Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Ventajas de viajar en tren |
Genre: | Komödie, Mystery, Horror, Drama |
Regie: | Aritz Moreno |
Kinostart: | 20.08.2020 |
Produktionsland: | Spanien/Frankreich 2019 |
Laufzeit: | ca. 106 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.neuevisionen.de |
Nachdem sie ihren Mann in eine Klinik gebracht hat, trifft die Verlegerin Helga Pato (Pilar Castro) auf der Rückfahrt im Zug den Psychiater Ángel Sanagustin (Ernesto Alterio), der selbst in der Klinik arbeitet. Er beginnt, von seinem ungewöhnlichsten Fall zu erzählen. Doch die Geschichte eines Soldaten, der sich im Krieg in eine Frau verliebt, die mit allen Mitteln um den Erhalt eines Kinderkrankenhauses kämpft, ist nur der Anfang eines absurden Trips, in dem sich verschiedene Geschichten miteinander vermischen, die unaufhaltsam in Richtung eines skurrilen Abgrunds aus Obsessionen, Perversionen und Wahnsinn zusteuern…
"Die Obskuren Geschichten eines Zugreisenden" ist nur schwer zu beschreiben. Regisseur Aritz Moreno erzählt eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte, die dann wiederum in eine andere Geschichte mündet… klingt verwirrend und ist es auch. Das ganze ist ein wilder Mix aus tiefschwarzer Satire, düsterem Mystery-Thriller und bildgewaltigem Delirium. Das ist wahrlich keine leichte Kinokost – dafür aber umso spannendere. Dem Film gelingt es fast in jeder Minute, sein Publikum aufs Neue zu überraschen und dabei völlig unerwartet von einem Extrem ins nächste zu wechseln.
So ist das Ganze in einem Moment unglaublich komisch oder völlig skurril, nur um einen dann mit voller emotionaler Wucht in die Magengrube zu boxen. Moreno schafft es sehr geschickt, dass man sich beim Anschauen seines Films äußerst unwohl fühlt – und das auf eine ganz besondere Art wirklich genießt. Nicht selten fragt man sich, was das Ganze soll, ohne sich der Faszination der Inszenierung entziehen zu können. Am Ende sind wahrlich nicht alle Fragen beantwortet, aber vielleicht macht auch gerade das den Reiz dieses im wahrsten Sinne des Wortes obskuren Werks aus.
"Die Obskuren Geschichten eines Zugreisenden" ist kein Film für Freunde des entspannten Mainstreams. Um dieses Kleinod wirklich genießen zu können, muss man es schräg, böse, blutig, völlig abgedreht und inhaltlich herausfordernd mögen. Wer sich jetzt angesprochen fühlt, der sollte dieser originellen Story-Matrjoschka unbedingt eine Chance geben. So schnell werdet Ihr diesen Film garantiert nicht wieder vergessen. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold