Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Bohemian Rhapsody |
Genre: | Drama, Musikfilm |
Regie: | Bryan Singer |
Kinostart: | 01.11.2018 |
Produktionsland: | Großbritannien/USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 134 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.fox.de/ |
Er war ein großartiger Sänger mit einer Stimme, die genauso besonders war, wie seine Persönlichkeit. Als Freddie Mercury 1991 an AIDS starb, hat die Musikwelt einen der ganz Großen viel zu früh verloren. Auch wenn seine Band Queen nicht aufgehört hat, Musik zu machen und auf Tour zu gehen, ist mit Mercurys Tod eine Magie verloren gegangen, die auch das große Talent von Brian May und Roger Taylor nicht auffangen kann. Immerhin: Durch die Songs von Queen bleibt Freddie Mercury unsterblich. Obwohl nun schon fast dreißig Jahre seit Mercurys Tod vergangen sind, war es dennoch ein Wagnis, ein Biopic über ihn und seine Bandkollegen zu drehen. Denn wie sollte es einem Schauspieler gelingen, das einzufangen, was den großartigen Künstler so besonders gemacht hat.
Regisseur Bryan Singer hat es dennoch gewagt. Das Ergebnis ist "Bohemian Rhapsody", ein Film, der vor allem eines ist: eine Huldigung an die Musik und das, was sie den Fans bedeutet. Einige Kritiker werfen dem Film vor, er wäre weichgespült und würde die dunklen Seiten des Charakters von Freddie Mercury und besonders seine Aids-Erkrankung nahezu gänzlich ausschließen. Zum einen stimmt das nur bedingt, zum anderen muss man sich auch fragen: will man das wirklich sehen? Singer hat einen Film gedreht, der das schafft, was auch die Musik von Queen beim Anhören bewirkt: er ist mitreißend, macht Spaß, berührt und hinterlässt am Ende nach verschiedenen Emotionen vorrangig ein echtes Glücksgefühlt.
Da ist es doch wirklich egal, ob die Homosexualität des Sängers nicht bis ins kleinste Detail nachgezeichnet wird oder dass Teile aus seinem bewegten Leben ausgelassen werden. Und – das sage ich als echter Fan – es ist auch völlig egal, ob alles, was hier gezeigt wird, auch tatsächlich der Realität entspricht. Der Film, der nach einem Zerwürfnis zwischen Singer und dem Studio von "Eddie the Eagle" Regisseur Dexter Fletcher fertiggestellt wurde, will keine Persönlichkeitsstudie sein, die in die Abgründe eines wahrlich nicht einfachen Menschen wie Freddie Mercury eintaucht. Er will mit den Fans die Musik einer großartigen Band und eines exzentrischen, talentierten und unvergessenen Künstlers zelebrieren. Und das macht er sehr, sehr gut.
Das liegt natürlich auch an der preisverdächtigen Leistung von Hauptdarsteller Remi Malek ("Mr. Robot"), der wirklich alles gibt – falsche Zähne inklusive – um die schillernde und vielschichtige Persönlichkeit von Freddie Mercury einzufangen. In einigen Szenen gelingt ihm das auch nahezu perfekt. Durch sein Spiel werden die Leistungen seiner hervorragend gecasteten Co-Stars zwar etwas überschattet, aber ihnen gelingt es dennoch überzeugend, den Rest der Band und ihre Bedeutung für die Songs und für Freddie Mercurys Leben auf die Leinwand zu transportieren.
Auch wenn Bryan Singer am Set für jede Menge Ärger gesorgt hat und sich angeblich auch mit seinem Hauptdarsteller heftig zerstritten hat, so gebührt ihm doch auch eine gehörige Portion Respekt. Dafür, dass er am Ende des Films eine fast 15minütige Sequenz des legendären LIVE AID Auftritts inszeniert hat. Hier spielt Dramaturgie keine Rolle mehr, sondern einzig und alleine die Musik und die Leistung der Schauspieler. Es ist deshalb eine mutige Sequenz, da sie gegen die Sehgewohnheiten des Publikums geht. Vielleicht funktioniert diese Szene gerade deshalb so gut. Keine Tränen in den Augen zu haben, wenn Rami Malek "Bohemian Rhapsody" mit absolut authentischer Inbrunst darbietet, ist da wirklich eine Leistung.
Ja, in diesem Biopic werden einige Klischees bedient. Es wird jede Menge ausgelassen und ja, es werden viele Ecken und Kanten massentauglich abgeschliffen. Aber nicht nur, dass der Film großartig gespielt ist, er macht auch wirklich Freude – Freude am Zusehen und Freude an der Musik. Und genau dafür gibt es auch ein ganz eindeutiges: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold