Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Hymyilevä Mies |
Genre: | Drama |
Regie: | Juho Kuosmanen |
Kinostart: | 05.01.2017 |
Produktionsland: | Finnland/Schweden 2016 |
Laufzeit: | ca. 92 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.ollimaeki-film.de/ |
1962: Ganz Finnland steht Kopf. Denn Olli Mäki (Jarkko Lahti) könnte der erste Finne sein, der im Federgewicht Boxweltmeister werden könnte. In Helsinki will ihn sein Trainer Elis (Eero Milonoff) auf den Titelkampf vorbereiten. Training, Pressekonferenzen, Werbeshootings und was sonst noch alles nötig ist, um aus dem möglichen Titel Kapital zu schlagen, steht auf dem straffen Programm. Doch so kurz vor seinem Ziel ist Olli weder mit dem Kopf, noch mit dem Herzen voll bei der Sache. Denn mit Rajia (Oona Airola) hat er gerade die Liebe seines Lebens gefunden. Und die will er auch nicht mehr so einfach gehen lassen – auch nicht für einen Weltmeistertitel…
Mit seinem Spielfilmdebüt "Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki" hat Regisseur Juho Kuosmanen eine in Finnland sehr bekannte wahre Geschichte für die Leinwand adaptiert. Auf 16mm-Material in Schwarzweiß gedreht kann sein Werk quasi als "Anti-Rocky" bezeichnet werden. So groß die Parallelen beider Filme in dramaturgischer Hinsicht sein mögen, so komplett verschieden ist die Art und Weise, auf die sie erzählt werden. Kuosmanen hat sich für eine sehr zurückhaltende, ruhige Erzählweise entschieden, die den für das finnische Kino nicht unüblichen lakonischen Humor mit ein wenig Melancholie versetzt. Was daraus entstanden ist, mag etwas zäh und zu gemächlich anmuten. Doch wer sich auf den besonderen Erzählstil einlassen kann, dem wird es auch gelingen, die Schönheit der Bilder und der Geschichte zu entdecken und genießen zu können.
Mit viel Mühe hat der Filmemacher altes Filmmaterial aufgetrieben, um seinem Debüt einen möglichst authentischen Look zu verleihen. In Zeiten des digitalen Kinos, in denen stets mit der modernsten Technik und der besten Bildqualität geprahlt wird, ein ungewöhnliches und auch mutiges Unterfangen. Denn so entzieht sich der Film freilich den gängigen Sehgewohnheiten, was durch die unaufgeregte Erzählweise noch intensiviert wird. So hat man durchaus das Gefühl, dass "Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki" eher in den späten 60ern, als im Jahr 2016 entstanden ist. Damit hat Juho Kuosmanen sein Ziel absolut erreicht, auch wenn das dem Film schwer macht, ein breiteres Publikum anzusprechen.
Doch Programmkino-Liebhaber kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Mit einem subtilen Augenzwinkern erzählt der Film die Geschichte eines Boxers, der mit Aussicht auf einen großen Sieg auf Teufel komm raus seine Seele verkaufen soll, der aber lieber sein Herz an seine große Liebe verschenken möchte. Das hätte ganz leicht großer Kitsch mit viel Pathos werden können. Doch davon ist hier nichts zu spüren. Die Inszenierung bleibt in allen Momenten subtil und wirkt gerade dadurch charmant und lebensnah. Kein Film für Zuschauer, die Tempo und Action brauchen. Wer aber feine Arthaus-Kost mit leisem Humor und feiner Melancholie mag, der ist hier genau richtig. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold