Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Angelique, Marquise des Anges |
Genre: | Drama, Romantik |
Regie: | Ariel Zeïtoun |
Kinostart: | 12.06.2014 |
Produktionsland: | Frankreich/Österreich 2014 |
Laufzeit: | ca. 112 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/AngeliqueDerFilm |
Frankreich im Jahr 1656: Um seine Familie vor der Schande des Bankrotts zu bewahren, verheiratet der verarmte Baron de Sancé seine schöne Tochter Angélique (Nora Arnezeder) mit dem wohlhabenden, aber sehr viel älteren Grafen Joffrey de Peyrac von Toulouse (Gérard Lanvin). Für die selbstbewusste junge Frau ist diese Zwangsheirat zunächst eine katastrophale Ungerechtigkeit. Doch mit der Zeit entwickelt sie eine ungeahnte Zuneigung zu dem kultivierten und charmanten Grafen de Peyrac und scheint am Ende mit ihm und den beiden gemeinsamen Kindern sogar das ganz große Glück gefunden zu haben. Doch dann wird der Graf das Opfer einer Intrige, die ihn in den Kerker der Bastille und Angélique völlig mittellos auf die Straßen von Paris befördert. Doch Angélique war noch nie eine Frau, die sich ihrem Schicksal einfach so ergeben hat. Und so beginnt sie einen Kampf, bei dem ein Geheimnis, das sie seit ihrer Kindheit mit sich herum trägt, eine entscheidende Rolle spielen könnte…
Insgesamt 18 Bände um die Abenteuer der Heldin "Angélique" hat die französische Schriftstellerin Anne Golon seit 1956 geschrieben. Die Bücher wurden in 27 Sprachen übersetzt und in 45 Ländern mit einer Gesamtauflage von etwa 150 Millionen Exemplaren verkauft. Der Erfolg zog nicht nur eine ganze Reihe ähnlich strukturierter historischer Romane, sondern ab 1964 auch einige Verfilmungen mit Michèle Mercier in der Titelrolle nach sich. Diese Filme erregten nicht nur aufgrund der opulenten Ausstattung, sondern in erster Linie wegen der für damalige Verhältnisse fast skandalösen Freizügigkeit großes Aufsehen. Bis heute genießen die "Angélique"-Filme aus den 60ern einen gewissen Kultstatus, mit dem es nun die Neuverfilmung von Ariel Zeïtoun ("Colombiana", "Bandidas") aufzunehmen versucht.
Rein visuell ist das dem in Tunesien geborenen Regisseur auf jeden Fall gelungen. Die Kameraarbeit ist überzeugend, die Kostüme opulent und die Ausstattung sehr detailverliebt. Und auch Hauptdarstellerin Nora Arnezeder schmeichelt dem Auge, wobei sie durchaus auch ihr schauspielerisches Talent ausspielen kann. Unterstützt wird die aus Filmen wie "Maniac" oder "Der Dieb der Worte" bekannte Schauspielerin von einem wirklich guten Ensemble, aus dem besonders Gérard Lanvin ("Public Enemy No. 1") und Mathieu Kassovitz ("Das fünfte Element") herausstechen. Mit hohen Schauwerten, den guten Darstellern und einer stimmigen Mischung aus Historienfilm, Drama und Erotik klingt "Angélique" eigentlich nach perfekter Unterhaltung für Fans von Werken wie "Die Wanderhure" oder "Die Pilgerin".
Und genau für solche Zuschauer ist der Film dann auch wirklich absolut sehenswert. Allerdings hat diese Neuversion des ersten "Angélique"-Abenteuers eine ganz ähnliche Schwäche, wie die vergleichbaren TV-Produktionen: Das Drehbuch! Denn die Ansammlung von Klischees und äußerst flachen Dialogen nimmt gerade dem bemühten Spiel der Darsteller viel Wind aus den Segeln. Was von Nora Arnezeder oder Gérard Lavin noch recht überzeugend aufgefangen werden kann, führt etwa bei David Kross dazu, dass seine Darstellung von König Ludwig XIV. fast schon unfreiwillig komisch wirkt. Aber das schwache Drehbuch hat nicht nur Auswirkungen auf die Leistung der Schauspieler. Auch die Geschichte selbst verliert immer wieder an Spannung und zieht sich irgendwann einfach nur noch sehr zäh in die Länge. Das ist zwar immer schön anzusehen – doch auch gepflegte Langeweile ist nicht unbedingt das, was man gemeinhin unter mitreißender Kinounterhaltung versteht.
"Angélique" ist ganz bestimmt kein schlechter Film, schon gar nicht für seine anvisierte Zielgruppe. Dafür hat die Inszenierung einfach zu viele positive und sehenswerte Aspekte zu bieten. Doch gleichzeitig wird eben auch viel Potential verschenkt, wodurch aus einer spannenden, bewegenden Liebesgeschichte nur eine sehr konventionelle Schmonzette geworden ist. Das ist zwar noch immer ein optischer Leckerbissen und bietet solide Unterhaltung, mehr aber auch nicht. Da aber immerhin das anvisierte Publikum und Liebhaber der Romane zufrieden gestellt werden, reicht es am Ende mit kleinen Abstrichen immer noch für ein: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold