Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Detroit |
Genre: | Drama, Thriller |
Regie: | Kathryn Bigelow |
Kinostart: | 23.11.2017 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 144 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/Detroit.derFilm |
USA im Sommer 1967: Das Land scheint wie ein Pulverfass. Der Vietnamkrieg ist eskaliert und jahrzehntelange Unterdrückung sorgt besonders bei der afroamerikanischen Gemeinschaft für Unruhen. Diese eskalieren bald schon in vielen amerikanischen Großstädten. So auch in Detroit, wo es zu gewalttätigen Bürgerrechtsaufständen kommt. Als von einem Motel aus Schüsse abgefeuert werden, rückt die Polizei mit einem Großaufgebot an. Schnell eskaliert die Lage und einer der Gäste ist tot. Doch statt einer sachlichen Ermittlung kommt es zu einer von offen ausgelebtem Rassismus gezeichneten Razzia, die für viele der anwesenden Motelgäste zu einer lebensbedrohlichen Situation wird…
Mit "Detroit" wagt sich Kathryn Bigelow an ein sehr unschönes und brisantes Thema. Die auf wahren Ereignissen basierende Geschichte mag schon ein halbes Jahrhundert her sein, ist aber leider (nicht nur, aber besonders) in den USA noch immer sehr aktuell. Nach zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen der Rassenunruhen und Überlebenden der Ereignisse aus dem Motel haben Bigelow und ihr Drehbuchautor Mark Boal ("The Hurt Locker") ein erschütterndes Drama geschaffen, das sich zwar einige dramaturgische Freiheiten nimmt, insgesamt aber den Anspruch hat, die Vorkommnisse so genau wie möglich wiederzugeben.
Zunächst startet das Ganze mit einem sehr allgemeinen Blick auf die Unruhen, wandelt sich dann aber zu einem fast kammerspielartigen Thriller, der aufwühlt, wütend macht und die Verzweiflung der Gepeinigten nahezu spürbar macht. Es ist ein unangenehmer Film, der weh tut – und genau das soll er auch. Er soll die Zuschauer mitten ins Mark treffen, soll ihnen mit voller emotionaler Wucht in die Magengrube schlagen, um ihnen vor Augen zu halten, wozu Menschen durch Hass und Vorurteile getrieben werden können.
Der von Will Poulter mit erschreckender Intensität gespielte Polizist Krauss ist dabei im Gegensatz zu anderen Charakteren keine reale Person, sondern ein Konglomerat aus verschiedenen an den Vorfällen beteiligten Polizisten. Er ist quasi die Personifizierung des Hasses, der die Ereignisse in dem Motel hat derart eskalieren lassen. Es ist eine mutige Darstellung von Poulter, da sein Spiel die geballte Wut des Publikums auf sich zieht und es sehr schwer sein wird, ihn zukünftig bei anderen Filmen komplett von dem Eindruck, den er hier hinterlässt, zu lösen. Trotzdem: Hut ab vor dieser Leistung! Das gilt auch für den Rest des sehr starken Ensembles, das auf sehr nuanciertes, realistisches Spiel setzt und dadurch dem Ansatz der fast schon dokumentarischen Inszenierung perfekt entspricht.
"Detroit" ist ein schwieriger, da extrem herausfordernder Film. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, wird mit einem exzellenten Thriller-Drama belohnt, das nicht nur über fast zweieinhalb Stunden hinweg fesselt, sondern auch noch lange nachhält. Ein Film, über den man nach dem Ansehen unbedingt reden sollte. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold