Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Babadook |
Genre: | Horror, Mystery |
Regie: | Jennifer Kent |
Kinostart: | 07.05.2015 |
Produktionsland: | Australien/Kanada 2014 |
Laufzeit: | ca. 93 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.DerBabadook-Film.de |
Der Versuch, nach dem Tod ihres Mannes in die Normalität zurückzufinden, wird der jungen Krankenschwester Amelia (Essie Davis) auch nach sieben Jahren nicht leicht gemacht. Gerade das unberechenbare Verhalten ihres Sohnes Samuel (Noah Wiseman) bereitet der Witwe schlaflose Nächte. Der Junge klagt über Alpträume, verhält sich anderen Kindern gegenüber derart aggressiv, dass er der Schule verwiesen wird und selbst Amelias Schwester ist nach einem weiteren Ausraster des Jungen nicht mehr bereit, ihr zu helfen. Amelia ist mit ihrem Latein am Ende, zumal Samuel steif und fest behauptet, Nacht für Nacht von dem Monster aus dem Kinderbuch "Der Babadook" heimgesucht zu werden. Was sie zunächst auf seine kindliche Fantasie schiebt, schleicht sich auch mehr und mehr in ihr eigenes Leben. Und nachdem sich die unheimlichen Vorkommnisse in ihrem Haus häufen ist sich Amelia sicher: den Babadook gibt es wirklich – und er hat es auf sie und ihren Sohn abgesehen…
Basierend auf ihrem Kurzfilm "Monster" aus dem Jahr 2005 hat die Filmemacherin Jennifer Kent mit "Der Babadook" einen äußerst atmosphärischen Gruselthriller abgeliefert, der auf diversen Festivals begeistern konnte und so prominente Fans wie Stephen King oder William "Der Exorzist" Friedkin für sich gewinnen konnte. Der ganz besondere Reiz des Films liegt in seiner sehr ruhigen Erzählweise, die gerade zu Beginn völlig ohne die sonst so üblichen Schockeffekte auskommt. Der Schrecken schleicht sich langsam, fast unbemerkt in den Film ein. Was nicht heißen soll, dass zu Beginn alles eitel Sonnenschein ist. Im Gegenteil: Von Anfang an liegt ein dunkler Schatten auf dem Leben von Amelia und Samuel. Sie kommt nicht über den Verlust ihres Mannes hinweg und der Junge wird Nacht für Nacht von Alpträumen geplagt. Verzweiflung, Frustration und enorme Müdigkeit sind der alleinerziehenden Mutter von der ersten Szene an ins Gesicht geschrieben.
Anders als in anderen Filmen dieses Sujets bricht das Böse also nicht in eine (scheinbare) Idylle ein. Vielmehr macht es sich das vorhandene Leid und die bereits existierenden Ängste der beiden Hauptfiguren zunutze und intensiviert sie noch um ein Vielfaches. Das hat den Vorteil, dass man als Zuschauer nicht ständig das Gefühl hat, diesen Film schon einmal gesehen zu haben. "Der Babadook" wirkt trotz vieler Verweise auf traditionelle Horrorkost und sogar auf den deutschen Expressionismus eines F.W. Murnau frisch und unverbraucht. Der Nachteil ist, dass es dem Zuschauer durch die von Anfang an vorherrschende Schwere und Tristesse schwer gemacht wird, Zugang zu den Figuren und der Geschichte zu finden.
Doch nach den ersten 40 Minuten nimmt der Schrecken immer konkretere Formen an. Und das funktioniert richtig gut. Mit einem erstklassigen Sounddesign und sehr traditionellen Gruseleffekten sorgt Jennifer Kent immer wieder für extrem wirkungsvolle Gänsehautmomente. Diese werden von der sehr atmosphärischen Bildsprache hervorragend unterstützt. Auch wenn der Film nicht unbedingt ein breites Publikum ansprechen kann, so ist er doch fast bis zum Ende ein guter bis sehr guter Gruselfilm, bei dem man den Lobeshymnen von Stephen King und Co. gerne zustimmen möchte. Doch das Finale schließlich, über das an dieser Stelle natürlich nichts verraten werden soll, trübt den an sich sehr positiven Gesamteindruck ein wenig.
Die Auflösung wirkt nach dem enormen Spannungsaufbau etwas fade und lässt die Originalität vermissen, die der Rest des Films so souverän ausgestrahlt hat. Doch auch wenn die letzten Minuten dramaturgische Schwächen aufweisen, ist "Der Babadook" zweifelsohne einer der besseren Gruselfilme der letzten Jahre. Es ist traurig, dass erwachsener Horror wie dieser, der auf übertriebenes Gemetzel, schnelle Schnitte und jede Anbiederung an ein Zielpublikum im Teenageralter es so schwer hat, ein größeres Publikum für sich zu begeistern. Denn das hätte "Der Babadook" trotz seiner Schwächen absolut verdient! Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold