Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | David Dietl |
Kinostart: | 11.04.2019 |
Produktionsland: | Deutschland 2019 |
Laufzeit: | ca. 90 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.berlinbouncer.de |
Wer kennt sie nicht, die imposanten Gestalten, die abends vor den Clubs stehen und Sätze wie "Du kommst hier nicht rein" quasi in Dauerschleife von sich geben. Regisseur David Dietl porträtiert in seinem Dokumentarfilm "Berlin Bouncer" drei legendäre Türsteher der Hauptstadt und zeigt an ihrem Beispiel, wie sehr sich das Nachtleben der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat. Im Mittelpunkt des Films stehen Frank Künster, der aus Westdeutschland in eine Stadt kam, in der Smiley Baldwin als amerikanischer G.I. noch die Grenze nach Ostberlin bewachte und Sven Marquardt als junger ostdeutscher Punk und Fotograf plötzlich von der Wende überrascht wurde. Die Drei haben ganz unterschiedliche Geschichten, haben aber eines gemein: Sie alle wurden ein Teil des Berliner Nachtlebens und regelrechte Institutionen in den angesagtesten Clubs der Stadt.
"Berlin Bouncer" ist nicht nur ein extrem kurzweiliges Porträt dreier wirklich interessanter Typen, sondern auch eine mitreißende Liebeserklärung an die Clubkultur der Hauptstadt. Ein reiner Berlin-Film also? Im Prinzip ja, aber man muss nicht in Berlin leben (oder gelebt haben), um bestens unterhalten zu werden und um sich hier wiederzufinden. Denn viele Geschichten, die Frank Künster, Smiley Baldwin und Sven Marquart erzählen, kennt man auch in ähnlicher Form aus anderen Großstädten. Auch in Frankfurt etwa gab es in den letzten Jahrzehnten enorme Veränderungen, auch hier gab es legendäre Clubs, die das Nachtleben geprägt haben und ganz besondere Typen, die jeder kannte, der sich in der Szene auskannte.
Doch was den Film letztendlich so sehenswert macht, sind die ganz persönlichen Geschichten der drei Türsteher, die auch ganz offen über die Schattenseiten ihres Berufs sprechen. Sie erzählen über ganz alltägliche Sorgen, aber auch vor den Ängsten, die mit zwangsläufigen Veränderungen einhergehen. Das ist mal sehr humorvoll, dann wieder extrem emotional, mal schrill und dann wieder düster, mal überdreht, dann sehr geerdet und extrem menschlich. David Dietl hat es geschafft, einen Film über drei Menschen zu drehen, der so viel mehr geworden ist, als es zunächst den Anschein haben mag.
Wer also einmal einen ganz besonderen Trip durch die Berliner Clubszene erleben möchte und dabei auch an seine eigenen Erlebnisse erinnert werden möchte, dem kann diese Dokumentation wärmstens ans Herz gelegt werden. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold