Die Frankfurt-Tipp Bewertung - Film: | |
Ausstattung: |
Originaltitel: | Antebellum |
Genre: | Mystery, Horror, Drama |
Regie: | Gerard Bush, Christopher Renz |
Verkaufsstart: | 18.12.2020 |
Produktionsland: | USA 2020 |
Laufzeit: | ca. 114 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1) |
Untertitel: | Deutsch |
Bildformat: | 16:9 (2,40:1) 1080p/24 |
Extras: | Featurettes, Interviews, geschnittene Szenen, Trailer |
Regionalcode: | B |
Label: | Leonine |
Film: Auf einer Baumwollplantage in Louisiana müssen Eden (Janelle Monáe) und die vielen anderen Sklaven Tag für Tag Demütigungen, Gewalt und kräftezerrende Arbeit auf den Feldern über sich ergehen lassen. Eden weiß: Wenn sie überleben möchte, muss sie von der Plantage fliehen.
Ein wesentlich besseres Leben führt in der Gegenwart die Bestseller-Autorin und Aktivistin Veronica Henley (Janelle Monáe). Sie hat gerade eine erfolgreiche Buchtournee beendet und ist kurz davor, zu ihrem Mann und ihrer Tochter nach Hause zurück zu kehren, als sich ihr Leben in einen absoluten Alptraum verwandelt. Eden und Veronica sind untrennbar miteinander verbunden – doch wie? Und gibt es einen Ausweg aus diesem Alptraum?
"Antebellum", das Spielfilmdebüt des Regie-Duos Gerard Bush und Christopher Renz, beginnt absolut vielversprechend. Die einleitende lange Kamerafahrt über die Plantage steckt visuell voller Schönheit, dramaturgisch im krassen Gegensatz dazu aber voller Grausamkeit, Brutalität und Ungerechtigkeit. Diese Sequenz offenbart sehr gut das Talent, das in den beiden Regisseuren, die auch das Drehbuch zu dem Film verfasst haben, schlummert. Der Film kann die Qualität des Anfangs solange halten, bis die Handlung zu Veronica in die moderne Großstadt wechselt. Zwar gelingt es den Machern auch hier, einige sehr atmosphärische Spannungsmomente einzubauen. Dennoch wirken viele Szenen in diesem Teil des Films arg in die Länge gezogen und nicht wirklich essentiell für die Geschichte.
Wenn dann der große Twist offenbart wird, fühlt man sich unweigerlich an einen anderen Film erinnert (an welchen, das werde ich hier natürlich nicht sagen, da das sehr viel mehr verraten würde, als es der Trailer ohnehin macht) – auch wenn dort die Intention eine ganz andere war. Im Kern aber ist die Idee die Gleiche – und auch die Logik-Probleme, die damit einhergehen, sind dieselben. Auch darauf kann ich natürlich nicht im Detail eingehen, ohne zu viel zu verraten. So viel aber kann gesagt werden: Gute Ambitionen, eine im Kern clevere Idee und stilistische Exzellenz machen den Film zwar sehenswert, reichen aber am ende leider nicht aus, um wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen zu können.
Und den hätte die Geschichte eigentlich verdient. Es darf vermutet werden, dass "Antebellum" ohne den Erfolg von "Get Out" wahrscheinlich nicht entstanden wäre, zumal sich zentrale Themen beider Filme doch sehr ähneln. Es gelingt Gerard Bush und Christopher Renz allerdings nicht so überzeugend wie Jordan Peele, diese Themen in einer mitreißenden Geschichte zu transportieren. Es gibt einige sehr starke Momente, aber am Ende hat man hier leider das Gefühl, dass längst nicht das ganze Potential, das der Grundidee innewohnt, ausgeschöpft wurde. Trotzdem: Wer einen atmosphärischen Mystery-Thriller mit leichten Horror-Elementen und einer starken Botschaft sehen möchte, der ist hier trotz einiger Kritikpunkte absolut richtig.
Bild + Ton: Das Bild der Blu-ray überzeugt mit einer sehr hohen Detailschärfe, einer angenehmen Bildtiefe und kraftvollen Farben. Die hervorragende Kameraarbeit von Pedro Luque kommt hier perfekt zur Geltung, auch wenn das Bild in manchen Szenen etwas künstlich wirkt. Das kann aber bei vielen digital gefilmten Filmen festgestellt werden und ist keine spezifische Schwäche dieser Blu-ray. Der Ton liegt als kraftvoller DTS-HD Master Audio 5.1 vor, der nicht nur den mitreißenden Score von Nate Wonder und Roman GianArthur hervorhebt. Auch atmosphärische Umgebungsgeräusche sorgen hier für eine gut umgesetzte Klangkulisse. Sehr gut!
Extras: Die Blu-ray hat jede Menge Extras zu bieten. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass man der englischen Sprache mächtig sein sollte, um diese genießen zu können, da keine Untertiteloptionen beim Bonusmaterial angeboten werden. Herzstück der Extras ist die zweiteilige Making of Dokumentation "The History in Front of us" (zusammen ca. 67 Min.). Darin werden die Themen des Films und die Produktion ausführlich thematisiert und auch analysiert. Eine sehr interessante Dokumentation, die fast noch besser als der Film selbst die Intentionen der Filmemacher offenbart.
Ebenfalls sehr sehenswert ist eine Kurzdokumentation über die Eröffnungssequenz (ca. 4:45 Min.). Wer wissen möchte, an welchen Stellen bereits früh im Film auf den großen Twist hingewiesen wurde, der kann sich die Featurette "A Hint of Horror" (ca. 6:12 Min.) anschauen. Des weiteren gibt es noch Interviews mit Janelle Monáe (ca. 7:50 Min.) sowie den beiden Regisseuren (ca. 7:55 Min.), Trailer und einige geschnittene Szenen (ca. 7:59 Min.) zu sehen. Ein wirklich gutes Bonuspaket, das hier geschnürt wurde.
Fazit: Die Idee, die "Antebellum" zugrunde liegt, ist interessant und birgt viel Potential für einen packenden (Horror-)Thriller. Die Umsetzung ist gerade zu Beginn handwerklich erstklassig, offenbart zum Ende hin aber zu viele Logiklöcher, um wirklich überzeugen zu können. Trotz kleinerer Schwächen ist der Film aber alleine schon aufgrund seiner stilistischen Stärken durchaus sehenswert. Technisch kann die Blu-ray absolut überzeugen und beim Bonusmaterial enttäuschen lediglich die fehlenden Untertitel. Alles in allem gibt es für diese Disc ein klares: Empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold