Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie |
Regie: | Sven Unterwaldt |
Kinostart: | 18.08.2016 |
Produktionsland: | Deutschland 2016 |
Laufzeit: | ca. 95 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.Antonio-Film.de |
Jan (Christian Ulmen) hat es geschafft: Trotz der Ablehnung, die ihm besonders sein Schwiegervater Antonio (Alessandro Bressanello) entgegen gebracht hat und dem Chaos, das er bei dem Besuch in Italien angerichtet hat, hat ihn seine große Liebe Sara Marcipane (Mina Tander) geheiratet. Eigentlich sollte das mit einer romantischen Hochzeitsreise nach New York gefeiert werden. Doch die Arbeit hat dem Paar da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt ist Sara hochschwanger und bald sind sie eine eigene kleine Familie. Mit entspannten Liebesurlauben ist es dann erst mal vorbei. Um seiner Sara doch noch ihren großen Wunsch zu erfüllen, organisiert Jan kurzerhand einen Spontan-Trip nach New York. Endlich Flitterwochen zu zweit! Das Glück des Paares ist perfekt – bis sich Papa Antonio dazu entschließt, die Beiden zu begleiten. Und so wird aus dem Traumurlaub schon am Flughafen ein echter Alptraum, der für Jan nicht nur seine ohnehin schon schwierige Beziehung zu seinem Schwiegervater, sondern auch seine gesamte Ehe auf eine harte Probe stellt…
Es gibt immer wieder Filme, da fragt man sich schon nach wenigen Minuten, was hier so komplett schiefgehen konnte. Man hat Darsteller, die immer wieder bewiesen haben, dass sie eigentlich richtig gut spielen können. Man hat eine erfolgreiche und wirklich lustige Buchvorlage, deren Vorgänger bereits recht gelungen verfilmt worden ist. Da möchte man doch meinen, dass ein Film wie "Antonio, ihm schmeckt`s nicht" nur ein humoristischer Volltreffer werden kann. Doch leider weit gefehlt. Denn die lose auf dem Bestseller "Antonio im Wunderland" basierende Komödie ist vieles, nur nicht lustig. Sicherlich, auch "Maria, ihm schmeckt`s nicht" hatte mit einigen Schwächen zu kämpfen. Doch diese hat der Kinoerfolg mit ganz viel Charme und Witz wieder wettmachen können. Und genau das will der Fortsetzung einfach nicht gelingen.
Das betrifft in erster Linie die Figuren. Im ersten Film ist es Christian Ulmen sehr gut gelungen, Jan trotz all seiner Macken niemals als unsympathischen Kleingeist erscheinen zu lassen. Hier war Jan ein großer Sympathieträger, dem man gewünscht hat, dass er den Besuch bei der Familie seiner Zukünftigen überstehen wird, ohne dass daran die Beziehung der Beiden zerbricht. In "Antonio, ihm schmeckt`s nicht" dagegen ist Jan zum völligen Vollidioten degradiert worden, der sogar zu dämlich ist, einfachste Missverständnisse aufzuklären. Noch schlimmer sieht es mit der Figur von Schwiegervater Antonio aus. Der war zwar schon im ersten Film ein klein wenig anstrengend, doch das Drehbuch und das Spiel von Lino Banfi haben aus ihm nicht nur eine liebenswerte, sondern auch eine recht interessante Figur gemacht. In der Fortsetzung dagegen ist Antonio nur noch ein nerviger Egoist, der auf so unsympathische Art die Ehe seiner Tochter torpediert, dass man ihn einfach nicht gern haben kann – so sehr sich Banfis Nachfolger Alessandro Bressanello auch bemüht.
Neben den Figuren enttäuscht leider auch die Inszenierung auf ganzer Linie. Das Spiel mit Klischees, das im ersten Film noch in einer witzigen und recht hintergründigen Culture Clash Komödie resultiert hat, fällt hier erschreckend platt aus. Zudem gibt es Szenen, die wirken extrem schlampig umgesetzt, nur um ein möglichst witziges oder schönes Bild bieten zu können. Da gehen Jan und Sara etwa Baby-Utensilien shoppen. Jan sagt zu den ganzen Einkäufen, was für ein großes Paket das sei, woraufhin die Verkäuferin ihm noch versichert, dass sie eine Lieferung nach Deutschland anbieten würden. Sekunden später sieht man Jan aber mit dem (anscheinend sehr leichten) Paket durch die Straßen von New York laufen. Ja, sieht vielleicht ganz amüsant aus, macht aber nach der Unterhaltung mit der Verkäuferin überhaupt keinen Sinn.
Würde der Rest stimmen, würden solche unlogischen Dinge gar nicht weiter auffallen. Doch leider ist "Antonio, ihm schmeckt`s nicht" nur eine einzige Ansammlung von Dingen, die nicht funktionieren. Ich wollte den Film wirklich mögen, hat mir doch der erste Teil recht gut gefallen. Außerdem mag ich Christian Ulmen und Mina Tander als Schauspieler an sich gerne und ich habe Regisseur Sven Unterwaldt nach einem Gespräch, das ich vor einigen Jahren mit ihm während eines Pressebesuchs in einem Frankfurter Kino führen durfte, als sehr sympathischen und humorvollen Menschen in Erinnerung. Trotzdem kann ich bei aller Liebe nur eine positive Sache über diesen Film sagen: Es ist immerhin nicht die schlechteste deutsche Komödie der letzten Monate. Das reicht aber trotzdem nicht aus, um einen Kinobesuch zu empfehlen. Und so gibt es als Fazit ein enttäuschtes: Leider so gar nicht sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold