Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Ryu to Sabakasu no hime |
Genre: | Animation, Drama |
Regie: | Mamoru Hosoda |
Kinostart: | 09.06.2022 |
Produktionsland: | Japan 2021 |
Laufzeit: | ca. 124 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/KSMAnime/ |
Die 17jährige Suzu gehört nicht gerade zu den populärsten Mädchen an ihrer Schule. Vielmehr führt das Mädchen, das mit seinem Vater in einem kleinen Dorf lebt, ein Dasein als Außenseiterin. Nur auf der Social Media Plattform "U" sieht das ganz anders aus. Hier verwandelt sich Suzu dank ihres Avatars in die schöne Belle, die von Millionen Followern geliebt und verehrt wird. Und alle möchten wissen: Wer ist diese Belle? Ein Geheimnis, das Suzu natürlich nicht Preis geben möchte. Als Belle ein virtuelles Konzert vor einem Millionenpublikum gibt, wird ihr Auftritt von einem geheimnisvollen Wesen gestört. Dieses "Biest" übt eine ungeahnte Anziehungskraft auf Suzu aus. Sie möchte herausfinden, wer hinter diesem monströsen Avatar steckt und was ihn so extrem wütend macht. Doch die Wahrheit könnte auch sie in Gefahr bringen…
Der Animefilm "Belle" transportiert Motive des Klassikers "Die Schöne und das Biest" in die digitale Welt. Hier werden TikTok und Co. mit klassischen Märchenelementen verbunden und mit zum Teil sehr düsteren Themen wie Ausgrenzung oder Gewalt an Kindern vermischt. Die mitunter sehr starke Diskrepanz, die dadurch entsteht, sollte eigentlich nicht funktionieren dürfen. Szenen, die wie ein knallbuntes Musikvideo anmuten, stehen im Kontrast zu fast schon tristen Momenten aus dem Alltag eines Mädchens, das seit dem Tod der Mutter keinen echten Halt mehr im Leben zu haben scheint.
Und trotzdem: "Belle" ist nicht nur ein sehr guter Animefilm, sondern ganz generell ein richtig gelungener Streifen – sowohl dramaturgisch, als auch visuell. Es wird schnell klar, warum sich Suzu in die künstliche Welt von "U" flüchtet, warum sie es genießt, bewundert zu werden und trotzdem absolut anonym bleiben möchte. Gleichzeitig wird aber auch sehr deutlich gemacht, dass sich reale Probleme und Ängste nicht durch eine Flucht in virtuelle Welten lösen lassen, sondern dass man sich ihnen in der realen Welt stellen muss, um sie zu bewältigen. Und nur in der realen Welt kann es echtes Glück geben.
Ja, an einigen Stellen hätte der Film gerne noch etwas kritischer mit dem Thema Social Media und virtuelle Realität umgehen können. Doch alles in allem ist die Geschichte für das Zielpublikum, das sie erreichen möchte, mit genau den richtigen Nuancen erzählt. Da wird man mitgerissen und wirklich emotional berührt – selbst wenn man nicht ein echter Anime-Fan ist. Von mir gibt es da ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold