Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Tragikomödie, Komödie, Drama |
Regie: | Ute Wieland |
Kinostart: | 21.08.2014 |
Produktionsland: | Deutschland 2014 |
Laufzeit: | ca. 96 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.besseralsnix-derfilm.de/ |
Schlägt man im Lexikon das Wort "Außenseiter" nach, dann müsste dort eigentlich ein Bild von Tom (François Goeske) zu sehen sein. Zumindest hat der stets schwarz gekleidete Junge, der schon rein optisch einen krassen Kontrast zu übrigen Dorfgemeinschaft bildet, das Gefühl, dass sich Niemand auf dieser Welt so fremd fühlen kann, wie er in diesem Kaff, wo er seiner Meinung nach nur von Idioten umzingelt ist. Selbst zu Mike (Jannis Niewöhner), seinem besten Freund aus Kindertagen, hat er keinen richtigen Draht mehr, seitdem sich dieser nur noch mit Autos und seiner Freundin Maren (Emilia Schüle) beschäftigt. Und auch sein Vater Carsten (Wotan Wilke Möhring) ist nur noch ein Fremder für den 19jährigen Jungen, seitdem dieser nur noch für Fußball und Alkohol zu leben scheint, nachdem Toms Mutter für immer gegangen ist. Als der Junge dann auch noch die letzte Chance auf einen Schulabschluss vergeigt, fühlt er sich endgültig verloren. Doch dann taucht plötzlich die attraktive wie engagierte Lehrerin Sarah (Anna Fischer) bei der Berufsberatung auf und verändert Toms Leben gleich in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur, dass er in ihr endlich mal wieder einen Menschen gefunden zu haben glaubt, der mit ihm auf einer Wellenlänge liegt. Sie verschafft ihm zudem noch einen Ausbildungsjob. Doch ist die Arbeit bei einem Bestattungsunternehmen wirklich das Richtige für Tom? Oder wird es ihm erst durch die tägliche Konfrontation mit dem Tod gelingen, seinen Platz im Leben zu finden?
Mit der Verfilmung von Nina Pourlaks Roman "Besser als nix" ist Regisseurin Ute Wieland ("Freche Mädchen") ein besonderes Wagnis eingegangen. Denn der Umgang mit dem Thema Tod kann schnell in tristes Betroffenheitskino oder, wenn man sich ihm eher humorvoll nähert, in eine geschmacklose Farce ausarten. Bei diesem sensiblen Thema den richtigen Ton zu treffen, ist sehr schwer. "Besser als nix" versucht sich an dem extrem schwierigen Mittel des schwarzen Humors und fährt damit in einigen Momenten richtig gut. Denn es ist einfach erfrischend, wenn sich gerade das deutsche Kino mal an einem eher unverkrampften Umgang mit einer schwierigen Thematik versucht und dabei nicht jeden möglichen Unterhaltungswert für verkopfte Schwermut opfert. Alleine dafür gebührt den Machern dieser Coming-of-Age Story jede Menge Lob und Respekt.
Auch die Darsteller geben ihr Bestes, um in dieser ganz besonderen Geschichte über die Suche nach dem Platz im eigenen Leben zu überzeugen. Das gelingt der wie immer charmanten Anna Fischer ebenso gut, wie dem derzeit sehr vielbeschäftigten Jannis Niewöhner ("Rubinrot", "Doktorspiele") und einem großartigen Clemens Schick als Rockabilly-Bestatter mit übersinnlichen Fähigkeiten. Hauptdarsteller François Goeske spielt an sich auch sehr gut, nur sieht er in seinem Look etwas zu verkleidet aus, um wirklich glaubhaft wirken zu können. Und genau hier wird dann auch eines der Probleme der Inszenierung deutlich: in einigen Aspekten werden beim Look oder bei der Charakterzeichnung zu extreme Klischees eingesetzt, was im starken Kontrast zu dem eher unangepassten Humor des Films steht.
Dadurch entsteht ein etwas unausgeglichenes, holpriges Gesamtbild, was wiederum zur Folge hat, dass die Inszenierung nicht locker und flüssig, sondern ein wenig bemüht wirkt. Das macht "Besser als nix" zwar noch lange nicht zu einem schlechten Film. Dafür gibt es einfach zu viele gelungene Momente und sehr originelle Einfälle. Doch den guten Intentionen, die hinter der Geschichte und deren Umsetzung stehen, wird der Film so einfach nicht gerecht. Dass einige kleine Nebendarsteller eher laienhaft agieren, ist da auch nicht wirklich hilfreich. Keine Frage, Ute Wieland hat einen der interessantesten deutschen Coming-of-Age Filme der letzten Jahre inszeniert. In Anbetracht der guten Darsteller, der schönen Geschichte und des mitunter sehr bissigen und überraschenden Humors ist es einfach nur schade, dass es nicht auch einer der Besten geworden ist. Und deshalb gibt es hier auch nur ein: Mit Abstrichen sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold