Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Alice Through The Looking Glass |
Genre: | Abenteuer, Fantasy |
Regie: | James Bobin |
Kinostart: | 26.05.2016 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 113 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/AliceImWunderlandFi |
Nach ihren fantastischen Erlebnissen in Unterland hat Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) die letzten Jahre damit verbracht, auch in ihrer Welt das große Abenteuer zu suchen. Sie hat das Erbe ihres Vaters übernommen und ist mit ihrem Schiff über die sieben Weltmeere gesegelt. Zurück in London muss sie aber feststellen, dass ihre gesamte Existenz bedroht ist und dass die Zukunft, von der sie geträumt hat, nicht möglich sein wird. Doch lange bleibt ihr nicht, um sich darüber Sorgen zu machen. Denn plötzlich ist sie zurück im Unterland, wo es ihrem guten Freund, dem verrückten Hutmacher (Johnny Depp), gar nicht gut geht. Um ihm zu helfen, muss Alice die Zeit (Sacha Baron Cohen) persönlich aufsuchen, um von ihr die Chronosphäre zu bekommen, mit der sie zurück in die Vergangenheit reisen kann. Dort soll sie dann die Familie des Hutmachers retten. Doch Zeit will nicht zulassen, dass Irgendjemand den Lauf der Dinge ändert und auch die Böse Iracebeth (Helena Bonham Carter) will um jeden Preis verhindern, dass Alice mit ihrem Vorhaben Erfolg hat. Denn sie hat ganz eigene Pläne mit der Chronosphäre, um endlich wieder alleinige Herrscherin über Unterland zu werden…
Das 1865 erstmals veröffentlichte Kinderbuch "Alice im Wunderland" von Lewis Caroll hat einen enormen Einfluss auf verschiedenste Bereiche, von Literatur über Theater, Kunst, Musik und sogar die Psychologie. Natürlich hat sich auch das Medium Film immer wieder direkt oder indirekt der Motive der Geschichte und ihrer Fortsetzung angenommen. Weit über dreißig Verfilmungen existieren bislang, wobei der Disney-Zeichentrickfilm von 1951 und Tim Burtons 3D Spektakel von 2010 die wohl erfolgreichsten Adaptionen sind. Letzteres konnte an den Kinokassen weltweit über 1 Milliarde Dollar einspielen, weshalb eine Fortsetzung eigentlich nur eine Frage der Zeit war. Dabei war schnell klar, dass man Carolls zweites "Alice"-Buch nicht als Vorlage nehmen würde, da dies nur aus eher lose zusammenhängenden Episoden besteht, die sich nicht als großes Kinoabenteuer adaptieren lassen. Nun wurde mit "Alice im Wunderland – Hinter den Spiegeln" endlich eine Geschichte gefunden, die auf eigenen Beinen stehen kann, dem Geist Carolls aber durchaus gerecht werden kann.
Die Regie hat dieses Mal James Bobin übernommen, der 2011 erfolgreich die "Muppets" im Kino wiederbelebt hatte. Zwar hält sich Bobin visuell eng an den Stil, den Tim Burton in seinem Film etabliert hat. Ansonsten aber versucht er, dieser Fortsetzung seine ganz eigene Handschrift aufzudrücken. Und das tut dem bunten Fantasy-Abenteuer richtig gut. Statt einer aufgewärmten Kopie des ersten Teils bekommt der Zuschauer hier eine richtige Fortsetzung geboten, die alle beliebten Charaktere des Vorgängers zurückholt und sie in eine ganz neue Geschichte steckt. Diese mag nicht sonderlich originell sein, kann über weite Strecken aber durchaus überzeugen. Es gibt allerdings einige Aspekte, die nicht so recht funktionieren wollen.
So haben einige Aspekte der Geschichte einen episodenhaften Charakter. Für sich genommen sind diese Teile des Films zwar gelungen, doch fügen sie sich nicht wirklich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Bestes Beispiel dafür ist eine Szene, in der Alice kurz in ihre Welt zurückkehrt. Diese Sequenz ist zwar sehr spaßig, doch für die Geschichte an sich ist sie völlig unnötig. Zudem ist sie so gehetzt inszeniert, dass ihr jeder Halt in dem ohnehin etwas wackeligen Handlungskonstrukt. Es sind solche Momente, die den Spaß an dieser ansonsten gelungenen Fortsetzung ein wenig trüben. Es ist den vielen kleinen Details, den guten Effekten und dem gut gelaunten Ensemble zu verdanken, dass "Alice im Wunderland – Hinter den Spiegeln" am Ende dann doch so gut funktioniert. Ganz besonders Helena Bonham Carter und Sacha Baron Cohen, dessen Akzent in der englischen Originalversion stark nach Werner Herzog klingt, stehlen den anderen Darstellern immer wieder die Show.
Auch wenn das Finale etwas arg süßlich geraten ist und sich die Geschichte ab und an in Nebensächlichkeiten verliert, ist James Bobin insgesamt ein unterhaltsames Fantasy-Abenteuer für die ganze Familie gelungen, das sich vor dem ersten Teil nicht verstecken muss. Wer Tim Burtons "Alice" mochte, der sollte unbedingt mit ihr in das Land hinter den Spiegeln reisen. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold