Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The secret life of Walter Mitty |
Genre: | Komödie, Romantik, Abenteuer |
Regie: | Ben Stiller |
Kinostart: | 02.01.2014 |
Produktionsland: | USA 2013 |
Laufzeit: | ca. 115 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.waltermitty-derfilm.de/ |
Fremde Länder bereisen und echte Abenteuer zu erleben, das sind Dinge, von denen Walter Mitty (Ben Stiller) nur träumen kann. Tag für Tag wird er bei seiner Arbeit als Fotoredakteur des LIFE-Magazins mit spektakulären Bildern konfrontiert, die geradewegs dazu einladen, sich in Tagträumen zu verlieren. Dort ist dann auch ein durchschnittlicher Jedermann wie Walter ein unerschrockener Abenteurer, der jeder Gefahr ins Auge blickt und so auch das Herz seiner angebeteten Kollegin Cheryl (Kirsten Wiig) im Sturm erobert. Doch die Realität ist für Walter längst nicht so aufregend. Seinen Job erledigt er im stillen Kämmerlein und Cheryl anzusprechen traut er sich auch nicht. Und dann droht ihm auch noch mit der Einstellung der Printausgabe des LIFE Magazins der Verlust seines Jobs. Eine Aufnahme des legendären Fotografen Sean O`Connell (Sean Penn), die das Titelblatt der letzten LIFE Ausgabe zieren soll, könnte ihm noch den Hals retten. Doch ausgerechnet dieses Negativ fehlt. Walter bleibt nur wenig Zeit, Weltenbummler O`Connell und damit das Bild zu finden. Doch dafür muss er seinen grauen Alltag verlassen und sich in ein echtes Abenteuer stürzen – ein Abenteuer, das seinen aufregenden Tagträumen in Nichts nachsteht!
"Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" ist bereits die zweite Leinwandadaption der beliebten Kurzgeschichte "Walter Mittys Geheimleben" von James Thurber aus dem Jahr 1939. Ben Stillers Version der nur zweieinhalbseitigen ist allerdings kein Remake des 1947er Films "Das Doppelleben des Herrn Mitty" mit Danny Kaye in der Hauptrolle. Vielmehr liefert Stiller eine ganz eigene Interpretation der Story an. Das Drehbuch von Steve Conrad ("Das Streben nach Glück") erzählt nicht nur die Geschichte eines Mannes, der aus seinem von Tagträumen bestimmten Alltag in ein echtes Abenteuer entflieht. Es ist auch eine Geschichte über das Ende legendärer Printmedien und eine Liebeserklärung an die Kraft der Fotografie.
Wer bei dem Namen Ben Stiller nun automatisch an hemmungslose Albernheiten im Stil von "Zoolander", "Meine Braut, ihr Vater und ich" oder "Verrückt nach Mary" denkt, der wird hier eine echte Überraschung erleben. Zwar wird der Film über weite Strecken von Humor getragen, der hier und da auch etwas klamaukhaft daher kommt. Doch insgesamt schlägt Stiller bei seiner ersten Kinoregie seit fünf Jahren deutlich ruhigere Töne an, die hier und da sehr feinsinnig daher kommen. In solchen Momenten lädt der Film den Zuschauer ein, gemeinsam mit Walter Mitty zu träumen und sich in seinem erstaunlichen Leben zu verlieren. Diese ruhigeren Momente werden immer wieder von kleinen Actioneinlagen unterbrochen, die sich überraschend gut in das Gesamtbild einfügen. Zwar schießt die Inszenierung gerade in einer Szene etwas über das Ziel hinaus und man wünscht sich hier und da, Stiller hätte sein gutes Händchen für die poetische Bildästhetik noch etwas mutiger eingesetzt.
Doch das ist im Fall dieser wundervollen Komödie wahrlich Jammern auf hohem Niveau. Denn "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" ist ein extrem sympathisches, einfallsreiches, liebeswertes und amüsantes Werk, das seine Zuschauer zum Lachen und Träumen bringt. Und ganz nebenbei vermittelt der Film auch noch die schöne Botschaft, dass Veränderungen, wie schwer sie einem auch fallen mögen, immer auch eine Chance auf etwas Neues und vielleicht sogar Besseres in sich bergen. Dass dies so unterhaltsam und sehenswert geworden ist, liegt nicht nur an Stillers guter Regie, sondern auch an den schauspielerischen Leistungen, die er und seine Co-Stars an den Tag legen.
Während Adam Scott ("Parks & Recreation", "Piranha 3D") einen wunderbar schmierigen Fiesling abgibt, ist Kirsten Wiig ("Brautalarm") mit ihrer sehr zurückhaltenden Darstellung wirklich zum verlieben. Shirley MacLaine als liebeswert schrullige Mutter, Sean Penn als geheimnisvoller Fotograf oder Ólafur Darri Ólafsson ("Contraband") als Hubschrauberpilot mit Liebeskummer sorgen ebenfalls dafür, dass der Film schauspielerisch voll und ganz überzeugen kann. Die positivste Überraschung aber ist Stiller selbst, der sich sehr ruhig gibt, seinen Co-Stars dabei genügend Raum zur Entfaltung gibt, gleichzeitig aber in den entscheidenden Momenten die Geschichte ganz alleine zu tragen vermag. Dass er weitgehend auf die Art von Humor verzichtet, die ihn bei seinen Fans so beliebt macht, könnte einigen Zuschauern vielleicht nicht ganz so gut gefallen. Doch für den Film ist das die beste Entscheidung, die Stiller treffen konnte.
Denn nur so konnte "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" genau das schöne Kinomärchen werden, das der Film geworden ist. Wer eher ein Faible für derben Hau-Drauf-Humor anderer Stiller-Filme hat, der wird mit dieser Komödie wohl eher weniger anfangen können. Wer es dagegen etwas zurückhaltender mag, dabei aber auch den ein oder anderen Albernheiten nicht ganz abgeneigt ist, dem werden hier zwei Stunden wundervolle Realitätsflucht geboten, die schön anzusehen ist, ein paar richtig gute Lacher bietet und gleichzeitig auch richtig zu Herzen geht. Und dafür gibt es ein mehr als verdientes: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold