Chaos im Netz

Ralph ist wieder da! Er und seine neue beste Freundin Vanellope genießen es, die Tage in ihren Video-Games in der Spielhalle des alten Mr. Litwak zu verbringen und sich dann mit anderen Videospielfiguren zu treffen, sobald die Halle geschlossen ist. Doch Vanellope wünscht sich ein wenig Abwechslung in ihrem Spiel "Sugar Rush" – ein Wunsch, den ihr Ralph nur allzu gerne erfüllt. Doch so gut es der grobschlächtige Videoheld auch meint, hat seine Aktion doch weitreichende Folgen: Das Lenkrad des Spiels geht kaput und kann nicht wieder ersetzt werden. Nun drohen "Sugar Rush" und damit auch Vanellope für immer zu verschwinden. Es sei den, es gelingt den Beiden, einen Ersatz zu beschaffen. Bei Ebay wird ein solches Lenkrad angeboten, doch um da dran zu kommen, müssen sich Ralph und Vanellope in die Untiefen des Internets wagen. Die Aktion wird nicht nur schnell zu einem gefährlichen Abenteuer, sondern auch zu einer ungeahnten Belastungsprobe für die Freundschaft der Beiden…

"Chaos im Netz" ist die Fortsetzung des Disney-Hits "Ralph reichts". Für Disney ist es die erste Kinofortsetzung seit "Fantasia 2000", denn üblicherweise bringt das Studio günstiger produzierte Fortsetzungen seiner Hits direkt für den Heimkinomarkt heraus. Nicht aber so bei Ralph und seinen Videospiel-Freunden. Sie dürfen nicht nur ein zweiten Mal antreten, sondern dabei auch noch das Internet erobern. Das bot den Machern natürlich jede Menge Gelegenheit, um sich kreativ so richtig auszutoben. Das Spiel mit bekannten Internet-Marken sorgt für einige gute Lacher, wobei gerade der Besuch bei Ebay besonders lustig ausgefallen ist. Auch die Art und Weise, wie sich hier darüber lustig gemacht wird, womit man im Netz berühmt und reich werden kann, ist clever wie witzig zugleich.

Besonders gelungen aber ist "Chaos im Netz" dann, wenn sich Disney mal von seiner selbstironischen Seite zeigen darf. Wenn Vanellope etwa mit den Disney-Prinzessinnen abhängt oder die Freunde vor den Sturmtruppen aus STAR WARS fliehen müssen, dann ist das nicht nur amüsant, sondern auch erfreulich subversiv. Und so gelingt es dem Film dann gerade in der ersten Stunde, noch besser, cleverer und fantasievoller zu sein, als sein Vorgänger. Doch leider bleibt es nicht dabei.

Denn für den letzten Akt hatten die Macher die grandiose Idee, dass Ralph ins Darknet abtauchen zu lassen. Das hat natürlich Folgen, die nicht nur für kleine Zuschauer etwas zu furchteinflößend sind, sondern die auch jede Form von Charme vermissen lassen. Das Finale ist einfach nur – passend zum Titel – chaotisch, überzogen und viel zu düster. Schade, denn nach dem gelungenen Auftakt und der wirklich originellen Art, wie das Internet hier als eigene Welt gezeigt wird, wirkt der Animationsfilm in den letzten zwanzig Minuten etwas uninspiriert und gerade aufgrund der ausufernden Action auch visuell langweilig.

So ist "Chaos im Netz" eine Fortsetzung, die gleichzeitig besser, aber auch schlechter als der Vorgänger ist. Ist ja auch ein Kunststück. Für Kinder unter 6 Jahren auf keinen fall geeignet. Dann aber ist der Spaß für Fans von Teil 1 doch noch absolut sehenswert, wenn es gelingt, den letzten Akt auszublenden. Doch zum Glück gibt es genügend gelungene Momente, wunderbare Einfälle und gute Lacher, die über dieses Manko hinwegtrösten!

Ein Artikel von Sebastian Betzold