Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Battle of the Sexes |
Genre: | Komödie, Drama |
Regie: | Valerie Faris & Jonathan Dayton |
Kinostart: | 23.11.2017 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 122 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.fox.de |
USA 1973: Die Frauenrechtsbewegung hat schon viel erreicht. Doch im Sport scheint das noch nicht angekommen zu sein. Obwohl Billie Jean King (Emma Stone) die Nummer 1 der Weltrangliste im Damentennis ist, wird sie mit gerade mal einem Zwölftel des Preisgeldes für Männer abgespeist. Das will sich die Sportlerin nicht weiter gefallen lassen. Gemeinsam mit anderen Größen des Damentennis organisiert sie die Virgina Slims Tour, in der Frauen zum ersten Mal selbst die finanziellen Bedingungen diktieren konnten. Das ruft großes mediales Interesse hervor – etwas, das der ehemalige Tennischampion Bobby Riggs (Steve Carell) nur allzu gut gebrauchen könnte. Und so fordert er Billie Jean zu einem Match heraus, das ein für alle Mal beweisen soll, dass Männer im Sport die dominierende Spezies sind. Zunächst lehnt die engagierte Frauenrechtlerin ab – doch bald merkt sie, dass sie Bobby Riggs und allen anderen Männern diesen Triumph nicht gönnen kann. Und so kommt es zu einem der denkwürdigsten Sportevents der TV-Geschichte – dem "Battle of the Sexes" …
Mit ihrer Wohlfühl-Komödie "Little Miss Sunshine" haben Valerie Faris und Jonathan Dayton vor elf Jahren einen Überraschungserfolg gelandet, mit dem bis heute fast alle amerikanischen Indie-Komödien verglichen werden. Trotzdem hat das Duo seitdem nur einen weiteren Film inszeniert. Die ungewöhnliche RomCom "Ruby Sparks" konnte trotz einer originellen Ausgangsidee und guter Kritiken kein auch nur annährend so großes Publikum finden, wie der zweifache Oscar-Gewinner "Little Miss Sunshine". Ob das der Grund war, warum es weitere fünf Jahre gedauert hat, bis die Beiden nun mit "Battle of the Sexes" ihre dritte Spielfilmregie abgeliefert haben, sei dahingestellt. Fakt ist, dass Valerie Faris und Jonathan Dayton erneut einen sehr schönen Film inszeniert haben, der nicht nur einige sehr amüsante Momente hat, sondern zudem auch ein Thema behandelt, das leider noch immer allzu aktuell ist.
Denn Sexismus ist auch heute noch in fast überall zu beobachten – wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so offensichtlich, wie Anfang der 1970er. Womit Billie Jean King und die anderen Sportlerinnen damals zu kämpfen hatten, mag aus heutiger Sicht etwas überspitzt wirken und man ist geneigt zu sagen, dass sich das ja zum Glück alles gebessert hat. Doch bei genauerer Überlegung wird dann schnell deutlich, das gebessert noch lange nicht bedeutet, dass es überall eine echte Gleichberechtigung gibt. Somit behandelt "Battle of the Sexes" ein wichtiges und aktuelles Thema – doch geschieht das auf eine Art und Weise, die zum Glück weder lehrmeisterhaft, noch zu schwermütig daherkommt.
Mit einer Ausstattung, einer Farbgebung und einem Soundtrack, die perfektes 70er Jahre Feeling aufkommen lassen, haben Faris und Dayton einen mitreißenden wie amüsanten Geschlechterkampf inszeniert, der – obwohl der Ausgang Vielen bereits bekannt sein dürfte – bis zum Ende packend und extrem kurzweilig ist. Steve Carell ist großartig als Macho-Rampensau. Obwohl er viele extrem sexistische Sprüche ablässt, haben ihn Faris und Dayton nicht zu einem eindimensionalen Feindbild der Frauenbewegung degradiert. Das ist insofern wichtig, da dadurch das Match gegen Billie Jean King eine zusätzliche emotionale Ebene erhält. Dadurch, dass der Zuschauer begreift, dass es für Riggs nicht nur darum geht, sein männliches Ego zu streicheln, wird ein zusätzlicher Spannungsbogen aufgebaut, der das Publikum vor der Kinoleinwand fast ebenso mitfiebern lässt, wie seinerzeit die amerikanische Fernsehnation.
Die frischgebackene Oscar-Gewinnerin Emma Stone spielt die legendäre Tennisspielerin mit kraftvoller Energie, aber auch mit einer gehörigen Portion Charme. Alleine wegen des Duos Stone/Carell ist dieses Match absolut sehenswert. Aber auch der Rest des Ensembles und die ausgewogene Mischung aus Drama und Komödie machen "Battle of the Sexes" unterm Strich: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold