Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama, Thriller |
Regie: | Asil Özge |
Kinostart: | 06.10.2016 |
Produktionsland: | Deutschland 2016 |
Laufzeit: | ca. 113 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/aufeinmalfilm |
Es war eine rauschende Party. Doch jetzt sind fast alle Gäste gegangen und Karsten (Sebastian Hülk) ist alleine mit der geheimnisvollen Anna. Zwischen den Beiden fängt es an zu prickeln und sie küssen sich. Doch kurze Zeit später ist Anna tot. Es sieht alles nach einem tragischen Unglück aus. Doch es kommen Zweifel an Karstens Geschichte auf. Sein privates Umfeld, seine Freundin (Julia Jentsch), seine Kumpel und seine Kollegen stellen seine Unschuld in Frage. Und auf einmal scheint sein bislang so geordnetes Leben völlig aus den Fugen zu geraten. Hinter der Fassade kleinstädtischer Gutbürgerlichkeit beginnen Heuchelei und Bösartigkeit zu brodeln – mit unerwarteten Folgen…
Mit ihrem deutschsprachigen Debüt "Auf Einmal" hat die gebürtige Türkin Asli Özge ("Men on the Bridge") ein in vielerlei Hinsicht überraschenden Psychothriller inszeniert. Überraschend ist nicht nur der Handlungsverlauf, sondern insbesondere die Tatsache, dass der Film so gut funktioniert. Danach sieht es nämlich zunächst nicht aus. Zu getragen wirkt die Inszenierung, als dass tatsächlich so etwas wie Spannung aufkommen könnte. Was soll denn daran packend sein, dem Protagonisten dabei zuzusehen, wie er gefühlt minutenlang durch leere Straßen läuft oder wenn man sich anschweigenden Charakteren zusieht? Ja, das ist sehr sperrig und auch ein wenig anstrengend. Doch es zeigt sich bald, dass dieser eigenwillige Stil durchaus seinen Sinn hat.
Denn es gelingt Özge auf diese Art sehr subtil, aber äußerst effektiv eine Atmosphäre aufzubauen, der man sich nur schwer entziehen kann. So lässt man sich vom ruhigen, aber irgendwie bedrückend wirkenden Verlauf der Geschichte treiben, bis die Regisseurin zum Finale einen wahren Paukenschlag präsentiert, der in diesem Umfeld extrem kraftvoll daher kommt. Der letzte Akt des Films ist einfach großartig und macht den mitunter etwas mühevollen Weg dorthin absolut lohnenswert. Durch die stimmungsvolle Kameraarbeit und das sehr gute Spiel, besonders von Sebastian Hülk, wird dieser Eindruck noch intensiviert.
"Auf Einmal" taucht völlig unerwartet in die menschlichen Abgründe hinab und überrascht mit einem bitterbösen Blick hinter den scheinheiligen Vorhang des braven Bürgertums. Das ist zynisch, düster – und einfach gut! Wer packendes deutsches Arthauskino schätzt und sich an einem etwas schwierigen Erzähltempo nicht stört, der sollte sich diesen Film alleine wegen der letzten zehn Minuten nicht entgehen lassen. Daher gilt: trotz einiger kleiner Längen absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold