiert auch das eine oder andere Fremdschäm-Werk. Dennoch darf und muss auch kritisiert werden, wenn ein Film derart mit Klischees, flachen Dialogen und uninspirierten Ideen um sich wirft und nach vier Teilen jede Form von interessanter Charakterentwicklung vermissen lässt. Ja, "After Forever" ist wahrlich kein guter Film. Für alle, die schon die Teile 1 – 3 geliebt haben, ist aber auch hier ein Kinobesuch muss. Und da der Film auch genau für dieses Publikum gemacht ist, ist es auch egal, dass ich dieses Machwerk "absolut nicht sehenswert" finde.
Ein Artikel von Sebastian Betzold