Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Ambulance |
Genre: | Action, Thriller |
Regie: | Michael Bay |
Kinostart: | 24.03.2022 |
Produktionsland: | USA 2022 |
Laufzeit: | ca. 138 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/AmbulanceFilmDE |
Will Sharp (Yahya Abdul-Mateen II) ist verzweifelt: Seine Frau ist schwer krank und benötigt dringend eine sehr teure Behandlung, die nicht von der Versicherung bezahlt wird. Als er seinen Adoptivbruder Danny (Jake Gyllenhaal) um Hilfe bittet, überredet dieser den Veteranen, ihm bei einem Banküberfall zu helfen. Das Ganze sei ein perfekter und vor allem lukrativer Plan, verspricht Danny. Doch natürlich geht der Überfall nicht wie geplant über die Bühne. Und so finden sich die Brüder bald schon in einem gekaperten Krankenwagen wieder, in dem die Rettungssanitäterin Cam Thompson (Eiza González) um das Leben eines angeschossenen Cops kämpft, während die gesamte Polizei der Stadt und schwer bewaffnete Einsatzkommandos Jagd auf Will und Danny machen…
Mit dem Remake des 2005er Thrillers "Ambulance" aus Dänemark meldet sich Michael Bay im Kino zurück. Natürlich ist in der US-Version alles etwas größer, actionreicher und bombastischer. So geht es nicht nur um läppische 500.000 €, wie im Original, sondern gleich mal um 32 Millionen Dollar. Zudem zelebriert Bay seine Action-Orgie weit über zwei Stunden lang, während die Vorlage mit etwas mehr als 80 Minuten auskam. So kann immerhin gesagt werden, dass Bay der Grundidee seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt hat, statt eine reine Kopie des Originals abzuliefern. Das muss bei aller berechtigten Kritik an dem Film absolut positiv gewertet werden.
Vor der Kamera hat Bay zudem ein an sich wirklich gutes Ensemble versammelt. In Verbindung mit der spannenden Geschichte und der rasanten Action hätte das eigentlich einen wirklich guten Film ergeben müssen. Doch das ist leider besonders aus zwei Gründen nicht der Fall. Da ist zum einen die Tatsache, dass Michael Bay einfach kein Freund von Subtilität ist. Egal ob bei der Action, bei den dramatischen Momenten oder beim Humor – stets haut Bay mit voller Wucht drauf. So ist die Action schnell ermüdend, die dramatischen Momente wirken komplett überspannt und manipulativ und der Humor ist fast schon unpassend albern. All das kennt man von Bay bereits. Doch er hat das bei früheren Filmen (über die er seine Protagonisten sogar sprechen lässt) auch schon mal deutlich besser und ausgewogener hinbekommen.
Der zweite Punkt, der einem durchweg positiven Gesamteindruck im Weg steht, ist die Kamera. Die gönnt dem Publikum nicht auch nur eine Sekunde Ruhe. Ganz egal, ob es Drohnenaufnahmen von L.A. oder Nahaufnahmen von Gesichtern sind – ständig ist die Kamera am Wackeln oder vollführt schnelle Schwenks, was dann noch durch hektische Schnitte untermalt wird. Das ist bei einem Film, der über zwei Stunden dauert, extrem anstrengend. Schade, denn teilweise sind gerade die Drohnenaufnahmen echt spektakulär. Es bleibt nur einfach keine Zeit, diese dann auch vollends zu genießen.
"Ambulance" hat einige gute Voraussetzungen und starke Momente. Doch insgesamt gelingt es Bay mit seinem Hau-Drauf-Stil einfach nicht, das potential derart auszuschöpfen, dass Action-Fans hier wirklich gutes Futter geboten bekommen. Zu lang, zu hektisch und auch in allen anderen Bereichen einfach zu viel des Guten – und daher auch nur mit Einschränkungen noch: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold