Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie |
Regie: | Tomas Erhart |
Kinostart: | 24.12.2015 |
Produktionsland: | Deutschland 2015 |
Laufzeit: | ca. 88 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/BrudervorLuderFilm |
Die sechzehnjährigen Zwillinge Heiko und Roman (DieLochis) haben es geschafft: Auf YouTube sind die Beiden echte Stars mit Millionen von Klicks und begeisterten Followern. Jetzt wollen sie auch auf der großen Live-Bühne voll durchstarten. Die Aufregung vor dem ersten Konzert ist groß, da ist jedwede Ablenkung unerwünscht. Doch ausgerechnet jetzt verdreht die scheinbar brave Jessy (Milena Tscharntke) Heiko den Kopf. Was die Brüder nicht ahnen: Jessy ist eine ruhmsüchtige Bitch, die Heiko nur dazu benutzen will, um selbst berühmt zu werden. Sie gibt vor, sich um ihre Schwester Bella (Tara Fischer) zu kümmern, die angeblich seit einem Autounfall im Rollstuhl sitzt. Und Heiko fällt auf dieses miese Spiel rein und vernachlässigt dafür die Vorbereitungen für das Konzert. Deshalb gibt es für Roman nur einen Ausweg: er muss seinen Bruder derart vor seiner neuen Flamme blamieren, dass die ihn sofort wie eine heiße Kartoffel fallen lässt. Doch das ist leichter gesagt, als getan…
Mit über 1,7 Millionen Abonnenten gehören DieLochis zu den ganz großen deutschen YouTube-Stars. Die Zwillinge aus dem hessischen Riedstadt haben sich in den letzten Jahren mit Comedy- und Musikvideos eine breite Fangemeinde aufgebaut. Mit einigen ihrer Songs haben es die Brüder sogar in die deutschen Single-Charts geschafft, worauf Anfang 2015 sogar die erste Live-Tour folgte. Nach diesem Erfolg war ein Kinofilm natürlich der nächste konsequente Schritt. Und wie bei all ihren Projekten waren DieLochis auch hier stark in die Entstehung involviert. So spielen sie nicht nur die Hauptrollen, sondern haben auch bei der Regie mitgewirkt. Das Ergebnis ist die Komödie "Bruder vor Luder", die sich ganz eindeutig an die junge Fangemeinde richtet.
Der zweite YouTube-Film des Jahres nach "Kartoffelsalat" ist nun wahrlich kein Film, der für Kritiker gemacht ist – und schon gar nicht für Zuschauer, die älter als 16 Jahre sind. Das nicht gerade umwerfende schauspielerische Talent der beliebten Zwillinge zu beanstanden, ist daher nicht nur sinnlos, sondern auch nicht wirklich angebracht. Denn wer in diesen Film geht, der will DieLochis sehen – und dann ist es auch egal, wenn sie nicht besonders gut spielen. Und auch einige anderen Schwächen werden da gerne verziehen. Ich erinnere mich noch allzu gut daran, welche cineastischen Peinlichkeiten mir in diesem Alter gefallen haben. Dennoch kann bei allem Verständnis und bei aller Rücksichtnahme auf die Zielgruppenorientierung einfach nicht mit gutem Gewissen behauptet werden, dass "Bruder vor Luder" ein guter Film wäre.
Neben der völlig einfallslosen Geschichte und peinlichen Gags aus der pubertären Mottenkiste zerrt das Filmchen mit Fremdschäm-Auftritten einiger etablierter Darsteller (Ludger Pistor oder ganz besonders schlimm: Petra Nadolny), extrem plumpen Soundeffekten oder sinnfreien Gastauftritten anderer YouTubler an den Nerven der Zuschauer. Besonders schlimm aber wird es, wenn Bella beichtet, warum sie bei dem fiesen Spiel ihrer Schwester mitmacht und die Story dabei kurzzeitig versucht, so etwas wie "Tiefe" zu bieten.
Mag sein, dass einige Kinder durch ihre Liebe zu Roman und Heiko derart geblendet sind, dass sie hier wirklich Spaß haben. Und auch wenn es schmerzt, so sei ihnen das gegönnt. Es mag auch sein, dass DieLochis in gewisser Weise wirklich Talent haben. Doch "Bruder vor Luder" ist dafür leider kein überzeugender Beweis. Wer über Durchfall, Erektionen im Schwimmbad oder über Tussis, neben denen selbst die Schüler aus "Fack Ju Göhte" wie zukünftige Nobelpreisträger wirken, lachen kann, der wird sich an den vielen Schwächen von "Bruder vor Luder" nur wenig stören. Wer aber zumindest wirklich lustigen Humor erwartet und nicht 90 Minuten in infantilen Klischees baden möchte, der sollte um dieses Werk einen großen Bogen machen. Nur für ganz hartgesottene Lochis-Fans sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold