Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | L`Empereur |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Luc Jacquet |
Kinostart: | 02.11.2017 |
Produktionsland: | Frankreich 2017 |
Laufzeit: | ca. 85 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.wildbunch-germany.de/movie/die-r |
Zwölf Jahre ist es nun her, dass Luc Jacquet mit "Die Reise der Pinguine" einen der erfolgreichsten Dokumentarfilme überhaupt abgeliefert hat und damit eine ganze Welle an Tier- und Naturdokumentationen in die Kinos befördert hat. Nun hat sich der Filmemacher erneut auf den Weg in die Antarktis gemacht, um den Kaiserpinguinen einen weiteren Besuch abzustatten. Ausgerüstet mit neuester Kameratechnik haben Jacquet und sein Team zwei Monate lang eine Gruppe von Kaiserpinguinen beobachtet und junge Tiere bei ihrer ersten Entdeckungsreise zum Meer begleitet. Was bringt die Tiere, die über Monate wie regungslos auf einer Stelle stehen, dazu, sich scheinbar unvermittelt auf den Weg zum Wasser zu machen? Was treibt die jungen Pinguine, denen Niemand das Schwimmen beigebracht hat, an, sich ins Meer zu stürzen? Welche Gefahren lauern auf dem Weg dorthin auf die Herde?
Diese und noch weitere Fragen werden in "Die Reise der Pinguine 2" behandelt. Mit neuester HD-Technik, die auch das Filmen unter Wasser ermöglicht haben, hat Jacquet wieder einige beeindruckende Bilder eingefangen. Das ist mal berührend, mal erstaunlich und dann wieder sehr amüsant. Allerdings hat der Film auch zwei große Schwachpunkte. Der erste ist die unnötig verschachtelte Erzählstruktur. Immer wieder springt die Dokumentation in der zeitlichen Abfolge vor und zurück. Das macht manchmal Sinn, sorgt aber oft auch für ein wenig Verwirrung. Die so aufgebaute Dramaturgie führt zudem stellenweise zu einer Vermenschlichung der Pinguine, die in einer solchen Naturdokumentation eigentlich nicht stattfinden sollte. Zwar ist das Ganze sehr viel zurückhaltender, als im ersten Film, wo die Pinguineltern und ihr Kind mit entsprechenden Voice Over Kommentaren sprechen durften – was zumindest in Deutschland erst für die DVD-Veröffentlichung mit einer optionalen Tonspur mit Sky Du Mont als Erzähler ausgebessert wurde. Auch wenn darauf im zweiten Film zum Glück verzichtet wurde, wirken einige Momente auch hier noch zu konstruiert und lassen die für eine Dokumentation nötige Sachlichkeit vermissen.
Die zweite Schwäche resultiert aus dem großen Erfolg des ersten Films. Der hat derart viele ähnlich geartete werke nach sich gezogen, dass es dem zweiten Teil nach zwölf Jahren nun einfach nicht mehr so recht gelingen will, ein ähnliches Gefühl von Faszination und Wunder aufzubauen, wie das noch der Oscar-Gewinner von 2005 geschafft hat. Das macht aus dieser Fortsetzung natürlich noch lange keinen schlechten, aber auf einer gewissen Ebene doch einen recht belanglosen Film. Trotz toller Bilder und einiger sehr schöner Momente gelingt es "Die Reise der Pinguine 2" einfach nicht, bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Wer den ersten Film geliebt hat und von Pinguinen gar nicht genug bekommen kann oder wer einfach eine Schwäche für toll gefilmte Naturdokumentationen hat, der kann sich getrost auf eine erneute Reise mit den Kaiserpinguinen machen. Wer allerdings erwartet, hier einen ähnlich bewegenden Film wie beim ersten Teil erleben zu können, der wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Daher gibt es das verdiente "Sehenswert" auch nur mit kleinen Abstrichen.
Ein Artikel von Sebastian Betzold