Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Christopher Robin |
Genre: | Kinderfilm, Abenteuer |
Regie: | Marc Forster |
Kinostart: | 16.08.2018 |
Produktionsland: | USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 104 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/disneydeutschland/ |
Als Kind hatte Christopher Robin einige ganz besondere Freunde, mit denen er im Hundertmorgenwald etliche Abenteuer erlebt hat. Doch dann musste der Junge wegziehen, ging aufs Internat, zog in den Krieg und lebt jetzt als erwachsener Mann (Ewan McGregor) in London. Seine Kindheit, die er mit Winnie Puuh und seinen Freunden verbracht hat, ist nur noch eine ferne Erinnerung, ein Hirngespinst, das dem wirklichen Leben weichen musste. Doch plötzlich taucht Winnie Puuh in London auf und bittet Christopher Robin, ihm dabei zu helfen, seine Freunde wiederzufinden. Widerwillig folgt er dem Teddy in den Hundertmorgenwald, wo er für einige wertvolle Momente daran erinnert wird, was wirklich wichtig im Leben ist. Doch genau das bringt ihn in echte Schwierigkeiten in seinem Job, weshalb sich Winnie Puuh, Ferkel, I-Aah und Tigger dazu entschließen, ihren geliebten Wald zu verlassen, um ihrem Freund aus der Patsche zu helfen…
"Christopher Robin" ist in diesem Jahr bereits der zweite Film, der sich mit dem Jungen beschäftigt, der durch die "Winnie Puuh"-Bücher seines Vaters A. A. Milne weltbekannt wurde. Doch während sich "Goodbye, Christopher Robin" mit der realen Figur und dem Verlust einer Kindheit beschäftigte, folgt diese Disney-Produktion den fiktiven Geschichten, die 1966 mit dem ersten animierten Kurzfilm „Winnie Puuh und der Honigbaum“ ihren Anfang fand. Regisseur Marc Forster, der bereits mit "Wenn Träume fliegen lernen" über den "Peter Pan"-Autor J.M. Barrie eine nicht unähnliche Thematik verfilmt hat, durfte die beliebten Bewohner des Hundertmorgenwaldes erstmals in einem Realfilm zum Leben erwecken.
Das Ergebnis ist schöner, charmanter Film, der aber am Ende gerade auf emotionaler Ebene hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Keine Frage, es gibt einige sehr witzige und auch sehr schöne Momente. Winnie Puuh und seine Freunde sind wundervoll animiert, so dass sie wirklich wie alte Stofftiere wirken, die zum Leben erweckt wurden. Und auch die menschlichen Darsteller wie Ewan McGregor oder Hayley Atwell können durchaus überzeugen. Alles gut und schön. Doch woran der Film letztendlich krankt, ist seine arg behäbig wirkende Inszenierung, durch die nicht nur einige wirklich zähe Längen entstehen. Es wird dadurch auch verhindert, dass die Zuschauer emotional wirklich mitgerissen werden.
Zudem richtet sich die Geschichte – die Steven Spielberg strenggenommen schon in "Hook" erzählt hat - eigentlich nicht an Kinder, die ohnehin heutzutage ein ganz anderes Erzähltempo gewöhnt sind. Vielmehr ist "Christopher Robin" eher ein Film für Erwachsene, die daran erinnert werden sollen, wie besonders es ist, ein Kind zu sein und die Welt durch die unschuldigen Augen eines Kindes zu sehen. Marc Forster hat einen wirklich netten Film gedreht, doch irgendwie hat er ihn an einer klaren Zielgruppe vorbei inszeniert. Etwas weniger vorhersehbares Familiendrama und etwas mehr Einblicke in die Welt des Hundertmorgenwaldes hätten dem Ganzen vielleicht gut getan. So ist der Film, der eigentlich von der ersten Minute an die Tränendrüsen und Lachmuskeln hätte strapazieren sollen, nicht mehr, als ein charmanter Zeitvertreib, der allerdings keinen echten Eindruck hinterlassen kann. Daher gibt es auch nur mit kleinen Abstrichen ein: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold