Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Astronaut |
Genre: | Drama |
Regie: | Shelagh McLeod |
Kinostart: | 15.10.2020 |
Produktionsland: | Kanada 2019 |
Laufzeit: | ca. 97 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | wepfilms.com/de/filme/ |
Schon lange hat Angus Stewart (Richard Dreyfuss) davon geträumt, als Astronaut ins All zu fliegen. Doch mit 75 Jahren gehört der pensionierte Straßenbauingenieur längst nicht mehr zu den Idealkandidaten für eine solche Mission. Schlimmer noch: Angesichts seines hohen Alters wurde Angus nun auch noch von seiner Familie in ein Altenheim abgeschoben. Gerade als er jede Lust am Leben zu verlieren scheint, kommt ein kleiner Hoffnungsschimmer. Der visionäre Selfmade-Milliardär Marcus Brown (Colm Feore) verschenkt über einen nationalen Wettbewerb ein Freiticket für einen kommerziellen Flug ins All. Überzeugt davon, ohnehin keine Chance auf den Gewinn zu haben, nimmt Angus unter einer falschen Angabe seines Geburtsdatums an dem Wettbewerb teil – und kommt tatsächlich in die Endauswahl. Nun muss er gegen Vorurteile, seine Gesundheit und seine Familie kämpfen, um das Ticket zu gewinnen und sich einen Lebenstraum zu erfüllen…
Es ist nie zu spät dafür, sich einen Traum zu erfüllen. Das weiß auch die kanadische Schauspielerin Shelagh McLeod, die mit 60 Jahren auf den Regiestuhl gewechselt hat, um ihr Spielfilmdebüt "Astronaut" zu inszenieren. Die Geschichte um einen Rentner, der alles daran setzt, um ins All fliegen zu dürfen, ist wirklich charmant. Es gibt zwar einige nicht unbedingt glaubhafte Aspekte im Verlauf der Handlung. Dennoch hat das Ganze das Herz am rechten Fleck. Leider schafft es McLeod nicht, ihre Inszenierung mit eben dem Charme auszustatten, der dieser Geschichte eigentlich innewohnt. Auch mit tollen Darstellern wie Richard Dreyfuss oder Graham Green fehlt es dem Film einfach an dem nötigen an Esprit und dem richtigen Timing.
Dadurch treten die dramaturgischen Schwächen auch deutlicher in den Vordergrund. Gerade zum Ende hin regiert daher zu dick aufgetragener Kitsch das Geschehen, was wiederum dazu führt, dass man als Zuschauer emotional einfach nicht mitgerissen wird. Das klingt jetzt so, dass "Astronaut" ein schlechter Film wäre. Doch das trifft es nicht wirklich. Denn die Geschichte ist im Kern ebenso überzeugend, wie der Hauptdarsteller. Doch durch die kraftlose Umsetzung gleitet das Ganze leider in die Belanglosigkeit ab, was angesichts des offensichtlichen Potentials fast noch schlimmer ist, als wenn der Film einfach nur schlecht wäre.
"Astronaut" ist ein Film, den man gerne mögen möchte. Und es gibt immer wieder Momente, in denen das auch ein wenig gelingt. Doch insgesamt verliert sich das Drama immer wieder in Klischees, Kitsch und unglaubwürdigen Handlungswendungen, was in einem Finale gipfelt, das wirklich schön hätte sein können, das so aber einfach nicht funktioniert. Daher gibt es unterm Strich ein sehr zögerliches "Sehenswert" nur mit deutlichen Abstrichen.
Ein Artikel von Sebastian Betzold