Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | La Grand Jour |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Pascal Plisson |
Kinostart: | 10.12.2015 |
Produktionsland: | Frankreich 2015 |
Laufzeit: | ca. 86 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.DerGrosseTag-Film.de |
Wovon träumen Kinder? Was wollen sie einmal werden, wenn sie groß sind? Mit dieser Frage beschäftigen sich Kinder auf der ganzen Welt. Doch auch wenn viele Kinder schon früh wissen, was sie sich für ihre Zukunft wünschen, so fehlt es Vielen an dem Mut oder schlichtweg an den Möglichkeiten, ihre Träume auch tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen. Pascal Plisson, der schon einige Kinder aus entlegenen Winkeln dieser Welt "Auf dem Weg zur Schule" begleitet hat, stellt in seinem neuen Film vier Kinder vor, die allen Widerständen trotzen, um ihre Wünsche wahr werden zu lassen. Nidhi aus Indien etwa will unbedingt Ingenieurin werden. Dafür muss sie aber auf eine ganz besondere Schule gehen, an der nur Kinder angenommen werden, die einen schwierigen Eignungstest bestehen. Albert aus Kuba dagegen will ein erfolgreicher Boxer werden und so den Weg aus der Armut schaffen. Doch er muss lernen, dass Talent alleine nicht ausreicht, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Deegii aus der Mongolei ist gerade einmal 11 Jahre alt und verbringt schon jetzt ihre gesamte Freizeit damit, ihren Körper für ihren großen Traum zu trainieren: sie will einmal zu den gefeierten Schlangenmenschen gehören und ihr Talent auf der ganzen Welt zeigen. Eine ganz andere Vorstellung von seiner Zukunft hat Tom aus Uganda, der Ranger in einem nationalparkt werden möchte. Doch dafür muss er erst einmal die schwierige und enorm umfangreiche Prüfung bestehen.
All diese Kinder und Jugendlichen müssen sich gegen Armut, mangelhafte Bildungssysteme und andere Schwierigkeiten hinwegsetzen, um dafür gewappnet zu sein, wenn "Der große Tag" kommt, an dem sich ihre Zukunft entscheiden wird. Die Geschichten, die hier erzählt werden, sind an sich sehr schön und erfüllen auch eine gewisse Vorbildfunktion. Gerade Kinder hierzulande können dadurch merken, wie viele Chancen sie haben, um die sie nicht wie die vier Protagonisten hier jeden Tag aufs Neue kämpfen müssen. Und vielleicht merken sie auch, dass sie viele dieser Chancen einfach ungenutzt lassen oder nicht zu würdigen wissen, weil sie zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind. Davon ausgehend ist der Film wie schon "Auf dem Weg zur Schule" pädagogisch sinnvoll und empfehlenswert.
Auf der anderen Seite leidet das Werk unter genau dem gleichen Problem, wie schon sein Vorgänger. Denn wieder wählt Plisson einen ungelenken Mittelweg zwischen Spiel- und Dokumentarfilm. Die Protagonisten sind echt, doch ihre Geschichten sind nur nacherzählt. Da man das als Zuschauer schnell merkt, wirkt die Inszenierung sehr gestellt, hier und da ein wenig verkrampft und in ihrer aufgesetzten Dramaturgie auch ein klein wenig manipulativ. Wieder scheint der Filmemacher mit Konflikten künstlich Spannung aufbauen zu wollen, die diese Geschichten eigentlich gar nicht benötigt hätten. Das wird am Ende besonders deutlich, wenn die Kinder und Jugendlichen aus ihrem "Spiel" ausbrechen dürfen und ganz natürlich in die Kamera sprechen.
Und so gilt auch für "Der große Tag", dass dies ein wichtiger und für Kinder guter Film geworden sein mag. Doch es bleibt am Ende das Gefühl, dass der Film mit weniger Inszenierung und mehr Echtheit wesentlich kraftvoller und dadurch auch effektiver hätte ausfallen können. Dennoch gibt es unterm Strich noch ein ordentliches: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold