Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Sönke Wortmann |
Kinostart: | 14.07.2016 |
Produktionsland: | Deutschland 2016 |
Laufzeit: | ca. 103 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Am 24. Juli 2010 rief die Produktionsfirma von Kultregisseur Ridley Scott zusammen mit dem Online-Portal YouTube die User auf der ganzen Welt dazu auf, besondere Momente dieses Tages mit der Kamera festzuhalten und auf YouTube hochzuladen. 80.000 Beiträge aus 190 Ländern mit einer Gesamtlaufzeit von über 4.500 Stunden waren das beeindruckende Ergebnis. Regisseur Kevin Macdonald ("State of Play", "Der Adler der Neunten Legion"), sein ausführender Produzent Ridley Scott, Produzentin Liza Marshall und ein unerschrockenes Team von Mitarbeitern hat aus dieser Fülle von Material ein Kaleidoskop eines Tages auf unserer Erde zusammen geschnitten.
Auf den Erfolg von "Life in a Day – Ein Tag auf unserer Erde" folgten Ableger aus Japan, England, Italien und Indien. Mit "Deutschland. Dein Selbstporträt" wird nun auch ein Tag im Leben der Deutschen auf die Leinwand gebracht. Unter der Leitung von Sönke Wortmann wurden über 10.000 Beiträge, die am 20. Juni 2015 mit Videokamera, Tablet oder Smartphone gefilmt wurden, gesichtet und zu einem mal amüsanten, mal bewegenden, mal interessanten und mal belanglosen Ganzen zusammen geschnitten. Für die Teilnehmer an dem Projekt gab es nur wenige Vorgaben. Sie sollten sich lediglich an drei leitfragen orientieren: Was macht dich glücklich? Wovor hast du Angst? Was bedeutet Deutschland für dich? Ansonsten aber galt: Einfach drauf los filmen.
Während die meisten Szenen sehr kurz sind und lediglich kurze Momentaufnahmen präsentieren, wird manchen Beteiligten mehr Zeit eingeräumt. Diese längeren Beiträge, die in kurze Szenen unterteilt über den ganzen Film verstreut zu sehen sind, gehören zu den stärkeren Momenten von "Deutschland. Dein Selbstporträt". Auch wenn sie so wirken, als wären sie von professionellen Dokumentarfilmern inszeniert, wodurch der persönliche, "simple" Charakter des Projekts ein wenig abgeschwächt wird, erzählen sie einfach die spannendsten Geschichten Die kurzen Clips, die den Film ansonsten dominieren, wirken nämlich auf Dauer einfach ermüdend.
Das Problem ist, dass sich das Konzept von "Life in a Day – Ein Tag auf unserer Erde" nicht so leicht auf einzelne Länder übertragen wird. Der Reiz des ursprünglichen Projekts lag ja darin, nicht nur die Unterschiede, sondern vor allem die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen aufzuzeigen. Nimmt man diesen Punkt heraus, verkommt das Ganze schnell zu einer langatmigen Selfie-Show, wie man sie tagtäglich hundertfach auf YouTube bewundern kann. Natürlich haben die Macher der Deutschland-Version versucht zu zeigen, wie bunt und vielseitig unsere Gesellschaft ist. Doch das geschieht leider sehr zögerlich, einseitig und doch auch arg klischeehaft, weshalb dieser Aspekt nicht wirklich funktioniert. Vielmehr scheint "Deutschland. Dein Selbstportrait" eher ein Bild von Deutschland vermitteln zu wollen, wie es die Macher gerne hätten – was nicht immer dem entspricht, wie es wirklich ist.
Wie dem auch sei, allen Kritikpunkten zum Trotz hat "Deutschland. Dein Selbstporträt" einige sehr schöne Szenen zu bieten, über die man mitunter auch herzhaft lachen kann. Die beste dieser Szenen versteckt sich allerdings erst im Abspann. Hier wird ein kleiner Junge beobachtet, der mit seinem Papa "diskutiert" einfach zum Brüllen komisch! Wegen solcher Momente gibt es für einen Kinobesuch dann unterm Strich auch gerade noch ein: Empfehlenswert!
Weitere Infos zum Film gibt es HIER.
Ein Artikel von Sebastian Betzold