Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Le goût de Merveilles |
Genre: | Romantik, Drama, Komödie |
Regie: | Eric Besnard |
Kinostart: | 10.03.2016 |
Produktionsland: | Frankreich 2015 |
Laufzeit: | ca. 97 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.birnenkuchen-mit-lavendel.de/ |
Im Leben von Louise (Virginie Efira) läuft es gerade alles andere als gut. Seit dem Tod ihres Mannes versucht sie nicht nur, ihren beiden Kindern eine gute Mutter zu sein, sondern auch, ihren kleinen Birnenhof halten zu können. Doch allen Anstrengungen zum Trotz will einfach nicht genügend Geld reinkommen und die Bank pocht darauf, dass Louise ihren Kredit zurückzahlt. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird sie den Hof und damit auch das Zuhause ihrer Familie verlieren. Und ausgerechnet in dieser schwierigen Situation läuft ihr dann auch noch ein Mann vors Auto – und damit in ihr Leben. Pierre (Benjamin Lavernhe) scheint ein etwas merkwürdiger Zeitgenoss zu sein. Doch in der Gegenwart von Louise fühlt sich der Eigenbrötler sichtlich wohl und blüht regelrecht auf. Und seine sensible Art bringt auch Louise wieder ein klein wenig Sonne in ihre verzweifelte Lage. Zwischen den Beiden entsteht eine zärtliche Freundschaft, die allerdings bald schon einer schwierigen Herausforderung stellen muss, an der sie wieder zerbrechen könnte…
"Birnenkuchen mit Lavendel" ist eine bezaubernde Romantik-Komödie, die in ihrer Einfachheit Lust auf das Leben und die Liebe macht. Die Geschichte ist nicht unbedingt neu. 2009 etwa wurde in dem Film "Adam" eine nicht unähnliche Romanze erzählt. Und ohnehin scheint das Thema Asperger in Kino und Fernsehen seit einigen Jahren voll im Trend zu sein. Doch es kommt hier nicht unbedingt darauf an, was, sondern wie es erzählt wird. Und das hat Regisseur Eric Besnard einfach ganz zauberhaft hinbekommen. Die Geschichte um die junge Witwe, die verzweifelt um den Lebensunterhalt für ihre Kinder und um das Andenken an ihren verstorbenen Mann kämpft und dabei völlig unerwartet Hilfe von einem kauzigen Einzelgänger erhält, der dann auch noch ihr gebrochenes Herz zu heilen vermag, ist mit einer extrem betörenden Zurückhaltung erzählt, die dem Film seinen ganz besonderen Charme verleiht.
Besnard verzichtet nahezu auf alle Klischeefallen, die dieses Genre so gerne auslegt. So wird sein Film auch in den emotionalsten Momenten nie kitschig, sondern ist einfach nur wunderschön. Die bezaubernden Bilder, die von der Kamera eingefangen wurde, unterstreichen diesen Eindruck und intensivieren ihn noch zusätzlich. Und dann ist da natürlich auch noch die Besetzung, die man nur als perfekt ausgewählt bezeichnen kann. Virginie Efira schafft es sehr gut, dass man ihr die kämpferische Witwe, die versucht, alle Sorgen von ihren Kindern fernzuhalten, sofort abnimmt. In ihrer Trauer und ihren alltäglichen Kämpfen hat sie dabei völlig vergessen, wie es ist, von einem Mann nicht als bemitleidenswerte Witwe, sondern als begehrenswerte Frau angesehen zu werden. Wie sie damit umgeht, spielt Efira ganz wunderbar. An ihrer Seite brilliert Benjamin Lavernhe, der die Asperger-Symptome seiner Figur so charmant, dabei aber auch auf realistische Art anstrengend spielt, dass man als Zuschauer nachvollziehen kann, warum sich Louise und auch ihre Kinder in seiner Gegenwart so wohl fühlen.
Das Ende bleibt weitgehend offen für Interpretationen und ist damit perfekt gewählt. Hier wird kein krampfhaftes Happy End forciert, sondern mit sensibler Hand ein Abschluss entworfen, der viel Hoffnung verbreitet und der damit einfach nur glücklich macht. "Birnenkuchen mit Lavendel" ist ein ungeheuer charmantes Werk, das hier und da seine kleinen Schwächen haben mag. Doch wenn man sich als Zuschauer in die Figuren auf der Leinwand und ihre Geschichte regelrecht verlieben kann und man mit einem Lächeln auf dem Gesicht für einige Momente jeden Anflug von Zynismus aus dem Herzen verbannen kann, dann sind kleine Kritikpunkte völlig egal. Wer französisches Wohlfühlkino liebt und generell ein Faible für großes Gefühlskino der zurückhaltenden Art hat, der sollte sich dieses bezaubernde Werk mit seinen liebenswerten Charakteren auf keinen Fall entgehen lassen. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold