Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Invisible Man |
Genre: | Horror, Thriller, Mystery |
Regie: | Leigh Whannell |
Kinostart: | 27.02.2020 |
Produktionsland: | USA 2020 |
Laufzeit: | ca. 124 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/DerUnsichtbare.DE/ |
Zum Leihen erhältlich u.a. bei iTunes udn Prime Video
Die Ehe mit dem gewalttätigen Kontrollfreak Adrian (Oliver Jackson-Cohen) ist für Cecilia Kass (Elisabeth Moss) die reinste Hölle, der sie endlich entfliehen möchte. Mit der Hilfe ihrer Schwester Emily (Harriet Dyer) gelingt es ihr eines Nachts zu entkommen und sich bei ihrem Kindheitsfreund James (Aldis Hodge) und dessen Tochter Sydney (Storm Reid) zu verstecken. Wochenlang lebt sie in Panik, hier entdeckt zu werden, bis sie die Nachricht erhält, dass sich ihr Ex, ein wohlhabender wie genialer Wissenschaftler im Bereich der Optik, das Leben genommen hat. Cecilia bekommt einen Großteil seines Vermögens und die Freiheit, die sie sich so lange ersehnt hat. Doch als sich in ihrem Umfeld unheimliche Zufälle häufen, beginnt Cecilia daran zu zweifeln, dass Adrian wirklich tot ist. Doch als sie der unglaublichen Wahrheit auf die Schliche kommt, will ihr niemand glauben. Und so muss sie alleine den Kampf aufnehmen gegen einen Gegner, der ihren Augen verborgen bleibt…
Mit "Der Unsichtbare" wagt sich Leigh Whannell ("Insidious 3") an die Neuinterpretation des klassischen Stoffes nach dem Roman von H.G. Wells. Eigentlich sollte die Teil des Monster-Universums werden, die Universal Pictures mit der Neuverfilmung von "Die Mumie" starten wollte. Für die Hauptrolle war lange Zeit Johnny Depp angekündigt. Doch nachdem "Die Mumie" trotz der Star-Power von Tom Cruise weit hinter den Erwartungen des Studios zurückgeblieben ist, wurde das Monster-Universum gleich wieder eingestampft und alle geplanten Projekte auf Eis gelegt. Nun geht die Geschichte aber mit deutlich reduziertem Budget unter Federführung von Produzent Jason Blum völlig unabhängig von jeglichem Franchise-Gedanken an den Start.
Und so steht auch nicht mehr der titelgebende Unsichtbare im Vordergrund – so wie das mit einem Johnny Depp in der Hauptrolle sicherlich der Fall gewesen wäre - sondern seine Frau, gespielt von Elisabeth Moss. Moss spielt stark, aber vielleicht hier und da etwas zu überzogen. Man hat beinahe das Gefühl, als habe sie alle positiven Kritiken zu ihrer Darstellung in der Serie "The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd" im Hinterkopf gehabt und wollte da noch eine Schippe drauf legen. Das passt zwar zu der Figur, die sie spielt, da diese ja nicht zuletzt durch den Psychoterror ihres transparenten Gatten stets am Rande des Wahnsinns balanciert. Trotzdem wirkt es an manchen Stellen einfach einen Tick zu weit drüber.
Zudem sind einige der Nebenfiguren eher störend. Etwa Sydney, die Tochter von Cecilias besten Freund, die sich in einer Szene gegen Ende absolut unlogisch verhält, während sie in einem anderen Moment extrem unsympathisch daherkommt, was allerdings nicht beabsichtig ist. Mag sein, dass nur ich mich daran gestört habe, aber wenn mir jemand monatlich 10.000 Dollar schenken würde, wäre ein einfaches "Danke" für mich wichtiger als ein cooler Freudentanz. Ich gebe zu, das ist wirklich nur eine Kleinigkeit, die sich kaum negativ auf den Gesamteindruck auswirkt. Wahrscheinlich bin ich da einfach zu altmodisch.
Wie dem auch sei, kommen wir zu der wichtigsten Frage über den Film: Ist er denn spannend oder gar gruselig? Die Antwort lautet hier ganz klar. Ja! Gerade in der ersten Hälfte hat Leigh Whannell einige richtig mitreißende Spannungselemente eingebaut, die auch ohne viel Blutvergießen für echten Nervenkitzel sorgen. Und, was mich als Fan des Genres wirklich freut, ihm sind auch zwei richtig gute Überraschungen gelungen, die ich hier nicht spoilern möchte. Aber eine davon gehört schon jetzt zu meinen Lieblings-Horrorfilm-Momenten der letzten Jahre.
"Der Unsichtbare" beweist mit einigen kleinen Schönheitsfehlern, dass es kein großes Budget braucht, um einen Horrorfilm zu inszenieren, der nicht nur visuell und atmosphärisch, sondern (über weite Strecken) auch schauspielerisch und vor allem dramaturgisch überzeugen kann. Dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold