Blackbird – Eine Familiengeschichte

Lily (Susan Sarandon) und ihr Mann Paul (Sam Neill) haben ihre Familie zu einem gemeinsamen Wochenende eingeladen. Doch die älteste Tochter Jennifer (Kate Winslet), ihr Mann Michael (Rainn Wilson), ihre Schwester Anna (Mia Wasikowska) und deren Freundin Chris (Bex Taylor-Klaus) kommen ebenso wenig wie Esthers beste Freundin Liz (Lindsay Duncan) zu einem vergnüglichen Familienfest in das malerische Haus am Meer. Sie alle sind gekommen, um sich von Lily zu verabschieden. Denn sie ist todkrank und hat sich dazu entschlossen, ihr Leben zu beenden, bevor sie vollends die Kontrolle über ihren Körper verliert und elendlich sterben muss. Oberflächlich scheint es so zu sein, dass die Töchter die Entscheidung ihrer Mutter akzeptiert haben, offenbart sich im Verlauf des Wochenendes immer deutlicher, wie schlecht sie in Wirklichkeit mit Lilys Wunsch nach selbstbestimmten Sterben umgehen können. Anna plant sogar, den Tod ihrer Mutter im letzten Moment doch noch zu verhindern… 

"Blackbird" ist ein Remake des dänischen Dramas "Silent Heart – Mein Leben gehört mir", das Bille August 2014 in die Kinos gebracht hatte. "Notting Hill"-Regisseur Roger Mitchell hat die Geschichte in weiten Teilen 1:1 übertragen – was auch daran liegen mag, dass das Drehbuch wie beim Original von Christian Trope stammt. Für die amerikanisch-britische Co-Produktion wurde das Ganze um in ein paar Aspekten verändert – etwa, um etwas mehr Diversität hineinzubringen. Ansonsten aber ist es eigentlich der gleiche Film, nur mit anderen Darstellern. Aber genau hier kann das Remake richtig punkten. 

Denn nicht nur ist Susan Sarandon als sterbendes Familienoberhaupt wirklich großartig. Auch Kate Winslet beweist hier einmal mehr ihre Vielseitigkeit und ihre Stärke als Charakterdarstellerin. Und Sam Niell ist mit einem sehr zurückhaltenden Spiel einfach wunderbar. Die traumhaft schöne Location und die dezente Musik sorgen ebenfalls dafür, dass die traurige Geschichte wirklich sehenswert umgesetzt wurde. So ist also auch diese Version wie auch das dänische Original ein leises, sensibles Drama über das Sterben, über Selbstbestimmung aber auch über schwierige Familienbeziehungen. Letzteres ist nicht immer überzeugend und wirkt mitunter ein wenig konstruiert, was gerade an der etwas überzeichneten Figur der bipolaren Tochter Anna liegt. 

Doch auch wenn es in diesem Bereich einiges zu kritisieren gibt, ist "Blackbird" insgesamt ein sehr schöner, aber auch extrem schwieriger und trauriger Film, der seine Zuschauer eher bedrückt aus dem Kino entlässt. Es fällt schwer, am Ende nicht von einer gewissen Traurigkeit übermannt zu werden. Dessen sollte man sich im Vorfeld bewusst sein. Doch wer sich darauf einlässt und extrem berührendes, mitreißendes und schönes Dramakino der leisen Art erleben möchte und wer "Silent Heart – Mein Leben gehört mir" noch nicht kennt, der sollte sich dieses weitgehend gelungene Remake nicht entgehen lassen. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold