After Truth

Das schwülstige Liebesreigen von Tessa Young (Josephine Langford) und Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin) geht in die zweite Runde. Allerdings scheint das junge Glück auch schon wieder vorbei zu sein. Tessa kann Hardin nicht verzeihen, dass er sie angelogen hat und so versucht sie, einen Neuanfang ohne ihn zu schaffen. Das gelingt ihr auch ganz gut, bis sie ihn eines Abends nach ein paar Drinks zu viel anruft. Prompt steht Hardin wieder vor ihr und trotz erheblicher Bedenken flammt die Romanze neu auf. Tatsächlich scheint dieses Mal alles gut zu gehen – bis Hardin einmal mehr offenbart, dass er die Dämonen seiner Vergangenheit einfach nicht abschütteln kann… 

Nachdem "After Passion" besonders in Deutschland durchaus erfolgreich war, kommt jetzt mit "After Truth" die Verfilmung des zweiten Bands der beliebten Young Adult Reihe von Anna Todd in unsere Kinos. Ein wenig Hoffnung bestand im Vorfeld, dass der Streifen besser werden würde, als der Vorgänger. Schließlich hat mit Roger Kumble ein Filmemacher die Regie übernommen, der mit "Eiskalte Engel" bewiesen hat, dass Geschichten wie diese mit Biss, hintersinnigem Humor und interessant gezeichneten Charakteren erzählt werden können – alles Aspekte, bei denen "After Passion" deutliche Mängel aufweist. Tatsächlich funktioniert Teil 2 ein wenig besser, als der Erstling. Damit werden Zielgruppe und Fans absolut zufriedengestellt. Darauf kommt es ja auch eigentlich nur an. Dennoch muss auch gesagt werden, dass auch "After Truth" weit davon entfernt ist, ein guter Film zu sein. 

Die Geschichte setzt sich aus bereits unzählige Male verwendeten Versatzstücken von ähnlichen Teenie-Romanzen zusammen und kommt nie über das Niveau einer Bravo-Foto-Lovestory hinaus. Das mag das Zielpublikum nicht stören, sorgt aber dafür, dass Story und Protagonisten absolut austauschbar sind. Auch der Soundtrack klingt wieder so, wie bei allen anderen Young Adult Verfilmungen der letzten Jahre. Originalität? Fehlanzeige! So sind dann auch die Figuren absolut eindimensional gezeichnet und werden nur von bedingt talentierten Schauspieler*innen verkörpert. Gerade Hero Fiennes Tiffin offenbart in den dramatischeren Momenten, dass er vielleicht Mädchenherzen brechen, aber garantiert keine Auszeichnungen für seine Schauspielkunst gewinnen kann. 

Nun sollte bekanntermaßen versucht werden, Teil 2 näher an der Buchvorlage zu halten, was gerade den Fans in Sachen Sex und Erotik mehr bieten sollte. Daher wurde der Film in den USA für ein R-Rating konzipiert. In Deutschland bleibt es bei der Freigabe ab 12 Jahren, denn die Macher haben diese Fortsetzung nicht wirklich "erotischer" umgesetzt, sondern haben einfach nur die Sprache etwas schlüpfriger gemacht. Statt "ich möchte mit Dir schlafen" darf Tessa nun deutlicher "f**k mich" sagen. UiUiUiUi, die trauen sich ja was! 

Es ist im Prinzip erfreulich, dass Verleihe auch wieder Publikumsrenner wie "After Truth" in die Kinos bringen und jeder Besucher und jede Besucherin hilft der stark gebeutelten Kinolandschaft. Und wenn die Zielgruppe glücklich ist, ist das vollkommen okay. Dennoch darf und muss auch kritisiert werden, wenn ein Film derart mit Klischees um sich wirft und jede Form von eigenen Ideen oder interessanten Charakteren vermissen lässt. Daher gilt: Als Film ist "After Truth" wirklich nicht gut - für Fans des ersten Teils ist diese Fortsetzung aber trotzdem absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold