Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Lá belle époque |
Genre: | Komödie, Drama, Romantik |
Regie: | Nicolas Bedos |
Kinostart: | 28.11.2019 |
Produktionsland: | Frankreich 2019 |
Laufzeit: | ca. 115 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.constantin-film.de/ |
Einst war Victor (Daniel Auteuil) ein kreatives Genie, ein Mann, zu dem man bewundernd aufblicken konnte. Doch jetzt ist er besonders für seine Frau Marianne (Fanny Ardant) und seinen Sohn Maxime (Michaël Cohen) nur noch eine Nervensäge, die an allem und jeden etwas auszusetzen hat. Während sich Marianne längst in eine Affäre geflüchtet hat, sucht Maxime einen anderen Weg, um seinen Vater aus seinem Altersstarrsinn zu befreien. Er lädt Victor dazu ein, mit Hilfe der Firma "Time Travellers" seines Freundes Antoine (Guillaume Canet) in eine Zeit seiner Wahl zurück zu reisen. In einem Filmstudio soll diese dann absolut authentisch nachgestellt werden. Victor stimmt zu und entscheidet sich für den Abend im Jahr 1974, an dem er sich in Marianne verliebt hat. In Kulissen und unter Scheinwerfern darf er nun noch einmal in Erinnerungen schwelgen, wobei ihm auch die Schauspielerin Margot (Doria Tillier) hilft, die für ihn die junge Marianne spielt. Und während für Victor die Grenzen zwischen damals und heute immer mehr verschwimmen, scheint er sein altes Feuer tatsächlich wiederzufinden…
Viele fragen sich bestimmt, wie es wäre, noch einmal einen bestimmten Moment ihrer Vergangenheit erleben zu dürfen. Noch einmal ein besonderes Gefühl spüren, das längst vergessen zu sein scheint, noch einmal einen Ort besuchen, den es nicht mehr gibt. Wäre das nicht schön? Oder sollte man die Vergangenheit lieber ruhen lassen, um sich die schönen Erinnerungen nicht zu zerstören? Auf wunderbar verspielte Art geht "Die schönste Zeit unseres Lebens" dieser Frage nach. Die Mischung aus leisem Drama und leichter Komödie ist ein wenig durchzogen vom Geist der "Truman Show" und zeigt uns dabei, dass man manchmal zurückblicken muss, um sein gegenwärtiges Leben und die Menschen darin wertschätzen zu können.
Zugegeben, bisweilen wirkt der Film ein wenig überladen. Der Handlungsstrang um Antoine, der alles gibt, um andere Menschen glücklich zu machen und dabei selbst unfähig zu sein scheint, echte Gefühle oder sowas wie Romantik empfinden zu können, nimmt streckenweise zu viel Raum ein, wodurch der interessantere Teil der Geschichte ein wenig in den Hintergrund katapultiert wird. Davon abgesehen ist Nicolas Bedos ein wirklich schöner Film gelungen, der nicht nur richtig witzig ist, sondern auch richtig zu Herzen geht. Ja, wie die Welt, die "Time Travellers" für seine Kunden erschafft, wirkt auch der Film manchmal konstruiert und zu schön, um wahr zu sein. Doch auf seine ganz eigene Art schafft es "Die schönste Zeit unseres Lebens" perfekt, dass man sich als Zuschauer fallen lassen und die Realität für fast zwei Stunden einfach mal vergessen kann. Und dafür nimmt man doch auch einige Ungereimtheiten sehr gerne in Kauf.
Zudem regt der Film auch zum Nachdenken an, denn man fragt sich beim Anschauen zwangsläufig, welchen Moment aus dem eigenen Leben man noch einmal rekonstruiert haben möchte, welche Menschen man vielleicht noch einmal wiedersehen möchte oder welchen Fehler man wieder gut machen würde. Und vielleicht steht dann ja am Ende sogar die persönliche Erkenntnis, dass es nie zu spät dafür ist, alte Bekanntschaften wieder aufzufrischen, Entschuldigung zu sagen oder etwas zu finden, dass das Leben auch auf den letzten Metern noch aufregend und einfach lebenswert macht. Wer leichte französische Komödien und charmantes Wohlfühlkino mag, der ist hier genau richtig. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold