Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | C'Mon C'Mon |
Genre: | Drama |
Regie: | Mike Mills |
Kinostart: | 24.03.2022 |
Produktionsland: | USA 2021 |
Laufzeit: | ca. 114 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | dcmstories.com/de/collection/come-on |
Radiojournalist Johnny (Joaquin Phoenix) lebt momentan nur noch für seine Arbeit. Um Interviews mit Jugendlichen über ihre Zukunftswünsche und -ängste zu führen, reist er mit seinem kleinen Team quer durchs Land. Doch dann bittet ihn seine Schwester Viv (Gaby Hoffmann) um Hilfe und plötzlich muss Johnny für seinen neunjährigen Neffen Jesse (Woody Norman) so etwas wie ein Ersatzvater sein. Völlig überfordert mit der neuen Aufgabe versucht Johnny, die Arbeit und die Fürsorge unter einen Hut zu bekommen. Das funktioniert zu Beginn recht gut, doch je länger das Kind von seiner Mutter getrennt ist, desto komplizierter wird die Situation für Johnny. Doch nach und nach entsteht zwischen Onkel und Neffe eine tiefe Verbindung, die sie Beide nachhaltig verändern wird…
Mit "Come on, Come on" legt Regisseur Mike Mills ("Beginners", "Jahrhundertfrauen") ein leises Familiendrama vor, das mit sensibler Zurückhaltung und einer Prise charmanten Humors trotz einiger kleiner Längen sehr ans Herz geht. Eingetaucht in sehr einnehmende Schwarzweiß-Bilder lebt der Film vom guten Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass Joaquin Phoenix nach einigen eher extremen Darstellungen wie etwa in "Joker" hier absolut zurückhaltend agiert. Gerade dadurch gelingt es ihm, den Charakter des Johnny mit unglaublich viel Charme zu füllen. Es wird so deutlich, wie sehr der Journalist darum bemüht ist, seinem Neffen Halt in einer sehr schwierigen Zeit zu geben und was dies dem Jungen bedeutet.
Gleichzeitig lässt Phoenix seinem jungen Co-Star genügend Raum, sich entfalten zu können. Woody Norman spielt den Jungen, der sich um seinen depressiven Vater sorgt und dabei keinen Halt von seiner Mutter bekommen kann, da die sich um ihren Mann kümmern muss, mit einer sehr einnehmenden Natürlichkeit. Man fühlt mit dem Kind mit, versteht, warum es mal traurig ist, mal rebelliert oder mal auch einfach alles um sich herum vergisst und einfach Kind ist. All das fangen Regisseur Mills und sein Ensemble sehr gut ein, was trotz der sehr langsamen und unaufgeregten Erzählweise dafür sorgt, dass man bis zum berührenden Ende gefesselt bleibt.
Zugegeben, es gibt einige etwas zähere Momente. Doch die fallen kaum negativ ins Gewicht. Insgesamt ist "Come on, Come on" einfach ein wunderschöner Film, der zu Herzen geht, ohne jemals auch nur im Ansatz kitschig zu sein. Toll gespielt und schön gefilmt wirkt die Geschichte einfach sehr authentisch. Wichtige Fragen über Familie, Kindheit und persönliche Ängste werden nie plakativ, aber in ihrer Subtilität sehr ehrlich behandelt. Wer amerikanisches Arthousekino schätzt, der bekommt hier ein echtes Highlight geboten: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold