Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | On the Basis of Sex |
Genre: | Drama |
Regie: | Mimi Leder |
Kinostart: | 07.03.2019 |
Produktionsland: | USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 120 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/eOneGermany/ |
Die USA in den 1950ern: Mit den Rechten der Frauen ist es noch nicht weit her. Das muss die junge Ruth Bader Ginsburg (Felicity Jones) am eigenen Leib erfahren, als sie als eine der wenigen Frauen für ein Jurastudium an der Harvard-Universität zugelassen wird, aber für ihren erfolgreichen Abschluss weitaus härter kämpfen muss, als ihre männlichen Kommilitonen. Doch nicht zuletzt durch die Unterstützung ihres Mannes Marty (Armie Hammer) lässt sie sich nicht unterkriegen und schafft den Abschluss. Einen Job als Anwältin bekommt sie in der von Männern dominierten Welt dennoch nicht und muss sich mit einer Jura-Professur begnügen. Doch dann wird sie auf den Fall eines Mannes aufmerksam, dem aufgrund seines Geschlechts der übliche Steuernachlass zur Pflege seiner kranken Mutter nicht gewährt wird. Ruth sieht darin eine Möglichkeit, eine völlig veraltete Gesetzeslage zu ändern und beginnt einen leidenschaftlichen Kampf gegen Diskriminierung, der Geschichte schreiben wird…
"Die Berufung - Ihr Kampf für Gerechtigkeit" zeichnet den Beginn von Ruth Bader Ginsburgs Kampf für Gerechtigkeit nach, der sie im späteren Verlauf ihres Leben bis zum Supreme Court, dem Obersten Gericht der USA, bringen wird. Dort ist Ginsburg auch im hohen Alter von über 85 Jahren noch immer tätig und ist für viele Amerikaner ein unverzichtbares Gegengewicht gegen die konservative Mehrheit unter den Richtern. In den letzten Jahren ist sie gerade für junge Menschen regelrecht zur Pop-Ikone aufgestiegen und ist ein Vorbild, wie es sie immer weniger gibt. Ihre Arbeit, ihr Leben und ihr beruflicher aufstieg wurde vor wenigen Monaten in der Oscar-nominierten Dokumentation "RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit" porträtiert. Da braucht es diese sehr konventionelle dramaturgische Adaption eigentlich nicht mehr.
Zumal der Film von Mimi Leder einige Dinge verfälscht. Sicherlich, das sind alles dramaturgische Freiheiten, die das Ergebnis des harten Kampfes dieser bemerkenswerten frau nicht unbedingt minimiert. Aber wenn man in der Dokumentation Originalaufnahmen des Prozesses sieht, der hier nachgespielt wird, und dabei erkennt, mit welcher Sicherheit und Entschlossenheit Ginsburg schon damals nach außen hin aufgetreten ist, dann kann diese Film-Version einfach nicht als gelungen bezeichnet werden. Hier ist sie oft unsicher, stößt nervös gegens Mikrofon und kann erst durch den Zuspruch ihres Mannes und ihrer Tochter den Mut aufbringen, sich gegen die Dominanz der Männer zu stellen.
Davon abgesehen ist "Die Berufung - Ihr Kampf für Gerechtigkeit" aber kein schlechter Film. Er wird eben nur der Person, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, nicht wirklich gerecht. Felicity Jones spielt stark und auch Armie Hammer kann auf ganzer Linie überzeugen. Die Inszenierung ist überraschungsarm, aber durchaus mitreißend. Und die Botschaft, die hier auf zugegebenermaßen etwas seichte Art vermittelt wird, ist leider immer noch sehr aktuell und daher auch wichtig. Sicherlich, Ruth Bader Ginsburg hätte einen besseren Film verdient – doch den hat sie ja schon mit "RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit". Da kann man über die kleinen Schwächen dieses Gerichts-Dramas durchaus hinwegsehen und dem Film noch ein verdientes "Sehenswert" attestieren.
Ein Artikel von Sebastian Betzold