Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | After |
Genre: | Romantik |
Regie: | Jenny Gage |
Kinostart: | 11.04.2019 |
Produktionsland: | USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 106 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | constantin-film.de/kino/after-passio |
Für Tessa Young (Josephine Langford) ist es der Start in ein neues Leben, als sie ihr Studium beginnt. Ihre alleinerziehende Mutter Carol (Selma Blair) und ihre Highschool-Liebe Noah (Dylan Arnold) lässt sie in ihrer Heimatstadt zurück, um sich fortan ganz dem Lernen zu widmen. Doch das findet ihre neue Mitbewohnerin Steph (Khadijha Red Thunder) extrem langweilig. Sie will Tessa lieber zeigen, wie viel Spaß das Leben machen kann. Und so schleppt sie das Mädchen auf eine Party mit, auf der Tessa den arroganten Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin) trifft. Obwohl er sie nicht gerade nett behandelt, löst diese Begegnung in Tessa etwas aus – etwas, was ihr Leben tatsächlich für immer verändern wird…
Als Filmkritiker sehe ich mir viele Filme an, bei denen ich nicht (mehr) zur Zielgruppe gehöre. Oft gelingt es mir aber trotzdem, mich in das anvisierte Zielpublikum hinein zu versetzen und dadurch zu erkennen, ob ein Film für die Menschen, für die er gemacht ist, sehenswert ist. Wie gesagt, das gelingt mir oft, selbst dann, wenn ich überhaupt nicht zur Zielgruppe gehöre oder jemals dazu gehört habe. Aber in manchen Fällen gelingt es mir trotz enormer Anstrengungen nicht. "After Passion" ist so ein Fall. Ebenso wie bei den "Fifty Shades"-Filmen will es mir einfach nicht in den Kopf, wie Mädchen und Frauen derart vor zum Teil wirklich üblen und steinzeitlichen Klischees nur so triefende Geschichten gut finden können. Aber es gibt für dafür leider einen Markt und das muss man akzeptieren.
Also der Versuch, ganz sachlich an eine Bewertung heranzugehen. Schnell wird mir dabei aber klar, dass eine sachliche Bewertung keinen Sinn macht. Denn würde das Zielpublikum das Ganze sachlich bewerten, wären die Bücher von Anna Todd niemals so erfolgreich geworden. Denn Hand aufs Herz: wirklich gut geschrieben ist diese als Fan Fiction rund um One Direction Sänger Harry Stiles erdachte Story nicht. Doch das stört die zumeist weiblichen Fans der Bücher wenig, weshalb es ihnen auch kaum negativ auffallen wird, dass die Dialoge der Kinoadaption an Flachheit kaum zu unterbieten sind und die Darsteller allesamt extrem hölzern agieren.
Wirklich traurig aber ist, dass die vielen Klischees immer noch funktionieren. Da wird das "gute" Mädchen sofort schwach, wenn sie von einem Bad Boy mies behandelt wird – denn er kann ja selbstverständlich Brontë zitieren und hat unter seiner harten Schale einen soooo guten Kern, den nur sie freilegen kann. Denn ihre Liebe wird ihn retten. Da ist es dann auch ganz okay und sogar extrem romantisch, dass sie ihren Freund betrügt. Ist ja auch nicht schlimm, denn schließlich ist er absolut verständnisvoll und nett – und nett ist ja bekanntlich langweilig und damit nicht erstrebenswert.
Wem bei solchen Klischees nicht gleich die Galle hochkommt und wer wirklich daran glaubt, dass sich Typen, die ein Mädchen mit Überheblichkeit und Arroganz behandeln, im Grunde nur gerettet werden wollen, der/die kann sich diesen Film gerne ansehen und wird wahrscheinlich auch gut unterhalten werden. Alle anderen werden 106 Minuten lang leiden, nicht zuletzt auch unter dem Soundtrack, bei dem sich wirklich jedes Lied gleich anhört. Sorry, aber dafür gibt es wirklich nur ein: Sehr bedingt sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold