Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Crimson Peak |
Genre: | Horror, Drama, Mystery, Romantik |
Regie: | Guillermo del Toro |
Kinostart: | 15.10.2015 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 119 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/Crimson.Peak.DE |
Seit dem Tod ihrer Mutter verfügt Edith Cushing (Mia Wasikowska) über die Fähigkeit, die Geister Verstorbener zu sehen – eine Fähigkeit, die sie als junge Frau fast vergessen hat. Zusammen mit ihrem Vater (Jim Beaver) führt sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein beschauliches Leben als aufstrebende Schriftstellerin in Buffalo, New York. Ihre Welt wird völlig auf den Kopf gestellt, als sie den charmanten Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) kennenlernt und sich unsterblich in ihn verliebt. Als ihr Vater bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kommt, beschließt Edith, Thomas in seine englische Heimat zu folgen. Als seine Frau lebt sie fortan mit ihm und seiner Schwester Lucille (Jessica Chastain) in Allerdale Hall, einer uralten Villa, die auf einer unterirdischen Mine gebaut ist. In dem heruntergekommenen Haus fühlt sich Edith zunehmend unwohl, zumal sie hier im wahrsten Sinne des Wortes die Geister der Vergangenheit heimsuchen. Bald ist sich Edith sicher: das Haus hütet ein Geheimnis, dem sie unbedingt auf die Schliche kommen muss. Dass sie dabei längst schon in tödlicher Gefahr schwebt, ahnt sie dagegen noch nicht…
Nach seinem Abstecher in eine von riesigen Monstern bedrohte Zukunft in "Pacific Rim" macht Regisseur Guillermo del Toro jetzt mit "Crimson Peak" eine Reise in die Vergangenheit, in die Zeit des klassischen Gothic-Horrors. Dabei setzt er weniger auf derbes Blutvergießen, als auf atmosphärischen Spuk der zurückhaltenden Art. Es gibt zwar durchaus einige Momente, in denen es del Toro nicht gerade zimperlich angehen lässt und in denen zartbesaitete Gemüter wahrscheinlich lieber die Augen schließen werden. Doch in erster Linie setzt er hier auf atmosphärische Sets, klassische Geister-Effekte und auf die Entwicklung der Geschichte, für die er sich relativ viel Zeit nimmt. Das könnte einigen Zuschauern, die auf Dauer-Grusel und ein temporeiches Effekte-Spektakel hoffen, durchaus missfallen und sogar in der zweiten Filmhälfte ein Gefühl von Langeweile aufkommen lassen. Wer aber klassische Gespenstergeschichten mag, der bekommt hier wirklich einen großartigen Vertreter des Sujets geboten.
Die Gothic Romance, die hier mit fantastischer Ausstattung und sehr guten Darstellern erzählt wird, bietet einige Wendungen, die vielleicht nicht wirklich überraschend sind, die del Toro aber dennoch mitreißend umgesetzt hat. Und auch die vielen unvermeidbaren Klischees, die sich in Drehbuch und Inszenierung wiederfinden, fallen nicht weiter störend auf. Das liegt daran, dass del Toro und sein Team hier wirklich mit viel Liebe zum Genre ans Werk gegangen sind. Diese Leidenschaft ist in nahezu jedem Moment auf der Leinwand sicht- und spürbar. Auch wenn es ein paar dramaturgische Längen geben mag und einige Momente vielleicht etwas schwülstig wirken mögen, so steckt der Film doch insgesamt so voller Hingabe, dass er einfach ganz großes Kino im ursprünglichen Sinne geworden ist.
Das sieht man schon daran, dass Guillermo del Toro darauf verzichtet hat, seine Geister zu reinen CGI-Wesen zu machen. Vielmehr wurden sie von echten Schauspielern in Make-Up und Kostümen am Set gespielt, die dann nur mit etwas Computer-Hilfe noch "geisterhafter" gemacht wurden. Mit dabei ist da natürlich auch wieder Doug Jones, der in nahezu allen Arbeiten von Guillermo del Toro mit von der Partie ist. Nachdem er in "Hellboy" als Abe Sapien oder in "Pan´s Labyrinth" als Faun zu sehen war, setzt er seine ganz besonderen Körperbewegungen nun hier als Geist ein. Und das funktioniert wirklich gut.
Doch "Crimson Peak" ist eben viel mehr, als eine einfache Geistergeschichte. Vielmehr ist es eine düstere, tragische Romanze, in der auch Mia Wasikowska und ein überzeugend zwielichtiger Tom Hiddleston ebenso gute Leistungen abliefern, wie eine großartig unterkühlte Jessica Chastain. Selbst solche Szenen, die bei falschem Spiel leicht lächerlich hätten wirken können, transportieren sie glaubhaft auf die Leinwand, so dass man sich als Zuschauer ganz in der Geschichte fallen lassen kann – sofern man ein Faible für Gothic Romance hat. "Crimson Peak" mag kein perfekter Film sein. Und er mag auch weniger Grusel bieten, als der Trailer vermuten lässt. Doch die großartige visuelle Umsetzung, die Leidenschaft, die alle Beteiligten hier offensichtlich investiert haben und die spannende wie schöne Geschichte machen aus ihm ein düsteres Märchen für Erwachsene, das in seinen besten Momenten fast die Qualität von "Pan´s Labyrinth" erreicht. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold